6. Kapitel

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Ich drehte mich um und mir kamen sofort die Tränen. Ich erledigte den Beißer und Chloe fiel weinend zu Boden. ,,Nein" hauchte ich fassungslos. Wieso gerade sie?
Ein großer Biss zierte ihren Hals. Durch den Schrei wurde nun auch die ganze Herde auf uns aufmerksam und liefen in unsere Richtung. Daryl nahm Chloe hoch und wir liefen schnell zur Garage. Rick zog die Tür stürmisch auf. Der Wagen war zum Glück offen, weshalb wir alle sofort rein sprangen. Rick saß vorne und versuchte den Wagen zu starten. Daryl setzte Chloe vorsichtig auf die hintere Rückbank ab. Mir liefen immer noch heiße Tränen die Wangen herunter. Ich kniete mich vor ihr und Louis kam neben mir. ,,Es tut mir so leid." sagte ich weinend.
Rick hatte den Wagen zum Laufen gebracht und fuhr sofort los. Die Herde hatte keine Chance mehr uns ein zu holen. 
,,Haben es alle geschafft?" fragte Rick und jeder sah zu Chloe. Auch Maggie und Beth weinten. Wieso konnte ich nicht an ihrer Stelle sein?
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Das Fieber setzte langsam ein und sie wurde immer schwächer. Rick hatte angehalten und alle außer Louis, Beth, Maggie, Onkel Hershel und ich waren ausgestiegen. ,,Kann ich auch noch einmal an die frische Luft?" fragte Chloe mit zittriger Stimme. Louis half ihr vorsichtig auf und wir gingen alle raus. Er ließ sie an einem Baum herunter.
Ihre Kräfte ließen immer mehr nach und ihr Puls wurde langsamer. ,,Singst du mir etwas vor?" fragte sie leise. Ich nickte langsam und fing an ihr Lieblingslied Stitches zu singen. Im Refrain setzte Beth mit ein und wir sangen gemeinsam. ,,Ich hab euch lieb." sagte sie mit letzter Kraft, als wir fertig gesungen hatten und schloss die Augen. ,,Nein......Bitte nicht" sagte ich und mir liefen erneut die Tränen in Strömen übers Gesicht. Louis kniete sich neben mich und zog mich leicht zu sich. ,,Wir müssen es tun." sagte Beth weinerlich und ich wusste was sie meinte. ,,Ich mach das." sagte Rick bedrückt. Ich vergrub mein Gesicht in Louis seiner Schulter und drückte ihn fest an mich. Plötzlich ertönte der Schuss, was mich nur noch mehr zum Weinen brachte.
Louis drückte mich noch mehr an sich. ,,Wir werden sie beerdigen." sagte Rick sanft. ,,Tut mir leid." fügte er hinzu und strich mir über den Rücken.
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Die Männer hatten Chloe mittlerweile in ein Laken gewickelt und weggebracht. Daryl und Onkel Hershel waren dabei das Grab aus zu heben und Maggie und Beth sammelten Blumen. Ich hatte mir ein paar Stöcker geholt und machte daraus ein Kreuz.
,,Bist du soweit?" fragte mich Daryl. Ich nickte nur. Er hielt mir seine Hand hin, die ich dankend an nahm und half mir hoch. Gemeinsam liefen wir dann zum Grab. Ich stellte mich neben Louis und nahm seine Hand. Daryl und Rick legten Chloe vorsichtig ins Grab und Onkel Hershel sagte ein paar Worte. Maggie und Beth legten die frischen Blumen mit ins Grab, bevor Rick anfing das Grab zu zu schaufeln. Als das Grab zu war, steckte ich noch das Kreuz in die Erde. ,,Ich werde dich vermissen, Kleines." flüsterte ich und mir liefen erneut Tränen die Wangen herunter. Ich ging zurück zu Louis, der mich sofort in den Arm nahm. Auch ihm liefen heiße Tränen über die Wangen.
Nach und nach verschwanden alle vom Grab, bis nur noch Louis und ich übrig waren. ,,Wir sollten langsam gehen. Die Anderen haben das Lager bereits aufgebaut." sagte Louis und löste sich langsam von mir. ,,Ich gehe schon vor. Komm bitte gleich nach." fügte er hinzu. Er gab mir noch einen Kuss auf die Wange und ging dann. Ich weiß nicht wie lange ich dort stand und einfach auf das Grab starrte. ,,Hey" sagte plötzlich eine raue Stimme leise. Daryl stellte sich neben mich und schaute ebenfalls auf das Grab. Plötzlich zog er mich in eine Umarmung.  Ich legte meine Arme um ihn und vergrub mein Gesicht in seiner Schulter. Er sagte einfach nichts, sondern umarmte mich einfach nur. Doch genau das war es, was ich brauchte. Ich brauche niemanden der mir tausend Mal sagt, dass alles wieder gut wird. Denn genau das wird es eben nicht. Wir leben in einer verdammten Apokalypse, wo Untote die Lebenden fressen und da soll alles wieder gut werden?
,,Genau vor dem wollte ich sie beschützen." war das Erste, was ich nach Stunden wieder raus brachte. Mein Gesicht war nass und meine Augen brannten höllisch, doch die Tränen wollten einfach nicht aufhören. ,,Wieso kann ich jetzt nicht an ihrer Stelle dort liegen?" fragte ich und starrte weiterhin auf das Grab. ,,Hey" sagte Daryl und nahm mein Gesicht in seine Hände. ,,Dann hättest du ihr und deinem Bruder das Herz gebrochen." fügte er hinzu und sah mir in die Augen. ,,Sie hatte noch so viel vor sich." erwiderte ich. ,,Ich bin mir sicher, dass es ihr jetzt, egal wo sie ist, besser geht." sagte er und wischte mir leicht die Tränen weg.

,,Ich hätte es wissen müssen" sagte ich. Wir hatten uns Beide ins Gras gesetzt vor Chloe's Grab. ,,Was?" fragte er und sah mich von der Seite an. ,,Dass ich sie nicht beschützen kann. Ich konnte es damals nicht und auch heute habe ich versagt." antwortete ich. ,,Was war damals?" hakte er nach und sah mich immer noch an, doch ich sah immer noch aufs Grab. Ich erzählte sonst niemanden was damals geschehen war, doch ich vertraute Daryl. Ich glaubte, dass er der Jenige war, der mich verstand. ,,Nachdem unsere Mutter an Lungenkrebs gestorben war, fiel mein Vater in ein tiefes Loch. Er dachte praktisch nur an sich und ertränkte seine Trauer in Alkohol. Ich war damals 17 und musste mich um meine 9-jährige kleine Schwester alleine kümmern, da Louis eine Weltreise machte und von dem Ganzen nichts wusste. Als er dann auch noch anfing....." erzählte ich und musste schlucken. Bei der Erinnerung an diese Zeit lief mir immer noch ein kalter Schauer den Rücken herunter. ,,....mich zu missbrauchen, wollte ich eigentlich nicht mehr leben. Chloe war noch der einzige Sinn in meinem Leben. Ich wollte nicht, dass sie das Ganze auch durch machen muss. Als ich an meinem 22. Geburtstag feiern war, war er wieder total besoffen.  Und da ich nicht da war, nahm er sich Chloe. Ich kam Nachts nach Hause und fand sie vollkommen verstört und ängstlich in meinem Zimmer." beendete ich das Ganze. Daryl schwieg immer noch, doch ich sah wie angespannt er war. Er nahm mich erneut in den Arm und es tat verdammt gut mal wieder so richtig in den Arm genommen zu werden und verstanden zu werden. Ich fühlte mich bei ihm wohl. ,,Noch in der selben Nacht sind wir zur Polizei gegangen und haben ihn angezeigt. Doch es war bereits zu spät. Man fand ihn bewusstlos in einer Gasse. Er hatte eine starke Alkoholvergiftung und starb später im Krankenhaus. Aber weißt du was das schlimmste war?.... Als er starb, spürte ich keinerlei Trauer." fügte ich hinzu. ,,Ich kenne das Gefühl nur zu gut." erwiderte er und strich mir immer noch über den Rücken. Wir saßen noch eine ganze Weile so dort, bis es langsam anfing zu dämmern. Wir gingen zum Lager und setzten uns ans Feuer.
,,Wer hält die erste Wache?" fragte Rick ,,Ich mach das" sagte Daryl. ,,Ich übernehme die zweite." mischte sich Abraham ein. ,,Dann mach ich die letzte." sagte Glenn. ,,Gut, dann ist das geklärt." fügte Rick hinzu.
Nach dem Essen verschwanden alle nach und nach im Bus. ,,Gute Nacht" sagte ich zu Daryl, der nun seine Wache übernahm. ,,Nacht" erwiderte er. Ich stieg in den Bus und machte es mir auf der letzten Rückbank bequem. Noch immer führte eine Blutspur durch den ganzen Bus. Ich lehnte mich leicht ans Fenster und nach kurzer Zeit schlief ich auch ein.

The Walking Dead||Don't look back (Daryl Dixon FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt