KIRA
Da waren wir also. Am Flughafen Kopenhagen. Hastig hatten wir unser Handgepäck gepackt und sind aus dem Flugzeug gestürmt. Der merkwürdige Junge im Schlepptau.
Jetzt, ausserhalb des Flughafens, atmeten wir alle zunächst durch. Ich drehte mich zu dem Jungen um, der sich scheu zu uns gesellt hatte. „Na, wie heisst du eigentlich?" Er erötete und schaute auf den Boden. „Mike" flüsterte er kaum hörbar. Joël warf mir einen merkwürdigen Blick zu, während Sam sich sofort Mike annahm. „Na, in dem Fall, Mike. Noch hast du die Wahl. Du kannst dich diesem verrücktem Haufen anschliessen oder dich verziehen. Was meinst du? Kommst du mit uns? Wir haben zwar keinen Plan was wir hier alles machen wollen, noch kennen wir uns alle sonderlich gut. Aber wir haben eines Gemeinsam. Wir haben alle unsere eigene Scheisse zu bekämpfen. Wenn du also mitkommst, hast du einen Haufen fremder mit Geschichten am Hals." Mike erhob langsam seinen Kopf. Vorsichtig musterte er uns einer nach dem anderen. Er schien zu analysieren, abzuwägen wie er sich entscheiden soll. „Ich komme mit euch" schloss er schliesslich. „Haben das deine Berechnungen ergeben?" fragte Joël keck. Mike sah ihn erschrocken an. Fast konnte man meinen er ändert seine Meinung noch. „Ich w-w-w-wollte euch nicht beleidigen." Hilfesuchend wandte sich Joël zu mir. „Ich muss mich für Joël entschuldigen. Er wollte dich nicht verunsichern. Wir freuen uns jemand mehr an Board zu haben. Zu viert reist es sich besser als zu zweit. Nur schon um sich das Zimmer zu teilen." Ermutigend lächelte ich Mike zu. Unsicher erwiderte dieser es.
„Ich nehm eines der oberen Betten!" schrie Sam als wir im Hostel unser 4er-Zimmer bezogen und schmiss seine Tasche auf eines der Stockbetten. „Oh. Mein. Gott. Kann man ihn abschalten? Er ist wie ein zu gross geratenes Kind. Fehlt nur noch das Hüpfen auf dem Bett. Nein. Nein. Nein, lass das!!" Während Joël sich mit Sam abmühte, versuchte ich zu Mike durchzuringen. „Möchtest du lieber oben oder unten schlafen?" Er legte seinen Kopf leicht schief. Schwieg eine Weile und antwortete schliesslich: „Oben." Seine Augen glänzten wagemutig. Als hätte er soeben entschlossen an einer Liane über eine Schlucht zu schwingen. In einem Stockbett zu schlafen schien für ihn eine ganz grosse Sache zu sein. In seinem Anzug hätte er hier nicht fehler am Platz scheinen zu können. „Hey grosser" wandte sich Sam, der grinsend in einem Tigerkigurumi auf dem Stockbett sass, an Mike. „Willst du nicht etwas Bequemeres anziehen?" Er deutete mit dem Kopf auf seinen Anzug. Erst da schien Mike zu realisieren, dass er noch immer den Anzug anhatte. Geniert schnappte er seine Tasche und verschwand im Bad. „Habe ich ihn jetzt beleidigt?" Sam setzte einen Hundeblick auf. Joël schüttelte den Kopf. „Ich glaube er ist es sich nur nicht so gewohnt von Menschen umgeben zu sein. Lassen wir ihm Angewöhnungszeit. Aber da ja schon Abend ist, würde ich vorschlagen, dass wir uns nachher in einer Bar vollaufen lassen. Zumindest würde das meinem Bedürfnis entsprechen." – „Dabei!" rief ich. Sam schüttelte den Kopf. „Was für eine traurige Truppe habe ich da bloss erwischt." Amüsiert warfen wir uns Blicke zu.
Irgendwann trat dann auch Mike wieder aus dem Bad. „Ich wusste nicht so genau was man anzieht, wenn man in eine Bar geht. Das sind Dinge die ich sonst eigentlich meide." murmelte er während er, wie bereits gewohnt, auf den Boden starrte. Er trug Chucks, schwarze Jeans, Kapuzenpulli sowie ein Shirt mit Chewbacca darauf. „Du hast Geschmack." Anerkennend nickte ich ihm zu. Er sah recht süss aus mit den verwuschelten schwarzen Haaren und den blauen Augen.
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Bin dann mal weg - wartet nicht
MaceraEine Gruppe junger Erwachsener welche eine verrückte Reise in den Norden Europas unternehmen.