Ich bin ein böser Junge

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TRIGGERWARNUNG

Meine Augenlieder wurden bereits schwer und ich wäre fast an Taddls Schulter eingeschlafen, als der Wagen anhielt. Ich hob den Kopf, Panik breitete sich in meinen Hirn aus. 

"Egal, was jetzt passiert, Taddl, halt einfach den Mund, okay?"

"Was, Ardian..."

"Nein, shht." 

Jack öffnete die Türen und ich musste blinzeln, weil das helle Licht mich blendete. Jack sah uns mitleidig an. "Es tut mir so leid."

"Schon okay", murmelte ich und versuchte mich aufzusetzen.

Taddl schnappte nach Luft, als er mein Gesicht richtig sah. Ich versuchte, ihn irgendwie mit Blicken zu beruhigen, was mir anscheinend ziemlich misslang, denn er schüttelte nur weiter den Kopf und sagte etwas unverständliches.

Jack zog mich auf die Füße und hielt mich aufrecht, weil ich mich sonst auf die Fresse gelegt hätte. Ich wusste nicht, was hinter mir mit Taddl passierte, aber ich hatte das miese Gefühl, dass Zack irgendwas vorhatte, um ihn endgültig loszuwerden, und wenn er dafür sterben müsste.

Ich sah Zack auf mich zukommen und versuchte, ein trotziges Gesicht aufzusetzen. Er stellte sich vor mich und hob mein Kinn an, sodass ich ihm genau in die Augen sehen musste. Ich hielt ein paar Sekunden seinem Blick stand, dann zog ich meinen Kopf weg und spuckte ihm vor die Füße. 

"Fahr zur Hölle", sagte ich.

Zack grinste und nickte Jack zu. Ich hatte keine Ahnung, was das bedeutete, ich wusste nur, dass es nicht gut war. Vielleicht war ich zu weit gegangen.

Ich stolperte neben Jack hinter Zack her und konnte dabei Taddls ungeschickte Schritte hören. Mein Herz klopfte so rasend schnell, dass ich Angst bekam, zu sterben. Ich stolperte über meine eigenen Füße. Mir wurde schwindlig und alles verschwamm vor meinen Augen. Ich würde gleich zusammen brechen, wenn ich mich nicht bald setzen konnte. 
Ich kannte die Gegend nicht, durch die wir gingen. Zack hatte mich nie hergebracht und ich glaubte, mir sicher zu sein, warum. Wahrscheinlich war das der Ort, an den die ganz bösen Jungs kamen. Zack hatte mir davon erzählt, um mich einzuschüchtern, und es wäre definitiv besser gewesen, wenn es geklappt hätte. 

Ich dachte schon, wir würden noch ewig weiter gehen, als Zack die Tür einer Lagerhalle aufstieß und hinein ging. Wir folgten ihm, doch ich blieb in der Tür stehen, drehte mich zur Seite und übergab mich hustend auf den Boden. Ein stechender Schmerz jagte meine Kehle hoch, aber ich ignorierte es, wischte mir, so gut es mit gefesselten Händen ging, den Mund ab und schlurfte weiter, als wäre nichts passiert. 

Irgendwo in der Mitte blieb Zack stehen und bedeutete Jack mich los zu lassen. Ich taumelte ein wenig, schaffte es aber, gerade stehen zu bleiben und schaute zu Zack hinüber, ohne mit der Wimper zu zucken. 

Taddl hatte bis jetzt kein Geräusch gemacht, was ich als gutes Zeichen empfand, weil er wahrscheinlich keine Schmerzen hatte. Zumindest keine Schlimmen. 

"So so." Zack kam auf mich zu. "Jetzt stehst du wieder vor mir, ganz hilflos, wie ich dich am liebsten hab. Wann checkst du eigentlich, dass du nicht abhauen kannst?"

"Lass mich doch endlich in Ruhe, du Mistkerl!" 

Zack gab mir eine Backpfeife und ich hörte einen gedämpften Schrei von Taddl. "Du redest nur, wenn ich es dir erlaube."

Ich zog die Augenbrauen zusammen. "Du hast mich was gefragt..."

"Das war eine rhetorische Frage, Kleiner." Zack griff nach dem Saum meines Shirts. 

Ich schluckte leicht und wartete, was er weiter tun würde. Seine Finger wanderten unter dem Stoff hoch und strichen über meine Haut. "So unschuldig", hauchte er. Mit einem Ruck zerriss er mein Oberteil und ließ die Fetzen auf den Boden fallen. 

Meine Hände zitterten vor Angst, aber ich versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen. Zack ging langsam um mich herum. "Weißt du", begann er. "Es wäre nur zu schade, wenn diese Unschuld beschmutzt werden würde."

Das Aufschnappen eines Taschenmessers ließ mich zusammen zucken. Ich atmete tief ein und blieb mit gehobenen Kinn stehen. Ich wollte nicht, dass man mir ansah, wie verzweifelt und ängstlich ich war. Ich spürte die kühle Klinge über meine Haut gleiten und zwang mich, nicht hinzusehen. Zack drückte seine kalte Hand gegen meine Wirbelsäule und zwang mich so in ein Hohlkreuz. Auf der Suche nach der perfekten Stelle für was auch immer drehte er meinen Kopf zur Seite, zu ihm und presste seine ekelhaften Lippen auf meine. Ich erwiderte gezwungenermaßen, und spürte plötzlich einen stechenden Schmerz in der Seite, der mich auf Zacks Lippe beißen und aufschreien ließ. Ich riss meinen Kopf weg und starrte ungläubig auf die blutende Stichwunde und das rot verschmierte Messer in Zacks Hand.

"Ups." Zack lächelte mich kalt an. 

"Du Psycho!", presste ich mit zusammen gebissenen Zähnen hervor. 

Zack gab mir keine Antwort, sondern setzte einfach mit dem Messer an meinen Rippen an und fing an in meiner Haut herum zu schneiden. Mir stiegen Tränen in die Augen, aber ich biss mir auf die Lippe und schrie nicht. Eine Träne tropfte auf Zacks Hand und als Retour knallte er mir seinen Messergriff gegen den Kiefer und setzte dann seine Arbeit fort. 

Ich schloss stöhnend die Augen und versuchte, ohnmächtig zu werden, damit ich das alles nicht mehr mitbekommen muss, aber mein Körper wollte nicht. Ich ertrug Zacks Kunst still und fragte mich, warum ich nicht tot war. 

Irgendwann war Zack fertig, ich wusste nicht mehr, wie lange er mich verunstaltet hatte. Er trat einen Schritt zurück und beobachtete mich. "Sieh es dir an."

Ich traute mich nicht, zu widersprechen, deshalb ließ ich mein Kinn auf die Brust fallen und starrte die blutigen Letter vor meinen Augen an. 'Zack'. Er hatte mich gekennzeichnet, für immer. Er war wirklich krank im Kopf. 

Das Klappern eines Gürtels ließ mich wieder zu Zack schauen. Er zog das Leder aus der Hose und hielt es mir vor die Nase. Mir war klar, was er vorhatte. 

"Nein", murmelte ich. "Komm schon, Zack, bitte."

"Aber böse Jungs müssen lernen zu gehorchen." Sein Grinsen war so durchgeknallt wie noch nie zuvor. 

"Nein, nein, Zack, nein. Bitte nicht, bitte. Nein." Ich schüttelte den Kopf und wich nach hinten aus. 

"Oh, oh, Ardy." Zack drehte mich an den Schultern zu Taddl um, der mit Panik im Blick und Messer an der Kehle da stand. 

"DU MISTKERL!", brüllte ich, als mich zwei von Zack Witzfiguren, darunter Jack, auf die Knie zwangen, die Fesseln durchschnitten und mich an jeweils einem Arm festhielten. Ich lachte und weinte zu gleich, aber nicht mehr aus Angst vor Zack, sondern um Taddl. Ich hatte ihn da mit rein gezogen, deshalb musste ich jetzt alles tun, um ihn heil wieder hinaus zu bekommen. 

Zack trat hinter mich und ich schwöre, ich konnte ihn lächeln hören, als er zuschlug.

I Knew You Were Trouble | TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt