Kapitel 1

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Ich atmete tief ein. Was... was zur Hölle bekam diese Gottverdammte Schule überhaupt auf die Reihe!?

Eben hatte unser Chemielehrer, Mr. Belcher uns schonend beigebracht, das wir unseren Chemie und Biologieunterricht für die nächsten  drei Wochen in die Räume des Colleges verlegen mussten. Wegen Renovierungarbeiten in unseren Zimmern. Mit einem Stöhnen stieß ich die Luft wieder aus. "Really?"

Meine Banknachbarin und Freundin Debbie sah mich mit einem gequälten Grinsen an. "Das College... wow."

Zur Erklärung- das Blackwood-College hier in Blackwood-Country, Kanada, war so ziemlich das unattraktivste College des gesamten Kontinents. Und obendrein war es unvorteilhaft weit weg von unserer High School.

Überall in der Klasse wurde diskutiert.
"Ich kann dich in der Früh abholen, Cora", bat Debbie mir an. Ich nickte.

"Wer bitte geht denn überhaupt auf dieses beschissene College!?" fragte ich verwirrt. "Nana, Miss Tomlinson", erhob unser Lehrer das Wort. "Das College mag nicht sonderlich attraktiv auf euch wirken, was wohl dem Altbau zuzuschreiben ist, aber es ist durchaus eine Elite-Uni. Niemand in diesem Jahrgang würde dort einen Studienplatz bekommen, so wie ihr im Moment arbeitet!"

Ich verdrehte die Augen, und warf einen Blick auf mein Smartphone. Nurnoch zehn Minuten, zum Glück. Naturwissenschaften waren garnicht mein Fall.

"Hast du Lust nach der Schule zu mir zu kommen?" Ich sah Debs fragend an. Sie schüttelte den Kopf. "Sorry..." das Zehnkampftraining ruft." Ich hustete künstlich. "Streber."

Eine viertel Stunde später war ich endlich auf dem Weg nach Hause. Meine Schultasche auf dem Rücken stapfte ich durch den Schnee. Es war kalt hier, in Alberta und das immer. Deshalb trug ich einen kuscheligen Hollister-Hoodie und darüber einen Parka. Dazu eine blaue Jeans und Chucks.

"Hey Cora!" Ich drehte mich um, um nach der Person zu sehen, die mich gerufen hatte. Ich entdeckte Ashley, sie winkte mir zu. Sofort musste ich schlucken. Sie hatte die Zwillinge auch gekannt. Sie war in der Nacht auf dem Berg gewesen.

Ich war mit Beth und Hannah in einigen Kursen gewesen, und wir hatten hin und wieder etwas zu dritt unternommen. Sie waren mir immer nett vorgekommen.

Die schrecklichen Ereignisse auf dem Blackwood-Mountain waren nun knapp drei Monate her. Noch immer fiel es mir schwer zu glauben, das solche Dinge wirklich Leuten passiert waren, die ich kannte. Sowas kannte man aus Filmen und Serien, aber dashier war alles so... nah.

"Hey Ash". Ich lächwlte schwach. "Solltest du nicht irgendwo in Seattle sein?" Sie schüttelte sanft den Kopf. "Semesterferien. Ich bin grad bei der Schule vorbeigekommen, und dachte, ich halte Ausschau nach bekannten Gesichtern. Und siehe da! Soll ich dich mit heimnehmen?" Ich schloss sie in meine Arme. "Klar, das wäre lieb."

Ashley und ich waren schon Nachbarn seit ich mit meiner Mutter und meiner Schwester hier hergezogen war.

Sie ließ mich vor meiner Haustür aussteigen, und fuhr gegenüber in die Einfahrt.

Ich mochte unser Haus. Es war weiß, und mit Holz verkleidet. Unten gab es einen Wintergarten, und oben Fensterbänke zum Sitzen, mit Kissen und Decken.

Schon als ich begann, mir auzusperren, begann unser Hund, Stitch drinnen zu bellen. Er war eine große, gefleckte Dogge. Viele hielten ihn von weitem für eine Kuh.

Als ich den Flur betrat, rannte er mir entgegen, und führte erstmal einen Hundeähnlichen Freudentanz auf. Ich streichelte ihm mit einem Lächeln den großen Kopf, dann ging ich ins Bad. Es roch nach Lavender, und die rötlichen Steinfliesen beruhigten mich. Ich wusch mir die Hände, und blickte in den Spiegel.

Große, goldbraune Augen blickten zurück. Ein Gesicht mit einem vollen Mund und einer viel zu stupsigen Nase. Frustriert band ich meine braunen, welligen Haare zu einem Dutt. Vielleicht blickt ja irgendwann mal ein Gesicht aus dem Spiegel zurück, das mich nicht ankotzt, nur so zur Abwechslung.

Ich zog mein Handy aus der hinteren Hosentasche meiner Jeans, und verband mich mit dem Wlan. Es gab nichts neues.

Mit einem Seuftzen ging ich wieder hinunter, in die Küche. Es duftete nach frischem Brot und Kaminfeuer.

Wohnzimmer, Esszimmer und Küche waren ein einziger offener Raum mit schönem, dunklem Parkett und vielen Fenstern.

"Coralie, bist du da?" rief meine Mutter Ella aus ihrem Arbeitszimmer. Stitch hatte mich 'verraten'.

"Ja Mum!" antwortete ich. "Ich mach uns was zu Essen!"
"Ich komm gleich!" Sie klang schuldbewusst. Sie bildete sich oft ein, sie würde mich und meine Schwester Mariza vernachlässigen. Aber wir kamen gut klar, so wies war.

Stitch legte sich aufs Sofa und grunzte. Ich musste schmunzeln, und füllte erstmal etwas Wasser in ein Glas. In einigen wenigen Zügen war es wieder leer.

Nun, dann war wohl morgen unsere erstern Stunden an der 'School of Tomorrow'. Ich war gespannt was das so bringen würde.

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