Der Regen prasselte an mein Fenster. Ich hob den Kopf und sah hinaus, auf dem Kirschbaum in unserem Garten saß eine Krähe. Ihr Gefieder glänzte, doch als sie mich bemerkte kreischte sie und flog davon. Ich kaute auf meinem Bleistift herum. Den Aufsatz in Biologie war reinste Schikane. Ich warf den Stift auf meinen Schreibtisch und saß auf mein Bett. Von unten hörte ich meine Mutter, die kochte, zusammen mit dem grässlichen Lachen meines Stiefvaters Marcus. Wie ich ihn verabscheute. Als ein paar Absätze über die Holztreppe klackerten, wusste ich das Stephanie nach Hause gekommen war. Marcus älteste Tochter studierte an der Uni in der Nähe und sie war genauso unausstehlich wie ihr Vater. Ich warf mein Kissen erneut an die Wand. Ich war frustriert, ich wusste nicht einmal weshalb. Es war einer dieser Momente in denen ich bemerkte, dass ich nicht hier hin gehörte. Ich war anders, ich wusste noch wie, doch ich war anders. Bei jedem Familienfest musste ich mir die Frage anhören, ob meine Mutter vor meiner Geburt meinen Vater betrogen hatte. Ich hatte schwarze Haare und gold-braune Augen. Meine Mutter sowie auch mein Stiefvater, meine Stiefschwester, mein kleiner Halbbruder Chris, mein großer Bruder Mo und mein Vater hatten blondes oder hellbraunes Haar und blaue oder grüne Augen. Niemand konnte sich erklären wieso ich eine andere Haar- und Augenfarbe hatte als meine Familie. Seit dem Tod meines Vaters vor elf Jahren war ich anders. Ich schloss das gekippte Fenster und drehte die Heizung auf. "Eesseenn", rief Chris mit seiner Quengelstimme. "Jaaa", antwortete ich genervt und stand auf. Das Spielzeugauto traf mich am Kopf, als ich die Tür öffnete. Chris stand grinsend davor und hatte eine ganze Sammlung in einer Plastikkiste. "Koooommmm" Ich verdrehte die Augen und ignorierte den kleinen Quälgeist. Ich ging runter und ass wortlos mein Abendessen. Meine Mom und Marcus unterhielten sich über ihren perfekten Tag. Ich legte mein Teller in die Spühlmaschine. Dann lief ich hoch in mein Zimmer und zog meine Sportkleidung an. Draußen wurde es dunkel und ich schnappte mir meinen Schlüssel von der Kommode. Als ich vor die Tür trat war es stockdunkel. Eine Katze saß mitten auf der Straße und sah mich an. Ich ignorierte den schwarzen Kater und fing an zu rennen.
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Krähenmond | Die Koor-Saga Band 1
FantasyLucy Koor, ist jung, klug, mutig und attraktiv. Seit einiger Zeit geschehen seltsame Dinge, die sie sich nicht erklären kann. Ihre Familie misstraut ihr. Sie ist anders. Was sie ist, weiß sie jedoch nicht. Sie wird es erfahren. Doch Wissen ist tödl...