Als ich zu Hause ankam saß Mom immer noch an ihrem Schreibtisch und tippte etwas in ihren Computer ein. Dad war von seinem anstrengenden Arbeitstag zurück gekehrt und hatte sich sofort ins Bett gelegt. Wo Camille war wusste ich nicht. Sie war öfters lange unterwegs. Ich fand das nicht gut, aber ich konnte ihr ja auch nicht alles vorschreiben. Ich schaltete den Fernseher in meinem Zimmer ein und räumte einige Klamotten weg, die auf dem Boden rumlagen. In den Nachrichten schnappte ich einige Wörter auf. Unter anderem, dass in der näheren Umgebung ein junges Pärchen brutal ums Leben gekommen sei. Ich schaltete den Fernseher lauter und sah mir den Bericht an. Es ging darum, dass ein wildes Tier die Beiden aus dem Auto gezerrt und zerfleischt haben soll. Vor meinen Augen erschien unwillkürlich die Frau, die den Mann umgebracht hatte. Ich stellte mir vor, wie sie erst die Frau aus dem Auto zog und sie in dem Wald am Rand der Landstraße zerfetzt ablegte, um sich kurz darauf ihren Freund vorzunehmen, den sie blutverschmiert und leblos vor seinem Auto zurück ließ. Vermutlich hatte er sich gewehrt; wollte seine Freundin beschützen. Vermutlich konnte er nicht einmal mit den Wimpern schlagen, da war er auch schon tot. Ich atmete geschockt aus. Wie konnte ich mir so etwas nur vorstellen? Diese ganzen Dinge, die ich mir einbildete waren nicht real. Sie konnten nicht real sein!
Nun lag ich auf meinem Bett. Meine Augen waren starr in Richtung Decke gerichtet. Was wäre wenn es wirklich alles echt wäre, was ich sah? Sollte ich die Polizei rufen? Aber was sollte ich ihnen sagen? Das eine junge Frau einen ausgewachsenen Mann mit ihren erschreckend spitzen Zähnen umgebracht hatte? Nein. Das war verrückt. So wie ich.
Ich hörte mein Handy klingeln und ging zu meinem Schreibtisch. Camille rief mich an und ich ging dran. "Was gibt's, Schwesterherz?" Doch ich verstand nicht, was sie sagte. Sie lallte bloß irgendein Betrunkenen-Gelaber vor sich hin. "Sag mir wo du bist. Ich hol dich ab", meinte ich. Als Antwort bekam ich bloß: "Im Park." Dann nichts mehr. Nur noch Stille. Sie hatte aufgelegt, aber ich wusste jetzt wo sie war. Der Park war groß, aber dort gab es einen Ort, wo regelmäßig Partys veranstaltet wurden und unteranderem Alkohol an Minderjährige ausgeschenkt und Drogen verteilt wurden. Die Polizei schien sich allerdings nicht dafür zu interessieren. Naja, eigentlich interessierte sich die Polizei für nichts, was in dieser Stadt vorging. Zumindest kam es einem so vor. Ich schlich mich also nach unten um meine Eltern nicht zu wecken. Es war bereits nach elf und ich wusste, dass Mom und Dad es nicht so toll fänden, wenn ich schon wieder ohne Erlaubnis das Auto nehmen würde. Also lief ich die 10 Minuten bis zum Park, um meine kleine Schwester abzuholen.
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Schattendiebe
Paranormal"Mein Name ist Thomas Haley. Ich sehe Dinge, die andere nicht sehen können."... Thomas Haley ist ein durchschnittlicher Schüler auf seiner High school, aber sein Leben ändert sich, als er beginnt Kreaturen zu sehen, die nicht existieren dürften.