Das Event

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Das Navigationsgerät, welches am Auto befestigt ist, führt uns, damit meine ich meine kleine Schwester und mich, Alina, in eine Einbahnstraße. Diese führt uns wiederum zu einem großen Parkplatz. "Sie haben Ihr Ziel erreicht", teilt mir das Navigationsgerät mit. Nur wo? Das weiß ich auch nicht genau. "Melli, ist das die Halle, in der das Event stattfindet?", frage ich nun meine Schwester. "Ja, krass, wir sind da!", brüllt sie voller Elan. "Mel, ich bin weder taub, noch habe ich irgendwelche Gehörschäden." Spätestens nach dem Gebrülle schon, denke ich mir dazu, aber erwähne es nicht. Wir steigen aus und ich schließe das Auto ab. Meine Schwester ist auf dem Weg zum Eingang, ich begleite sie. Vor ein paar Wochen ergatterte sie ein Ticket von irgendeiner Show, welches sie jetzt bei der Kontrolle einlöst. Wir verabschieden uns und ich sage zu ihr: "Ich werde auf dich warten, ruf' mich am besten an, wenn die Show zu Ende ist." Ein Nicken ihrerseits folgt, dann verschwindet sie durch den Eingang. Jetzt heißt es für mich: Warten.
Ich stehe immer noch am Eingang, als ich beschloss, spazieren zu gehen. Ich laufe um die Halle und genieße die Ruhe und frische Luft. Um mich herum ist hauptsächlich Wiese und einige Bäume.
So fangen also meine Ferien an. Es sind die Semesterherbstferien von meinem Medizinstudium. Ja, ich studiere Medizin. Meine Schule beendete ich vor ungefähr einem Jahr mit einem Schnitt von 1,4. Es ist ein gewisser Stolz, den ich mit mir trage, wenn ich an diesen Schnitt denke. Schließlich habe ich dafür sehr hart gearbeitet beziehungsweise gelernt. Vor ein paar Wochen begann mein 18. Lebensjahr und zu diesem Anlass schenkten mir meine Eltern ein Auto. Somit muss ich meine Schwester kutschieren, egal wo sie hin will. Jetzt bin ich hier in Köln, nähe der E-Werk Halle und warte bis das seltsame Event, namens MagCon-Tour, zu Ende ist. Meine 15-jährige Schwester Melanie ist geschätzte drei Jahre eine Fanatikerin von das oder denen. Sie erzählt mir andauernd von den Menschen, die dort dabei sind, wie witzig und verrückt sie mit ihren ausgefallenen Ideen seien. Aber vor allem schwärmt sie von deren "unglaublichen Schönheit", wie sie mir immer so schön erzählt. Nun gut, sie zeigt mir manchmal Videos von ihnen oder Bilder, die die Leute auf sozialen Netzwerken hochladen und somit ihr ganzes Leben teilen und ich muss ihr Recht geben: Einige haben einen durchtrainierten Körper. Trotzdem halte nichts von solchen Menschen und noch weniger von Social Media. Das einzige soziale Netzwerk, was ich benutze und einigermaßen praktisch ist, ist 'WhatsApp'. Aber so sicher finde ich das auch nicht. Doch ich brauche das, um mit meiner Verwandtschaft in Kontakt zu bleiben, denn die Verwandtschaft von Mamas Seite lebt in Russland. Außerdem bin ich von meinem Freunden verpflichtet worden, nicht als Retro-Omi abgestempelt zu werden. Ich besitze zwar ein Smartphone, mit welchem ich problemlos zu Recht komme, aber ich bevorzuge lieber ältere Modelle, generell Dinge. Ein Beispiel: Während meine Freunde über WhatsApp kommunizieren, schreibe ich lieber eine SMS. Oder sie hören Musik nur über Apps, während ich den atemberaubenden Klang eines Schallplattenspielers zu höre. Retro oder nicht, ist mir relativ egal. Ich mag es und bin auch zufrieden damit. Aber es gibt eine kleine Ausnahme: Ich bin besessen nach Computer- und Konsolenspielen. Da liebe ich die alten und die neuen Spiele beziehungsweise Konsolen. Diese Leidenschaft habe ich von meinem Papi. Eine weitere Leidenschaft ist das Tanzen, HipHop tanzen. Jetzt denkt nicht, ich bin extrem sportlich oder habe den perfekten Körper, nein im Gegenteil, ich habe ein kleines Fettpolster am Bauch und etwas speckige Oberschenkel, aber ich bin nicht im Übergewicht. Ehrlich gesagt möchte ich auch nicht die perfekte Figur haben, solange ich mich wohl fühle. Jedenfalls habe ich das Tanzen von meiner Mami. Sie ist seit ein paar Jahren gelernte Tanzlehrerin im Bereich HipHop, wodurch ich auf diesen Sport gekommen bin. Es ist toll, Eltern zu haben, die dieselbe Leidenschaft haben wie du. Ein weiter Grund, warum ich ein sehr tolles Verhältnis zu Mami und Papi habe. Meinem Familie ist mir unglaublich wichtig und ich liebe sie mit meinem ganzen Herzen.
Nach einer Weile schaue ich auf meine Uhr, bis ich plötzlich den Geruch von Grill und gegrilltem Fleisch rieche. Ich folge dem Geruch und erkenne einen Mann bei einem kleinen Bratwurststand. Der Mann ist grauhaarig und trägt eine sehr große Brille. Ich gehe auf ihn zu, denn ich möchte ungern die ganze Zeit alleine verbringen. Ich grüße den Mann: "Guten Tag! Darf ich mir eine Bratwurst bestellen?" Der Mann, ich schätze, er ist um die 56 Jahre alt, antwortet mit einem Lachen: "Selbstverständlich. Für so eine Schönheit sogar kostenlos!" Dies schmeichelt mich und ich vermute, meine Wangen röten sich. "Danke, ich fühle mich geschmeichelt." Der Mann lächelt und fängt an, eine Bratwurst auf dem Grill zu braten. Ich versuche die Stille zu unterbrechen, indem ich ein Gespräch anfange: "Dürfte ich fragen, weshalb sie hier einen Stand aufbauen?" Der Mann schmunzelt. Irgendwie ist er mir sympathisch. "Kind, du brauchst doch nicht so höflich sein. Frag ruhig. Im Moment ist totale Stille und ich brauche mal wieder Gesellschaft. Jedenfalls, ich eröffne hier einen Stand, damit ich für meine Restaurants werben kann und weil nach den Shows die Menschen großen Hunger haben, sodass ich sie dann alle mit meinem leckeren Bratwürsten versorgen kann. Zusätzlich versorge ich damit auch die Betreiber der Show." Seine Idee hiermit für seine eigene Restaurants zu werben ist gar nicht schlecht. Ich frage weiter nach, da das Thema Gastronomie in mir eine gewisse Neugier weckt. "Besitzen sie viele Restaurants in der Umgebung oder haben sie hauptsächlich solche kleine Stände, mit denen Sie ihr Einkommen kriegen?" Ich glaube, der Mann ist echt froh, jemanden gefunden zu haben, der ihm Gesellschaft leistet und die Stille unterbricht, denn er lächelt wieder. "Ja, ich muss schon sagen, in 30 Jahren, die ich in der Gastronomie verbringe, habe ich schon einige Restaurants eröffnet. Insgesamt 27 in Deutschland, 12 in Kanada und zwei in der USA." Ich bin verblüfft und gleichzeitig fasziniert von dieser Aussage, das bemerkt der Mann und lacht: "Diese Reaktion ist üblich bei den Leuten, denen ich das erzähle." Ich beruhige mich und frage weiter. Ja, ich bin eindeutig neugierig. "Wieso besitzen sie so viele Restaurants in Kanada?" "Naja, das ist mein Geburtsort und dort habe ich meine Kindheit verbracht. Ich spreche auch fließend Englisch." Wow, das habe ich jetzt nicht erwartet. Schon wieder sieht der Mann meine Faszination in meinem Gesicht, denn er lacht schon wieder auf. Anscheinend lacht er gerne. Ich fange nun auch zu lachen an. "Übrigens suche ich noch eine kleine Aushilfe fürs Kellnern. Ich könnte eine Person wie dich gebrauchen.", erzählt er mir und gibt mir eine Art Visitenkarte auf der seine Restaurants aufgelistet sind. Ein paar sind nicht weit entfernt und ich könnte wirklich ein bisschen Geld gebrauchen. Also willige ich ein: "Vielen Dank! Ich würde es unglaublich gerne machen. Ein paar Lokale sind sogar in meiner Nähe. Unglaublich gerne würde ich das machen!" Ich lächele und der Mann erwidert es. "Schön, dass ihnen mein Angebot gefällt. Auf der Rückseite stehen meine Nummern und Email-Adressen, damit können Sie dann mit mir in Kontakt treten. Aber genug von mir und meinem Leben. Ich möchte gerne auch etwas über sie wissen." Ich lächele: "Fragen Sie nur." "Weshalb sind Sie hier?", er fragt das aus Neugier und nicht, weil er keine Stille haben möchte. "Ich bin hier, weil ich auf meine Schwester warten muss bis das Event zu Ende ist. Sie ist ein sehr großer Fan von der sogenannten MagCon. Liegt auch daran, dass es nur Jungs sind, die sie ja unglaublich hübsch und attraktiv findet, was ich nur abstreiten kann." Am Ende kann ich mir kein Verdrehen der Augen verkneifen. Der Mann lacht und antwortet mit einem Lächeln: "Die Kinder von heute...Achten nur noch auf das Aussehen. Aber ich muss eins klarstellen: die Jungs sind sehr nett. Ich kenne sie und bin eine kleine Unterstützung, was Essen angeht." Schon wieder verblüfft mich seine Aussage. Wie schafft er das nur? "Echt? Ich halte nicht viel von Personen, die ihr Leben mit der ganzen Welt teilen und ihren gut gebauten Körper zeigen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Wie dem auch sei, ich schätze, jeder hatte als Kind einen prominenten Schwarm gehabt. Übrigens habe ich mich ja gar nicht vorgestellt. Ich bin echt unhöflich. Mein Name ist Alina! Freut mich Sie kennenzulernen." Ich reiche dem Mann meine Hand. Der Bratwurst-Verkäufer lacht herzlich und reicht mir ebenfalls seine Hand: "Heinz." Heinz gibt mir meine fertig gegrillte Bratwurst, die in einem Brötchen liegt, und meint: "Die kriegst du kostenlos. Dafür dass du mir Gesellschaft geleistet hast!" Solche Kleinigkeiten bereiten mir eine große Freude. Er ist wirklich froh, dass er nicht alleine ist. "Ach, wie lieb von dir. Aber hier, nimm das Geld. Das ist doch nur eine Kleinigkeit." Ich gebe ihm ein Fünf-Euro-Schein und sage zusätzlich: "Behalt ruhig die ganzen fünf Euro." Heinz wiederum lacht schon wieder und meint: "Du bist ein unglaublich warmherziges Mädchen. Bleib so!" Das ist echt süß. Natürlich muss ich bei solchen Komplimenten rot werden. Trotzdem lächele ich und beiße in die köstliche Bratwurst. "Wow, die ist köstlich!" Und ich nehme mir wieder ein Bissen. Heinz bietet mir Majonäse und Ketchup an. Diese nehme ich auch an. Aber als ich mir Ketchup auf die Bratwurst machen will, rutsche ich vom Hocker ab und der Ketchup wird direkt auf mein Oberteil gespritzt. Toll, und wenn das schon nicht reicht, kommt noch ein junger Mann aus der der Halle und läuft auf uns zu. Das wird langsam immer peinlicher und peinlicher. Während ich mir den Ketchup vom T-Shirt abwische, betrachte ich mir den Jungen näher. Ich schätze ihn mal in meinem Alter ein, vielleicht 17 oder 18 Jahre. Er hat braune Haare in der typischen Jungs-Frisur. Damit meine ich, etwas hochgestylt, aber nicht extrem. Er hat faszinierende haselnussbraune, klare Augen. Ebenfalls schätze ich ihn um die 1,80 m groß und er hat wirklich durchtrainierte Arme. Das habe ich nicht erwartet. Er kommt langsam an Heinz' Stand an und spricht Heinz plötzlich auf Englisch an: "Hey Heinz! Könntest du bitte eine Bratwurst auf den Grill schmeißen. Ich habe nur eine Viertelstunde Pause und habe mächtigen Hunger. Und schaue mal nach, ob in einer deiner Regalen ein Muffin versteckt ist."

This Event I'll Never Forget-Fanfiction-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt