Kapitel 1

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“Mom, ich bin doch nur zwei Wochen nicht da. Und wenn mir was fehlt, kann ich es mir auch noch dort kaufen.”

Ich sah mit herausforderndem Blick an. Es sind Sommerferien und ich fahre für zwei Wochen zu meinem Cousin nach London. Er und meine Mom sind das Einzige, was ich an Familie noch besitze. Zu meinem Vater hab ich keinen Kontakt, er interessiert sich nicht für mich. Meine Tante und ihr Mann sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Seitdem wohnt mein Cousin allein in London. Aber auch nicht ganz allein. Er wohnt mit seinen Kumpels in einer Villa dort. Sie sind unzertrennlich.

„Na gut. Und jetzt beeile dich. Dein Flug geht in zwei Stunden. Und du musst noch einchecken und alles.“

„Ja Mom, gib mir noch 5 Minuten damit ich mich umziehen kann. In Ordnung?“

Sie nickte und verließ mein Zimmer. Ich ging zu meinem Schrank der sich auf der anderen Seite von meinem Zimmer befindet. Ich öffnete ihn. „Hm... was zieh ich für den Flug an?“, dachte ich laut. Ich brauche Musik. Ich schnappte mir meinen iPod und durchstöberte ihn. Ich nahm eins meiner Lieblingslieder. Keine paar Sekunden später ertönte 'If You Could See Me Now' von The Script aus meinem iPod. Ich kramte zwischen den Sachen die ich noch nicht eingepackt hatte und entschied mich für eine kurze Hose in weinrot. Als Oberteil wählte ich eine cremefarbene Bluse. Und als Schuhe nahm ich die einzigen die mir noch übrigblieben. Meine heißgeliebten roten Chucks.

Mom hatte sie mir zu meinem 16. Geburtstag geschenkt. Letztes Jahr. Dieses Jahr hatte ich schon Geburtstag. Mein Cousin war auch da. Und damals noch seine Eltern. Ich vermisse meine Tante und meinen Onkel schon sehr. Und ich finde es schade, dass ich Liam so selten sehe.

Meine Mom schrie aus dem Flur: „Kommst du? Dein Flug geht gleich.“

„Ja Mom. Bin unterwegs.“

Ich schnappte mir meine Tasche und trottete in den Flur. Auf dem Weg nach unten entdeckte ich Ginger, wie sie auf der Treppe sitzt. Ich nahm sie kurz auf den Arm und verabschiedete mich von meiner Katze. Mom stand schon mit meinem Koffer da. Wir gingen zum Auto und luden mein Zeug in den Kofferraum.

Ich hatte mich vor dem Check-in von Mom verabschiedet. Sie weinte, sammelte sich jedoch wieder schnell. Ich ging in den Wartebereich, setzte mich auf eine Bank und blätterte durch meine Zeitschriften.

„Kann ich mich hier hinsetzten?“, fragte mich jemand. Ich nahm die Zeitschrift nach unten und sah in die Augen eines Mädchens. Sie ist höchstens 12. Ich nickte. „Klar. Setz dich ruhig.“

Erst jetzt bekam ich mit, wie brechend voll der Wartebereich war. Wollen die alle nach London?

„Und wo willst du hin?“ Das Mädchen riss mich aus den Gedanken.

„Nach London. Und du?“ Sie lächelte.

„Cool ich auch. Ich bin Cassidy. Und du?“

„Cecilia. Aber Lia reicht.“ Ich lächelte sie an und sie hielt mir ihre Hand hin. Ich ergriff sie und schüttelte sie. Unser Flug wurde aufgerufen.

„Vielleicht sehen wir uns ja in London. Also. Tschau.“

Sie nahm ihren Rucksack und ging in Richtung Flugzeug. Ich machte langsam, da sich eh eine lange Schlange gebildet hatte.

Nach 10 Minuten anstehen, kam auch ich an die Reihe. Ich ging ins Flugzeug und suchte meinen Platz. Reihe 10 Sitz C. Hey, ein Fensterplatz. Finde ich gut. Ich ging den Gang entlang, bis ich Reihe 10 erreichte und sah in die gleichen grauen Augen wie vorhin.

„Hey, Cassidy. Ich glaube ich sitze neben dir.“ Sie sah mir direkt in die Augen und grinste über beide Ohren.

„Klasse, aber nenn mich bitte Cassy.“
„Kein Problem.“ Ich setzte mich und nahm meine Tasche auf den Schoß.

Während die Maschine zur Startbahn rollt, hole ich meinen iPod und mein Lieblingsbuch aus der Tasche.

Cassy grinst mich an. „Suzanne Collins also. Warte.“

Sie kramt in ihrem Rucksack, holt ebenfalls ihren iPod raus und kramt dennoch weiter. Dann hält sie das gleiche Buch wie ich in der Hand und wir müssen beide lachen. Plötzlich ertönt eine Durchsage, zucke zusammen und bringe Cassy dadurch noch mehr zum lachen.
Als sie sich beruhigt startet das Flugzeug und wir heben ab. Ich nehme meinen iPod und lausche der Musik.

Die Stunden vergehen im Flug – noch vier Stunden - und ich unterhalte mich mit Cassy. Sie fliegt in den Ferien jetzt 5 Wochen zu ihrem Dad nach London. Sie wohnt mit ihrer Mom in Pine Hills, nicht weit weg von Orlando, wo ich mit meiner Mom wohne. Ihre Eltern haben sich scheiden lassen als sie 8 war. Also vor 5 Jahren. Ich hab Cassys Alter falsch eingeschätzt. Sie ist 13. Seitdem fliegt sie jeden Sommer 5 Wochen zu ihrem Dad nach London. Sie hat mir ihre Handynummer gegeben und ich ihr meine. Vielleicht können wir uns ja mal treffen. Auch wenn sie jünger ist als ich. Manchmal ist es besser mit Jüngeren zu reden.

„Was hörst du für Musik?“ Sie sieht mich erwartend an.

„Alles Mögliche. Und du?“

„Hier,“ sie hält mich einen komischen Stecker hin. „so können wir beide mit einem iPod Musikhören.“ Ich nehme den Stecker und stecke meine Kopfhörer in dieses echt merkwürdige Ding. Ich höre Liams Stimme und muss sofort lächeln. Cassy beäugt mich ganz genau und muss grinsen als ich lächle.

„Kennst du sie?“ Ich nicke. „Ja ich weiß wer das ist. Live gesehen habe ich sie noch nie. Nur einen. Und das mehrmals im Jahr.“ Sie sieht mich verdattert an. „Wie meinst du das? Wen siehst du mehrmals im Jahr? Harry? Niall? Louis? Zayn? Liam?“ Bei Liam muss ich wieder grinsen. „Letzterer. Er ist mein Cousin und ich befinde mich auf den Weg zu ihm. Er wird mich vom Flughafen abholen.“ Sie ist fassungslos. „Ehrlich? Cool!“ „Ihr könnt dann bestimmt ein Bild machen. Und wenn wir uns Treffen kann ich vielleicht alle fünf mitbringen, oder vielleicht besuchst du uns ja mal. Du hast ja meine Handynummer.“ Sie grinst seit einer Weile pausenlos.

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