Die Tage verstrichen, mittlerweile waren schon knapp zweieinhalb Wochen um und mir wurde wohl oder übel bewusst, dass über die Hälfte meiner Zeit hier schon vorbei war. Ob ich das positiv oder negativ sehen sollte, wusste ich selber nicht so genau. Klar, ich freute mich, meine Familie und Freunde wiedersehen zu können, aber dann würde ich Louis erstmal nicht mehr treffen.
Und obwohl wir fast jeden Tag etwas zusammen unternahmen, hatte ich keinen Plan, ob Louis genauso wie ich fühlte oder nicht. Dass der schwul war, erklärte sich laut Niall von selbst. Um seine Worte zu benutzen: "Dein Louis ist aber sowas von schockschwul. Er ist schwuler als schwul, nein, schwuler geht es gar nicht."
Seine Wortwahl war natürlich wie immer "hervorragend", aber ich wusste ja, was er damit meinte. Nur sollte er das nicht unbedingt in der Öffentlichkeit so sagen, denn manche Menschen verstanden sowas einfach nicht. Nicht jeder fasste das halt als Spaß auf.
Wie dem auch sei, mir fiel immer wieder auf, dass man schon eingeschränkter lebte, wenn man auf einer Insel war. Man hatte nur einen begrenzten Platz zur Verfügung und man konnte nicht mal eben ins Kino gehen oder einen Freizeitpark besuchen. Stattdessen gingen Louis und ich häufiger in das kleine Café hier, besuchten den Strand oder verschanzten uns den ganzen Tag in der Burg. Letzteres hatte wiederum nicht jeder - eine eigene kleine Höhle mit Aussicht auf das Meer, auch, wenn es nicht das typische hellblaue Wasser war, das man von den Urlaubsorten gewohnt war.
Außerdem hatte ich mich hier richtig eingelebt. Jeden Morgen versorgte ich die Kaninchen, ging Tag für Tag mit Indira spazieren und regelmäßig half Louis meiner Großmutter im Garten oder im Haushalt. Am besten fand ich es aber, wenn Lou putzen sollte und ich ihm auf der Couch sitzend und mit einer Packung Chips in der Hand zuschauen konnte. Zwar bekam er für die Arbeit auch etwas Geld, aber das hieß nicht, dass ich deshalb Mitleid mit ihm haben musste. Im Gegenteil; oftmals lachte ich einfach über ihn und er über sich selbst. Es war fast wie mein normales Leben zu Hause. Aber halt auch nur fast.
Gerade saß ich - wie eigentlich immer - mit meiner Großmutter am Frühstückstisch und überlegte, was ich heute mit Louis machen könnte. Zwar hatte er noch ein paar Mal bei mir übernachtet (oder eben ich bei ihm), aber leider passierte nicht wirklich viel. Nur einmal waren wir am nächsten Morgen eingekuschelt aufgewacht, aber darüber gesprochen hatten wir auch nicht. Alles in Einem: Es ging weder vorwärts, noch rückwärts. Und das regte mich auf.
"Hier in der Zeitung ist eine Anzeige, Harry. Fünfzig Prozent Rabatt auf eine Fahrt mit dem Schiff von hier nach Guernsey. Wäre das nicht etwas für Louis und dich?", fragte mich plötzlich Glenda und reichte mir die Zeitung.
Ich las mir den Artikel durch und nickte. "Last Minute Tickets für eine eintägige Tour von Alderney auf die Insel Guernsey. Morgens geht es um halb acht los, danach haben Sie einen Aufenthalt am Ziel und abends geht es wieder zurück. An Board wird ihnen ein Frühstück und ein Abendessen zur Verfügung gestellt, natürlich alles im Preis inklusive", las ich vor und fand wirklich Gefallen daran. Guernsey war größer als Alderney und konnte bestimmt auch mehr bieten. "Das klingt gut und kostet auch nicht zu viel. Ich frage gleich mal Lou."
Und das tat ich auch. Da es direkt morgen losgehen sollte, verdrückte ich mein Brötchen, machte mich fertig und huschte zu Louis' Haus rüber, wo ich klingelte und von einem grinsenden Wuschelkopf empfangen wurde. "Hey!", begrüßte er mich und schlang die Arme um meinen Körper. Diese Geste war mittlerweile nichts Besonderes mehr. Zumindest nicht bei uns. Lou war ein sehr kuschelbedürftiger Mensch, also ließ ich ihn diese Eigenschaft auch ausleben. Normalerweise tat ich sowas nicht so häufig, außer eben bei ihm.
"Ich habe Neuigkeiten. Wie wäre es, wenn wir morgen zusammen die Fähre nach Guernsey nehmen und uns dort einen schönen Tag machen?", ich strich eine ihm ins Gesicht gefallene Sträne zurück hinters Ohr und beobachtete, wie er leicht rot wurde, um dann jedoch wegen dem Vorschlag zu lächelt anfing.
"Liebend gerne", murmelte er und wir lösten uns wieder aus der Umarmung, um ins Haus zu spazieren.
"Dann lass uns doch gleich mal die Tickets kaufen, bevor sie weg sind."
Louis nickte, zog sich seine Schuhe an und kurz danach saßen wir auf seinem Fahrrad (ich fuhr und er saß hinten, seine Arme um meinen Bauch geschlungen) auf dem Weg zum kleinen Touristencenter Alderneys, bei dem man die Fahrkarten kaufen konnte. Das Geld hatte ich zuvor schon aus meinem Portemonnaie genommen und so konnte ich alles bezahlen. Auch, wenn sich Lou anfangs gewehrt hatte, weil er selbst Geld hatte, hatte er nach einiger Zeit aufgegeben und nuschelte ein leises 'danke' in seinen nicht vorhandenen Bart. Ich wusste, dass er es nicht mochte, wenn ich immer alles zahlte, aber immerhin kostete hier alles nicht so viel, deshalb war ich einfach mal großzügig.
"Zwei Karten für die morgige Tagestour von hier nach Guernsey bitte", sagte ich dann, als wir angekommen waren und der Typ, der dort arbeitete, reichte uns die Tickets und erklärte, wie die Fahrt aufgebaut war. Ich versuchte, mir alles zu merken und nickte ab und zu.
"Vielen Dank", meinte Lou schlussendlich, als wir uns verabschiedeten und wieder zu seinem Fahrrad liefen. "Aber trotzdem finde ich, du solltest mir nicht immer alles bezahlen", säuselte er und biss auf seine Lippe.
"Ich habe echt kein Problem damit, aber wenn du unbedingt möchtest, lade mich doch morgen auf ein Eis ein, damit du dich nicht mehr schlecht fühlen musst, weil du ja immer bei mir schnorrst", lachte ich und stieg auf den Sitz, Louis hinter mir.
"Das mache ich", bestätigte er und hielt sich wieder an mir fest, als wir losfuhren. "Ich freue mich.", fügte er noch leise hinzu, sodass ich es fast überhörte.
"Ich mich auch."
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Sorry, dass so lange nichts kam, aber in meinem Kopf war einfach Funkstille und ich hatte keinen Plan, was ich schreiben könnte. Jetzt habe ich aber mindestens für die nächsten zwei Kapitel einen festen Plan, also wird auch bald wieder ein neues Kapitel kommen :)
Meinungen? Wünsche? Kritik? Lasst es mich wissen.
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Alderney // l.s. AU
FanfictionEine, in der Harry Styles, unbeholfener Kandidat schlechter Noten, seine Sommerferien eigentlich anders geplant hatte, wenn nicht seine Mutter gewesen wäre. Anstatt also das zu tun, was er wollte, konnte Harry auf eine für ihn unbekannte Insel Mitte...