Kapitel 1

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"Mom, bist du da?", rief ich, als ich den alten Flur unseres kleinen Hauses betrat. "Ich war noch einkaufen. Hast du hunger?" Doch immernoch keine Antwort. Schließlich fand ich sie in ihrem Arbeitszimmer vor. Sie war gerade dabei etwas in ihren Computer einzutippen, vermutlich für die Arbeit. "Oh. Du bist wieder da." Sie wirkte erschrocken und schloss schnell die Anwendungen auf ihrem Computer. Ich hatte keine Ahnung, als was meine Mom arbeitete, aber es interessierte mich auch nie wirklich. Schließlich waren wir eine ganz normale Familie. Dad arbeitete in einer angesehen Firma und Mom von zu Hause aus, um sich um ihre beiden Kinder zu kümmern. Das Mädchen 15 Jahre alt und der Junge 17 Jahre alt. Alles wäre perfekt, aber welche Famile ist schon perfekt? Ich meine jede Familie hat seine Probleme, aber ich war verückt. Es heißt zwar, das Verrückte nicht wissen, dass sie verückt sind, trotzdem war ich mir sicher, dass ich nicht normal war.

"Ach, sch****!", hörte ich eine Stimme von unten. In der Küche angekommen blickte ich in das Gesicht meiner Schwester. Ihre langen blonden Haare, die ohne eine einzige Locke über ihren Schultern lagen, glänzten in dem Licht, welches durch das Küchenfenster viel, genau wir ihre grünen Augen, die einen leichten Braun-Stich hatten. Sie sah mich überascht an. "Müsstest du nicht bei deiner Psychotante sein?", fragte sie so arrogant, wie sie sich gern verhielt. Ich lachte sie an: "Ich glaube die bessere Frage lautet, wieso du gerade ein Marmeladenglas fallen gelassen hast." Sie verdrehte die Augen und antwortete: "Es ist mir aus der Hand gefallen, als ich die Einkäufe aus den Tüten räumen wollte." Ich zog die Augenbrauen hoch. Es passte nicht zu ihr die Einkäufe wegzuräumen, geschweige den irgendetwas im Haushalt zu tun. Ich beschloss ihr Vorhaben zu übernehmen und half ihr den Boden zu säubern und die Scherben einzusammeln. Dann schickte ich sie liebevoll aus der Küche und räumte in aller Ruhe die restlichen Sachen weg.

An der Wand hingen viele Bilder. Meine Mom bestand darauf in jedem Raum Familienfotos zu haben. In der Küche hing jedoch nur ein Bild, wo unsere Familie zusehen war. Alle anderen Bilder waren von Landschaften oder ähnlichem, welche von meiner Schwester aufgenommen wurden. Sie war eine gute Fotografin, aber irgendwann hat sie aufhört zu fotografieren. Sie sagte damals, dass es nicht in ihr Image passen würde. Das Familienfoto, was vor zwei Jahren gemacht wurde, zeigt Mom Anna, Dad Edwart , meine Schwester Camille und mich Thomas. Ich stach schon immer aus dem Familienbild heraus, da ich keinerlei Ähnlichkeit mit ihnen hatte. Ich hatte keine blonden Haare, geschweige denn grüne Augen. Mein Haar war dunkel und meine Augen ebenfalls. Meistens wirkten meine Augen schwarz und nur wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass sie eigentlich dunkel-braun waren. Auf dem Foto allerdings leuchteten meine Augen kastanienbraun, angestrahlt von der Sonne.

Ein Blick auf die Uhr veriet mir, dass es bereits 6 Uhr am Nachmittag war. Mit anderen Worten, es wurde Zeit für meine Medikamente.

SchattendiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt