Kapitel 12 | Zori

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Schlag. Schlag. Tritt.

Schlag. Schlag. Tritt.

Immer wieder ging ich die gleiche Kombination durch, ehe ich zur nächsten über ging und einen weiteren Kick dran hing.

Ich hatte nichts anderes zu tun.

Seit zwei Wochen...

Nach dem Streit mit meinem Vater war es ein wenig abgekühltler zu Hause. Natürlich sorgte er sich um mich und fragte nach, wie mein Tag war, aber ich wusste, dass ich ihn mit meiner Aussage verletzt hatte. Gleichzeitig war ich zu stur, um mich zu entschuldigen, besonders weil ich immer noch der Meinung war, dass ihm Susa mehr als Recht gekommen war.

Deswegen stand ich auch jeden Tag früh auf und ging in die Trainingshalle, um noch vor dem Frühstück zu trainieren. Den Rest der Tage verbrachte ich ebenfalls hier und ging erst spät Abends nach hause.

Manchmal war mein Bruder da, aber wenn, dann immer alleine. Kein Aden war bei ihm, wie es sonst üblig war.

Ich wusste, dass er mir damit helfen wollte, aber selbst nach zwei Wochen vermisste ich ihn immernoch, was mich gleichzeitig wieder wütender machte.

Es war zum verrückt werden.

Ihm beim Training fürs Kapitol zu sehen, half nicht wirklich.

Wir kamen nicht zum reden, während wir lernten uns richtig auszudrücken und uns wie Menschen aus dem Kapitol zu bewegen. Selbst wenn ich mit ihm tanzte, kam danach Susa dran und ich durfte dabei zu sehen, wie sie locker mit ihm spaßte. Das tanzen konnte sie ebenfalls besser als ich. Es gehörte wohl zu ihrer natürlichen Eleganz sich leicht zu bewegen. Es schien als würde sie schweben. Ich konnte mir nur vorstellen, wie ich dagegen wirkte...

Darüber nachdenken half aber auch nicht wirklich.

Besonders wenn man gerade dabei Kampfübungen machte und nicht aufpasste, wodurch ich umknickte und auf dem Hintern landete.

Zum Glück war niemand da und sah mein Missgeschick.

Heute war einfach nicht mein Tag und ich beschloss lieber nicht mehr zu trainieren, ehe ich mich ernsthaft verletzte.

Es war erst Nachmittag, aber Mali hatte sich schon vor Tagen darüber beschwert, dass ich mich nicht mehr bei ihr blicken lassen würde, deswegen beschloss ich, nach einer kurzen Dusche, bei meiner besten Freundin vorbei zu schauen.

Humpelnd kam ich bei der Wohnungstür von ihren Eltern an und klopfte.

Es dauerte keine zwei Sekunden und Malon öffnete die Tür.

"Oh, hallo Zori. Entschuldige, aber ich muss schon wieder weiter. Ich weiß nicht ob Mali da ist, aber am besten gehst du einfach nachsehen", begrüßte er mich und huschte dann auch schon mit einem Ordner an mir vorbei.

Ich kam nicht dazu, etwas zu ihm zu sagen, sondern ging einfach rein, ehe ich die Tür hinter mir schloss.

„Mali?", rief ich durch die Wohnung, ehe ich in Richtung ihres Zimmers humpelte und meinen Fuß verfluchte.

Morgen müsste ich ihn zumindest beim Training einbinden, damit ich nicht noch dämlicher neben Susa wirkte.

"Die ist nicht da. Hat was von Caleb oder so geredet, keine Ahnung wer das ist, muss ich erst noch ermitteln", ertönte jedoch plötzlich eine Stimme und ich zuckte zusammen. Als ich zur Seite blickte sah ich Aden auf dem Sofa liegen, der mich wohl die ganze Zeit beobachtet haben musste.

Na wunderbar... als wenn ich mich nicht schon dämlich genug vor ihm fühlte.

„Caleb ist mit ihr beim Medizintrainig. Er will Sanitäter werden", murmelte ich deswegen schnell, um überhaupt etwas zu sagen, „Er ist 19, seine Familie lebte schon immer in Disrikt 13 und er scheint sehr nett."

"Okay. Was ist mit deinem Bein?"

„Ich bin beim Training umgeknickt, hab nicht aufgepasst", gestand ich schulterzuckend, „Halb so schlimm."

"Ist es geschwollen?", fragte er jedoch weiter und setzte sich auf.

„Ich hab ihn ehrlich gesagt noch nicht angeschaut aber soweit ich es fühle, ja", erklärte ich, da ich spürte, wie mein Schuh schon gegen die Haut drückte.

Wenn ich den Schuh auszog würde ich wahrscheinlich in wenigen Minuten nicht mehr herein kommen aber im ignorieren war ich schon immer am besten gewesen.

Er seufzte und ging dann in die Küche, ehe er kurz darauf mit einer Tube Salbe und einem Päckchen Verband wiederkam.

"Setzen und ausziehen", befahl er, ehe er leicht rot wurde. "Also den Schuh."

„Ich kann das auch zu Hause machen", behauptete ich und wurde ebenfalls rot, „Du hast sicher besseres zu tun."

"Ich bin faul auf der Couch gelegen", erwiderte er grinsend.

Nur deswegen gab ich nach und setzte mich ebenfalls auf das Sofa, wo ich meinen Schuh vom Fuß zog. Es tat doch mehr weh, als ich gedacht hätte. Ich zog die Luft durch die Zähne ein und traute mich nicht wirklich, auf meinen Fuß zu sehen.

Aden sagte jedoch nichts dazu, stattdessen begannen seine Finger die Stelle einzucremen und dann zu verbinden.

"Fertig", verkündete er dann.

„Danke", brachte ich hervor, wusste aber nicht wirklich, was ich als nächstes sagen sollte.

"Kein Problem. Pass nur das nächste Mal besser auf, sonst kannst du das Training mal paar Tage vergessen", sagte er und setzte sich wieder auf das Sofa.

„Du klingst schon wie mein Vater.", gab ich frustriert wieder. „ Aber du hast auch niemanden, mit dem du konkurrieren musst. Für dich ist es einfach nur Vorbereitung auf deine Mission."

"Ich hab auch konkurriert. Nur hab ich mich schon durchgesetzt, du musst es noch tun."

„Ich versuch mich schon durchzusetzen, seit die Mission bekannt ist", erinnerte ich ihn, ehe ich seufzend aufstand, „Danke für die Hilfe. Ich lass dich dann mal wieder allein."

"Okay", erwiderte er nur und blickte dann auf seine Hände. "Bis dann."

Eigentlich wollte ich einfach nur gehen, aber Aden war nicht so, wie er sonst war.

„Alles okay bei dir?"

"Ja sicher", erwiderte er schnell und lächelte mich an. "Soll ich Mali ausrichten, dass du hier warst?"

„Ja, das wäre nett", gab ich zurück, auch wenn ich merkte, dass etwas nicht wirklich stimmte. Ich konnte ihn aber schlecht zwingen, es mir zu erzählen. „Wir sehen uns beim Training."

Ich wartete nicht auf eine Antwort, sonder verließ einfach wieder die Wohnung, wobei ich mich nicht besser, sondern eher schlechter fühlte, als zuvor.

Aden & Zori - Geheimnisse des KapitolsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt