Kapitel 10 Die Sonnenstrahlen

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Ich wankte nach Hause. Ich war verwirrt und ab und zu schwankte ich. Ich stieß die Haustür auf, möglichst leise, da es erst früher Morgen war, dies verrieten mir die ersten Sonnenstrahlen. Ich zog meine Schuhe aus und lief auf Zehenspitzen Richtung Küche um dann die Treppe hoch, in meinem Zimmer zu verschwinden. Marcus stand in der Küche, die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Gesicht hatte eine rötliche farbe und ich sah selbst aus dieser Entfernung, dass er wütend war. Meine Wange schmerzte, als er mir eine kräftige Ohrfeige verpasste. "Wo warst du?", fragte er er gefährlich leise und mit zusammengebissenen Zähnen. "I...ich war laufen", murmelte ich. Er knurrte, "Um diese Zeit hast du draußen nichts zu suchen" Doch da, entdeckte ich meine Mutter. Sie stand an die Küchentheke angelehnt da und hatte die Arme verschränkt. Ihr Gesicht glich einer eiskalten Maske, sie hatte sich sosehr verändert. Vor Dad's Tod war sie immer Fröhlich und munter, sie ging in Yogakurse und joggte im Wald, sie las exotische und kitschige Liebesromane, sie sammelte Fotoalben und liebte ihre Teevorräte. Doch seit Marcus in ihr Leben kam, gab sie all das auf, sie verbrannte die Fotos, die Bücher und schmiss den Tee weg. Auch ihre Yogakurse brach sie sofort ab. Früher wäre sie jetzt vor mich getreten und hätte mich beschützt, doch jetzt...
Ich hob den Kopf, Marcus Gesicht glich eher einer Fratze, als einem Gesicht. Mit geballten Fäusten ging ich an ihm vorbei und die Treppe hoch in mein Zimmer. Als ich mich in Spiegel betrachtete, schimmerte ein roter Handabdruck auf meiner blassen Wange und ließ meine Haut, noch weißer aussehen. Ich ließ mich auf mein Bett fallen. Ich trug immernoch dieses seltsame schwarze Kleid, doch es war verklebt von meinem eigenen Blut und dem Laub, Harz und dem Boden des Waldes. Zitternd schloss ich meine Augenlider und verfiel in einem tiefen, traumlosen Traum.

Krähenmond | Die Koor-Saga Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt