„Ahh!", ein erschrockenes Quietschen entkam deiner Kehler und schon im nächsten Moment warst du hinter den Nächstbesten gesprungen – egal wie kindisch das war. Ja, es gab einiges, das du an der Lichtung hasstest. Die Mauern, dass noch kein Ausweg gefunden worden war, diese Strünke, die sich immer wieder aufspielten und die fehlende Hygiene und Privatsphäre. Aber das war nicht wirklich am schlimmsten. Nein, immer und überall dieses Ungeziefer! Käfer, Schmetterlinge und so Zeug konntest du ja noch ertragen oder mochtest du gar, aber Spinnen?! Diesen Dingern wolltest du auf keinen Fall zu nahe kommen. Du würdest dich sogar eher mit einer Käferklinge anlegen, die, wenn man es drauf ankommen lies, auch nicht die ungefährlichsten sind – aber ein Griever wäre dann doch etwas zu viel des Guten um ihn in diesen Vergleich mit einzubauen. Du hasstest einfach alles an der Lichtung! Und wieso musstest du als einziges Mädchen hierher geschickt werden? Wollten sich die Schöpfer einen Witz erlauben oder hat ihnen einfach die weibliche Note im Labyrinth gefehlt? Du verstandest es nicht – wolltest es auch gar nicht. Jetzt wurdest du schon seit einem knappen halben Jahr wie eine Leprakranke behandelt und sie hatten nur so viel mit dir zu tun wie sie eben mussten. Als wärst du ansteckend – womit auch immer. Das war eine der nervigsten Sachen mit der du dich hier, in der Verkörperung der Hölle auf Erden, herumschlagen musstest. Wenigstens kamst du mit Zart, dem Hüter der Hackenhauer, gut zurecht. Oder Bratpfanne. Er hatte seitdem du auf der Lichtung bist wohl seinen Feministen in sich gefunden. Wobei – er behandelte dich wohl ein bisschen besser als die Anderen. Du hattest auch schon oft daran gedacht, dass er auf dich stehen könnte, sollte man solche Gefühle auch hier in der Verdammnis haben können, aber das war aus deiner Sicht einfach unmöglich. Nicht, weil du unbedingt unattraktiv warst oder dich so empfandest, sondern viel mehr weil du so im Gefühl hattest, dass er kein Interesse an dir allgemein hatte – an Mädchen. Aber das sprachst du bestimmt nicht laut aus und es hatte erst Recht nichts mit der jetzigen Situation zu tun. Denn wie du soeben bemerktest, hattest du dich bei deinem Schwarm – laut Zart würdest du voll auf ihn abfahren – gerade eben auf das Schlimmste lächerlich gemacht. Und schon bemerktest du wie deine Wangen heiß wurden. Es konnte natürlich nur dir passieren, dass du wegen einerSPINNE hinter Minho springst und versteckst. Es war nicht schlimm, weil ein dahergelaufener Idiot mit nichts als Klonk im Kopf behaupten würde, du würdest auf ihn stehen – das tatest du nämlich nicht! - sondern weil du gerade praktisch den Hüter der Läufer angesprungen hattest. Wie peinlich! War ja nicht so, dass diese tagtäglich in das unheimliche Labyrinth gehen würden und dort jederzeit in Gefahr liefen auf einen Griever zu treffen. Und du hattest immer noch Alpträume von den Dingern, als du sie das erste mal durch das kleine Fenster in der Mauer gesehen hattest. Das war auch das einzige Mal. Aber du erschrakst ja wegen so einer Nichtigkeit wie Spinnen. Und damit trösten, dass man diese Spinne durchaus als Mini-Griever bezeichnen könnte, konntest du dich auch nicht. Außerdem hattest du aus deren Sicht vermutlich mal wieder bestätigt wie dumm Mädchen doch waren. Jedenfalls amüsierte dein Anblick den Asiaten sehr, denn er zog seine Augenbraue hoch und ein fieses Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Bei allen Schöpfern, du konntest es dir denken. Jetzt würde wieder etwas zu tiefst beleidigendes kommen, das kanntest du schon. Und du würdest – wie immer bei jedem – so tun, als würde es dir nichts ausmachen, obwohl es eigentlich doch an deinem Selbstbewusstsein kratzte. Aber es kam etwas unerwartet Nettes. Er schnalzte bloß mit seiner Zunge und meinte belustigt: „Na, hat das arme, kleine Mädchen etwa Angst?" Pah, er konnte dich mal. So viel zu nett. Du warst wirklich vieles und durftest dir das alles schon einmal anhören – schwach, nichtsnutzig, unbrauchbar im Labyrinth, zu weich. Aber klein warst du alle mal nicht! Der Strunk von Läufer war schließlich auch nur ... einen knappen Kopf größer – vielleicht, aber nur in dem unwahrscheinlichsten Fall, war er sogar noch größer -, da sollte er dich nicht verspotten. Nein man, dafür konntest du nichts. Er war einfach nur zu viel gewachsen! Eben. Und das sagtest du ihm natürlich, so unbedacht wie du warst. Und was tat er? Er lachte! Er machte sich einfach über dich lustig. Grr, damit machte er sich bei dir so gar nicht beliebt. Tss, als würdest du jetzt weiter in seiner Anwesenheit bleiben. So machtest du auf deinem Absatz kehrt, warfst ein wenig arrogant deine Haare über die Schulter und stolziertest davon. Und nein, du wolltest ihm nicht nur aus dem Weg gehen, weil dir das peinlich war. Da gab es schlimmeres – weitaus, und das war dir alles schon widerfahren. Und noch Meter entfernt konntest du sein lautes Lachen hören in das er und die umstehenden Lichter verfallen waren, als du abgezogen warst. Und wäre es nicht aus diesem Grund, hättest du sogar zugeben müssen, dass Minho öfters lachen sollte, da es in deinen Ohren wunderschön klang. Aber so? Nope, das könnte er sich deiner Meinung gerade verkneifen. Einfach argh!
Auch noch Stunden danach warst du genervt. Inzwischen waren alle gesättigt, nur du nicht. Vielleicht hättest du dein Essen auch essen sollen, als du dabei warst und Pause hattest, anstatt dich vor der Spinne zu verstecken. Gott, dieses Mistvieh hatte dir den ganzen Tag ruiniert. Nein, nicht die Tatsache, dass du dich mal wieder blamiert hast – vor Minho. Deine Stimmung war nun wirklich gen Nullpunkt – das merkten wohl auch die Anderen. Denn selbst der sonst so gesprächige Zart lies dich in Ruhe. Und ob du nun froh darüber warst, konntest du noch nicht sagen. Vielleicht wäre etwas Ablenkung bis zum Abendessen gut. Vor allem, da es heute wieder später war. Wieso mussten an diesem Tag jeden Monat auch immer wieder Frischlinge kommen? Ihr hattet schon genug Strünke auf der Lichtung – aber insgeheim hofftest du noch immer auf weibliche Unterstützung. Genervt von deinen anstrengenden Gedanken stießt du frustriert die Luft aus und wandtest dich wieder der „Gartenarbeit" zu. Ja, eigentlich warst du froh, dass Zart dich mochte und sich dafür eingesetzt hatte, dass du zu den Hackenhauern kommen konntest. Sonst wärst du jetzt vermutlich bei den Schwappern und das wollte nun mal so gar keiner freiwillig. Aber wieso sollte man auch? Man müsste sich um jeden Klonk kümmern – wortwörtlich.
Du träumtest auch den Rest des Tages während der Arbeit vor dich hin. Und deine Gedankengänge wurden wirklich nicht besser. Von bloßen Selbstmordideen, die unter anderen den Versuch, sich mal einen Tag lang nicht zum Gespött zu machen und vielleicht kochen zu probieren, beinhalteten, gab es fast nichts, was dir als sicher genug erschien, als dass du dich wirklich nicht hättest blamieren können. Das war hier auf der Lichtung ja deine einfachste Übung. Hm, vielleicht würden, sollten sie es jemals auf die Lichtung schaffen, die Griever dich ja verschonen, weil sie Mitleid mit deinem unglaublichen Pech hätten oder denken würden, dass du die Arbeit früher oder später vermutlich mehr unabsichtlich als geplant für sie selbst erledigst - also dich aus Versehen selbst umbringst. Das war nicht mal mehr eine Sache der Unmöglichkeit. Aus Tollpatschigkeit dich selbst zu verletzten, hattest du in den letzten Wochen ja bewiesen, es zu können.
Als die Arbeit dann endlich getan war, da ranntest du fast schon zum Abendessen. Dir war klar, dass die Lichter schon mit dem Frischling feierten, doch das war dir erst einmal reichlich egal. Du wolltest nur etwas in deinen Magen bekommen. So kam es also wie es kommen musste. Über ein Geäst, das dir gar nicht aufgefallen war, stolpertest du und kniffst, den harten Boden erwartend, deine Augen zu. Doch der harte Sturz blieb aus. Stattdessen landest du ziemlich weich, auch wenn dir die Schmerzen trotzdem nicht erspart blieben. Erschrocken darüber risst du deine Augen auf und jetzt, da würdest du dich gerne für deine Dummheit schlagen. Du warst genau in den Schoss des Hüter der Läufer gefallen. Und zwar alles andere als sanft. Um die Situation noch ein bisschen unangenehmer zu machen, lachten die umstehenden Lichter, meist Läufer, auch noch darüber. Yay. Das einzige worüber du froh sein konntest, war wohl, dass Minho wenigstens gerade nichts gegessen hatte. Denn andernfalls, wärt ihr zwei wohl ein bisschen darin gebadet worden. „Ich weiß, dass mein Schoss ziemlich bequem ist, kannst dir für gerne ein Parkticket holen. Die gibt's da, wo du auch deine zwei linken Füße her hast", riss dich die ziemlich sarkastisch klingende Stimme aus den Gedanken. Oops. Schnell rafftest du dich zusammen und standest schwankend von dem Asiaten auf. „Uhm, sorry.", entschuldigtest du dich mehr oder weniger von ihm und wolltest schon auf dem Absatz kehr machen, während sich deine Wangen glühend rot färbten. Aber nichts da. Bevor du auch nur einen Schritt machen konntest, wurdest du von Minho an der Hüfte gepackt und neben sich auf den Boden gedrückt. Jetzt saßt du also bei den Läufer, weil du dank dem Dunkelhaarigen nicht weg konntest und durftest ihren äußerst spannenden Gesprächen zuhören, in denen du dich so gar nicht einbringen konntest. Aber gehen konntest du auch nicht so einfach. Du hattest es versucht, aber bevor du dich auch nur aufgerichtet hattest, warst du wieder auf dem Boden gelandet und durftest den durchdringenden Blick Minhos spüren. Nicht sehr angenehm, kann man sagen.
Schläfrig hieltest du die Hand vor den Mund um zu verhindern, dass jeder dir gegenüber die Schönheit deines Rachens zu bewundern hatte, da du müde gähnen musstest. Einige der Lichter waren schon schlafen gegangen und die Hoffnung, dass du heute noch Abendessen bekamst war schon lange gen null gerutscht. Der Typ, der dich nicht gehen lassen wollte, weswegen auch immer, lies dich nicht und schenkte dir immer mal wieder einen Seitenblick. Aber seine Gespräche beendete er nie.
Todmüde musstest du mit deinen Augen blinzeln, spürtest, dass dein Körper sich ohne dein Zutun bewegte. Die Nacht um dich herum war dunkel und du konntest nichts als einen breiten Rücken erkennen. „Wo?", murmeltest du verwirrt und riebst dir fahrig über die Augen. Die Schulter des Typen, der dich trug, drückte unangenehm gegen deinen Magen, zeigten dir, dass du gerade fast vor Hunger umfielst – im übertragenen Sinne. „Ich hätte dich schwerer geschätzt, Mädchen.", raunte Minho, was dir eine Gänsehaut über die Arme jagte. Du murmeltest nur vor dich hin, hattest zu viel Angst den Läufer mit deinen Gegenworten zu sehr zu nerven. Immerhin lagst du über seiner Schulter und somit könnte er dich auch einfach fallen lassen. Und du hattest für heute definitiv genug Stürze – auch wenn diesmal kein Minho unter dir liegen würde. Und bevor du immer noch müde wieder in den Schlaf driften konntest, wurdest du wieder auf den Boden abgestellt. Ihr wart inzwischen am Gehöft angekommen und er schaute dich von oben herab an. Anders ging es auch gar nicht, du warst einfach viel zu klein um direkt vor ihm zu stehen und in seine Augen schauen zu wollen. „Weißt du eigentlich, dass du ziemlich fies bist", grinste er dich an, „Du fällst mir einfach ungefragt auf meinen Schoss. Das ist eine ziemliche Verlockung." Verwirrt zogst du die Stirn kraus. Du konntest dir einfach keinen Reim aus seinen Worten machen. Abgelenkt davon, merktest du gar nicht, dass er dir immer näher kam. Erst als seine rauen Lippen deine berührten und sanft liebkosten, kamst du wieder im hier und jetzt an. Seine Arme umschlangen deine Taille und wie von selbst, ohne dein großes Zutun, wanderten deine um seinen Nacken und du spieltest mit seinen Haaren. „So ein ungehöriges Verhalten muss doch bestraft werden. Es ist nämlich gar nicht so einfach sich zurück zu halten.", unterbrach er euren Kuss, bevor er dich wieder zu sich zog. Das ging so ein paar Minuten, bevor er dich mit roten Wangen ein paar Zentimeter von sich drückte und seinen linken Arm an deiner Hüfte lies und dich somit einfach mit zog. „Und jetzt suchen wir dir erst mal was zu essen. Dein Magenknurren kann man sich ja nicht mehr anhören.", meinte er nebenbei sarkastisch. Aber das war dir eigentlich egal. Immerhin hatte der Asiate dich gerade geküsst. Du musstest zwar noch klären, was das genau hieß, nichts desto trotz stieg in dir gerade ein Hochgefühl auf, das nicht mal mit >Schmetterlingen im Bauch< gleich gesetzt werden konnte - jedenfalls wenn du deine schweren Augen ignoriertest. Also ... okey, vielleicht war doch nicht alles an der Lichtung zu hassen.
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Lichtergeschichten
Fanfiction>>Der ideale Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute, wenn wir ihn dazu machen.<< - Horaz. Dies sind die Geschichten der der verpassten Momente, genutzten Chancen, der ersten Male. ~ Erlebe deinen ersten Tag, skurrile Küsse, heiße Nächte. Denn...