Kapitel 8 | Aiden

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Eine Weile stand ich noch an der selben Stelle, auch wenn Zori schon längst die Tür geschlossen hatte.

Was um alles in der Welt war das?

Der Kuss vorhin und meine Reaktion darauf. Das Gefühl dabei.

Und jetzt das hier.

Irgendwas stimmte hier mit mir ganz und gar nicht.

Bestimmt Nachwirkungen des Schlangengiftes.

Ich schüttelte den Kopf und schaffte es mich endlich in Bewegung zu setzen.

Doch zu Hause in meinem Bett dachte ich wieder darüber nach und es wurde die ganze Nacht nicht wirklich besser.

Aus diesem Grund ging ich, während meine Familie noch tief und fest schlief, heimlich in die Trainingshalle um zu trainieren. Wenn mich keiner sah konnte mich keiner ermahnen, dass ich mich noch schonen musste.

Außerdem machte ich eh langsam und vorsichtig.

Ich war jedoch noch keine fünf Minuten dort, als ein blonder Schopf in die Halle gehuscht kam. Mali.

Als sie mich sah grinste sie breit und kam zu mir.

„Dachte ich mir doch, dass du hier bist, obwohl du noch gar nicht trainieren sollst.", lächelte sie mich an.

"Und ich dachte mir eigentlich, ich hätte mich lautlos aus der Wohnung geschlichen.", erwiderte ich ebenfalls lächelnd.

„Du kennst mich. Ich hab einen leichten Schlaf.", zwinkerte sie, „Und ich hab dich schon in der Nacht wandern gehört, weswegen ich es mir denken konnte. Was hat dich denn so aus der Bahn geworfen?"

Sofort starrte ich zu Boden.

Mich hatte nichts aus der Bahn geworfen.

"Nichts. Konnte einfach so nicht schlafen.", behauptete ich deshalb.

„Aha", gab Mali von sich und ich konnte sehen, dass sie mir nicht glaubte. Trotzdem wechselte sie das Thema. „Wann darfst du wieder offiziel trainieren?"

"Erst in 5 Tagen.", gab ich kleinlaut zu. "Aber ich muss auf andere Gedanken kommen und Trainieren bringt keinen so großen Ärger wie heimlich hochgehen."

„Das ist wohl wahr. Schließlich scheinen dich Schlangen zum fressen gern zu haben.", ärgerte sie mich lächelnd, ehe sie wieder ernst wurde, „Trainierst du dann auch mit Zori?"

"Ja. Also jetzt keine Kampftechniken, sondern die anderen Dinge.", erwiderte ich. Andere Dinge.

Schon dachte ich wieder an die Übung von gestern.

Mali nickte.

„Kampftrainig hat sie bereits. Emlek wie Lizza nehmen sie ziemlich hart ran aber sie beschwert sich nicht. Im Gegenteil. Sie scheint glücklich, dass sie endlich die Chance bekommt."

Meine Schwester blickte auf den Boden und schien über etwas nachzudenken, ehe sie seufzte.

„Es ist wirklich ihr Traum ins Kapitol zu gehen und Teil des ganzens zu werden. So sehr ich sie vermissen werde und mir natürlich Sorgen um dann euch Beide machen würde, sie hat es verdient. Du musst ihr helfen."

"Ich werde ihr schon helfen. Ich will ja auch, dass sie mitkommt. Und Soara meinte gestern, wir harmonieren gut.", rutschte es mir raus.

„Gestern? Was habt ihr gestern gemacht? Und warum war ich nicht dabei?", wollte sie ein wenig schmollend wissen.

"Ein Treffen der Großen. Sie hat sich mehr oder weniger dazu geschlichen.", sagte ich und zog sie kurz an mich heran. "Vielleicht bist du brav und darfst auch mal mitkommen."

„Na das will ich aber hoffen.", behauptete sie gespielt beleidigt, ehe sie mich sanft anrempelte, „Und warum meint Soara nun, dass ihr gut miteinander harmoniert?"

Vermutlich würde Zori es ihr eh erzählen. "Du kennst Koel und seine angeblichen Mutproben. Zori musste mich küssen."

„Wie? Was?", stammelte sie mehr zu sich selber, „Das war ihr erster Kuss? Und sie hat mir nicht sofort davon erzählt?"

"Ihr erster?", wiederholte ich ungläubig. "Und sie wird es dir sicher erzählen, sobald sie wach ist. Vergiss nicht, es ist noch nicht mal 7."

„Ja ihr Erster! Sie war immer aufs Training konzentriert, weswegen sie nie Zeit für Jungs hatte. Ich hoffe du hast dich angestrengt!", meinte Mali und grinste, „Schließlich wird sie alle weiteren Küsse, nun mit deinem vergleichen. Du warst schließlich ihr Erster."

"Mali! Sie ist Emleks Tochter! Frag mich nicht ob ich mich beim Küssen mit ihr anstrenge!", ermahnte ich sie und ging dann schnell zum Boxsack, damit sie mein Gesicht nicht sah.

„Warum nicht?", fragte sie unschuldig, „Gerade deswegen solltest du dich anstrengend. Emlek ist dein Patenonkel. Er liebt dich wie einen Sohn. Also solltest du nicht seinem kleinen Mädchen weh tun."

"Du bist echt dumm Mali. Deinetwegen kann ich sie vermutlich nie wieder küssen. Dafür hab ich zuviel Angst von Emlek.", erwiderte ich und versuchte dann zu lachen.

„Findest du sie nicht hübsch?", gab Mali aber nicht auf, „Vergiss mal Emlek. Sie sie nicht immer nur als seine Tochter oder Joels Schwester. Sie Zori mal als Zori."

Ich stöhnte genervt auf.

"Du bist eine solche Nervensäge.", brummte ich, versuchte ihre Worte aber dann doch umzusetzen.

Wie würde ich sie sehen, wenn sie nicht Joels Schwester und Emleks Tochter wäre?

"Ich kann mir das nicht vorstellen. Nicht nach gestern. Der Kuss war gut weißt du. Und sie ist ein hübsches Mädchen. Und jetzt halt deine Klappe und trainier mit mir, wenn du schon mal hier bist."

Mali grinste viel zu breit nach meinem Geständnis, aber sie sagte nichts, sondern holte sich schweigend Handschuhe, die sie sich auf dem Weg zu mir zurück, überzog.

„Da wir ja dein Bein nicht belasten dürfen, trainieren wir mal deine Armtechnik ein bisschen. Wo ich die das letzte mal gesehen hab, fand ich sie ein bisschen schlampig.", behauptete sie immer noch mit breitem Lächeln, „Das niemand so gut ist wie du macht dich überheblich und du weißt was Dad von Überheblichkeit hält."

"Ich bin nicht überheblich. Nur gesund selbstbewusst.", behauptete ich grinsend, als auch schon der erste Schlag kam und ich ihn nur mit einem Reflex abwehren konnte.

Okay, das hier konnte wirklich nicht schaden.

Aden & Zori - Geheimnisse des KapitolsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt