Kapitel 2

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Zwei kleine, runde Tabletten lagen vor mir auf dem Tisch. Sollte ich sie nehmen oder sollte ich sie wegwerfen? Seit ich sie nahm war die einzige Veränderungen, dass sie mich müde machten. Ich hatte das Gefühl, als würden sie mich betäuben und die Welt um mich herum an mir vorbeilaufen lassen, wie ein Film in einer Endlosschleife. Von einer Verbesserung meines Zustands konnte man kaum reden, doch ich schluckte die Tabletten so wie jedes mal mit einem Glas Wasser hinunter.

Es war 20.48 Uhr. "Ich gehe nochmal raus. Du musst nicht auf mich warten", rief ich zu meiner Mom ins Arbeitszimmer, aber sie hörte mich nichteinmal. Die Luft war kalt. Ich hätte lieber einen Schal mitnehmen sollen, aber anstatt umzukehren lief ich die Straßen entlang. Vor einem leeren Schaufenster blieb ich stehen. Ich betrachtete mein Spiegelbild in dem verschmutzten Glas. Meine, für einen Jungen ziemlich langen Haare, lagen wirr über meinem Kopf. Es war kein Unterschied zwischen meiner Haarfarbe und meiner Augenfarbe zu erkennen. Beides wirkte schwarz. Ich hatte nie ein Problem mit meinem Aussehen gehabt. Wieso auch? Ich hatte genug Probleme, also wieso sollte ich mir auch noch Gedanken um mein Aussehen machen?

Ich ging weiter und es wurde schnell dunkel. Draußen vor einer Kneipe konnte ich beobachten, wie ein Mann eine junge Frau anmachte. Schon um diese Zeit war er komplett betrunken. Ich lief langsamer, um das Geschehen zu verfolgen. Nach kurzer Zeit begann er sie anzufassen und man sah deutlich, dass sie dies nicht wollte. Ich war schon auf dem Weg auf die andere Straßenseite, um ihr zu helfen. Allerdings schien sie sich ganz gut selbst zu verteidigen. Nein. Sie verprügelte ihn regelrecht. Ich erstarrte. Die Augen der Frau glühten rot und in ihrem Mund waren tausende kleiner spitzer Zähne mit denen sie dem Mann die Kehle aufriss. Er fiel zu Boden, als sie von ihm abließ. Es war unwahrscheinlich, dass er noch lebte. Jetzt sah die Frau mich an. Ihr Mund war geschlossen, aber Blutverschmiert. Ihre Augen glühten nicht mehr. Sie sah völlig normal aus, wenn man von dem Blut an ihr und dem Toten vor ihr absah. Sie ging auf mich zu und begann zu lächeln. Ihre wieder normalen Zähne veränderten sich und wurden wieder zu den spitzen Reißzähnen mitdenen sie den Mann umgebracht hatte. Sie war noch etwa einen Meter von mir entfernt, als sie aus irgendeinem Grund erschrak und auf allen Vieren davon lief. Ich blickte ihr nach. Plötzlich hörte ich ein Räuspern hinter mir und drehte mich ruckartig um.

SchattendiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt