Kapitel 11

1.6K 113 7
                                    

Leolas Sicht:

Als ich vor die Mädchen trete habe ich ein unheimlich schlechtes Gewissen, ich weiß nicht ob Sophie hier ist, oder ob sie wirklich Marie geschickt hat. Ich suche den ganzen Saal nach einer der beiden ab, doch ich kann einfach weder Marie, noch Sophie finden, nachdem ich es aufgegeben habe, versuche ich mich dann auch auf die andern Mädchen zu konzentrieren. „Es freut mich sehr, dass sie alle hier her gekommen sind um an dem Casting teil zu nehmen. Ich weiß wie groß momentan alles scheint, immerhin habe ich bis vor kurzem selbst noch im einfachen Volk gelebt. Bei Problemen oder irgendwelchen anderen Sachen könnt ihr auch immer gerne zu mir kommen, ich versuche jedem zu helfen. Offiziell lernen wir uns jedoch erst nach dem Essen kennen, denn dort habe ich mit jeder von euch 5 Minute Zeit, damit wir uns kennen lernen können. Da ich hunger habe, möchte ich auch gar nicht mehr viel sagen, außer dass ich hoffe, dass ihr alle hier eine schöne Zeit haben werdet." Als ich endlich fertig mit dieser blöden Rede bin, stelle ich mich an den Rand und suche weiter nach Sophie, sie steht hinter eins der anderen Mädchen gedrückt da und starrt auf den Boden, aber sie ist hier, Sophie ist hier und nicht Marie. Mein Herz macht einen Sprung und ich würde am liebsten sofort zu ihr gehen, um mit ihr zu reden, doch das kann ich nicht, dass darf ich nicht. Sophie sieht unheimlich gequält aus und diese Tatsache macht es mir noch schwerer nicht sofort zu ihr zu laufen, ich weiß, dass Sophie mich jetzt hassen wird und ich weiß, dass ich vermutlich jede Chance bei ihr gerade verloren habe aber ich muss ihr wenigstens alles erklären, bevor sie nach Hause geht. Ich hatte Jahrelang Angst vor diesem Tag, vor dem Tag an dem sie erfährt das ich der Prinz bin und jetzt, wo es so weit ist, ist es noch viel schlimmer als ich je gedacht habe. Die Angst lähmt mich und ich höre gar nicht zu, was die Frau, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe gerade sagt, alles was zählt ist Sophie. Als die Mädchen sich in Bewegung setzten, merke ich dass die Frau fertig ist und in dem Moment laufe ich auf Sophie zu, sie sieht mich an, versteckt sich jedoch dann noch mehr hinter dem anderen Mädchen und läuft dann ganz schnell weg. Diese Geste bricht mir das Herz, ich wusste dass es so kommen musste, doch ich hatte immer eine kleine Hoffnung, dass sie es mir verzeihen könnte. Kann ein Mensch irgendjemandem überhaupt verzeihen, dass man ihn sein Leben lang belogen hat? Jetzt wo ich darüber nachdenke klingt es für mich einfach nur noch dumm. Ich bleibe einfach hier im Raum stehen und fasse in diesem Moment einen Entschluss, ich würde Sophie niemals einfach zur Königin machen können, ohne dass sie es möchte. Genau so wenig, könnte ich Sophie jedoch nach Hause gehen lassen, bevor ich ihr alles erklärt habe.

Sophies Sicht:

Ich würde am liebsten schreien, ich bin nicht traurig, ich bin momentan noch nicht einmal enttäuscht, ich bin einfach nur unheimlich wütend. Was ist Leolas für ein Mensch? Er hat mich mein ganzes Leben lang belogen. „Sophie, was ist denn los?" fragt Joy mich und ich überlege, ob ich ihr die Wahrheit erzählen soll oder nicht, aber ich hab nichts mehr zu verlieren und außerdem vertraue ich Joy jetzt schon, also fange ich einfach ganz von vorne an. Ich erzähle ihr woher ich Leolas, ich meine den Prinzen kenne, ich erzähle ihr, dass ich den Prinzen geliebt habe und nur hier bin, weil er vermutlich meine Bewerbung geklaut hat, um mich anzumelden und ich erzähle ihr auch, dass ich am liebsten sofort wieder gehen würde. Joy kann die Geschichte erst gar nicht glauben, aber sie sieht ein, dass selbst ich mir so einen Mist nicht ausdenken kann. „Sophie, kann ich bitte mit dir reden? Nur kurz, Bitte" höre ich auf einmal Leo... ich meine die Stimme des Prinzen. „Nein" ist meine einzige Antwort, bevor ich Joy hinter mir her ziehe, doch da habe ich ohne den Prinzen gerechnet. Der Prinz hält mich am Arm fest und und zieht mich so, dass ich ihn angucken muss. „Sophie bitte, ich kann dir alles erklären" fängt er an, doch jetzt kocht meine Wut über „WAS WILLST DU MIR DENN ERKLÄREN? DAS DU MICH MEIN GANZES LEBEN LANG ANGELOGEN HASST? LEOLAS ICH HASSE DICH; ICH HASSE DICH UND DAS MEHR ALS ICH JE GEDACHTE HABE; WIE ICH DEN PRINZEN HASSEN WÜRDE" schreie ich ihn an und als ich dieses mal weg laufe, hält er mich nicht auf.

Außer Wut kommt momentan nichts an mich ran, die Wut auf den Prinzen breitet sich in meinem ganzen Kopf aus und ich hoffe, dass Leolas das einsieht und mich gleich sofort wieder nach Hause schickt. „Ist alles ok bei dir?" fragt mich auf einmal Joy und jetzt falle ich ihr um den Hals. Meine Gefühle sind doch momentan auch einfach nur verrückt. Erst spüre ich nur Wut, jetzt Dankbarkeit, was kommt gleich? „Nein scheinbar nicht, ich würde sagen, wir gehen kurz zum essen, wo wir bestimmt unsere Zimmer gesagt kriegen und dann schwänzen wir mal die 5 Minuten mit dem Prinzen." Joy ist unglaublich, habe ich schon erwähnt, dass Joy einfach nur fantastisch ist? „Du bist doch ins Schloss gekommen, weil du Königin werden wolltest, warum willst du jetzt nur wegen mir, das Treffen mit dem Prinzen sausen lassen?" frage ich sie ungläubig, doch sie grinst mich nur an. „Ich bin nicht hier weil ich Königin werden wollte, um Himmels Willen, ich wäre eine schreckliche Königin, ich wollte den Prinzen kennen lernen, hab ich, er ist ein totaler Idiot, also kann ich jetzt hier machen was ich will". Joy grinst mich immer noch an, doch dabei ziehe ich sie auch schon Richtung Ausgang, in dem Wissen das, dass Ärger geben wird.

Selection - Was passiert wenn der Thronfolger stirbt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt