Kapitel 6

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Am nächsten Morgen wachte ich auf, bevor mein Wecker klingelte. Ich ging ins Bad und wollte duschen. Doch als ich vor dem Spiegel stand stach mir ein kleiner Schnitt, kaum zu erkennen, an meinem Hals ins Auge. Er musste von dem Messer stammen, dass mir gestern an den Hals gehalten wurde. Es war nur ein kleiner Kratzer, weshalb er mir vermutlich erst jetzt auffiel. Aber wenn ich diesen Kratzer hatte, dann musste das alles wirklich passiert sein!
Unter der Dusche dachte ich darüber nach, dass ich vielleicht doch nicht verrückt sei und diese Dinge wirklich existierten. Dann bekam ich Angst. Diese Kreaturen könnten mich foltern oder töten, wenn sie real wären. Außerdem, wie sollte ich beweisen, dass sie existieren? Sie würden mich sofort in eine Psychiatrie stecken.
Viele Gedanken schwirrten durch meinen Kopf. Als ich fertig mit dem duschen war band ich mir ein Handtuch um und trat aus der Dusche. Mit einem weitern Handtuch versuchte ich meine Haare ein wenig zu trocken. Dann schaute ich wieder in den Spiegel. Ich erschrak. Erst dachte ich, es wäre nur eine Sinnestäuschung gewesen, doch als ich mit meiner Hand über das beschlagene Glas glitt um wieder eine klare Sicht zu haben bemerkte ich, dass ich es mir nicht nur eingebildet hatte. Der Kratzer war verschwunden.

Ich bekam Panik. War ich schon so verrückt? Ich musste hier weg. Einfach weg! Ich zog mich schnell an und ohne ein Wort zu meine Eltern verließ ich das Haus. Ich wusste nicht wohin ich sollte, also schlenderte ich die Straßen entlang. Ich wollte zu meiner Therapeutin. Ihre Praxis war um diese Uhrzeit noch nicht geöffnet, aber wenn ich hinlaufen würde wäre sie offen, sobald ich ankäme.

***

"Ist das ein Ernst? Vergiss es und lass mich weiterschlafen!", schrie das dunkelhaarige Mädchen den ernst schauenden Jungen an. "Du weißt, dass ich recht habe, also zieh dich an", meinte er. "Hau ab, Jer." Sie wirkte genervt. Wärend er dabei war den Raum zu verlassen meinte er: "Ich erwarte dich in einer halben Stunde unten." Das Gespräch war beendet.

***

Ich öffnete die Tür der Praxis. Es war noch kein einziger Patient da, deshalb stellte ich mich an die Rezeption und drückte auf die kleine Klingel die darauf stand. "Ich komme sofort!", hörte ich eine bekannte Stimme rufen. Es war die meiner Therapeutin, Mrs Adams. Sie war eine zierliche dünne, große Frau. Ihr Haar war zu einem strengen Zopf gebunden und sie trug eine Lesebrille. Als sie mich in Augenschein nahm war sie zunächst überrascht, empfing mich aber kurz darauf in ihrem Gesprächszimmer.

SchattendiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt