-14- Nachhilfe

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Gegen Mittag klingelte es dann und ich hoffte, dass es Louis war, doch leider war es nur eine Bekannte meiner Großmutter, also verzog ich mich wieder in mein Zimmer und ich kam zu dem Entschluss, dass ich jetzt zu dieser alten Burg gehen würde und dort etwas lernen könnte. Dies musste ich ja immerhin auch irgendwann machen.

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Tatsächlich fand ich mich circa eine halbe Stunde später in der kleinen geheimen Ecke wieder, die mir Louis gezeigt hatte.

In meinem Rucksack befanden sich zwei Schulbücher, mein Block und Stifte, sowie eine Decke für den Boden und meine restlichen zwei Donuts, welche noch von heute morgen übrig geblieben waren.

Ich war ohne Fahrrad gekommen, da das, welches meiner Großmutter gehörte, ziemlich damenhaft aussah und ich nun wirklich keine Lust darauf hatte, mit sowas über die halbe Insel zu radeln.

Wie dem auch sei, nun saß ich hier, schlug mein Mathebuch auf und fing an zu büffeln. Tatsächlich klappte es ziemlich gut, was allerdings auch daran liegen könnte, dass ich an der frischen Luft war und den Blick auf das Meer genießen durfte.

Und über mein Handy lief im Hintergrund leise Musik, sodass es ziemlich gemütlich war und ich ziemlich neidisch auf Louis war, da er diesen Ort immer haben konnte und ich nur noch knapp vier Wochen.

"Hey."

Panisch zuckte ich zusammen, fuhr herum und packte mir an die Brust.

"Gott, Lou, erschreck' mich nicht so!" Tatsächlich stand vor mir der Junge, an den ich gerade noch gedacht hatte und er knetete seine Hände.

"Also ich geh' dann mal, wenn du hier hinwillst. Es ist ja immerhin dein Platz und ich hätte hier eigentlich nichts zu suchen. Sorry", entschuldigte ich mich und wollte gerade aufstehen.

"Nein, bleib bitte hier. I-ich war bei Glenda und wollte mich für deine Donuts bedanken, aber du warst nicht da. Und deine Großmutter hat mir halt gesagt, d-dass du zum Fort Clonque wolltest." Louis setzte sich neben mich auf die dünne Decke und biss auf seine Unterlippe.

"Du hättest mir doch auch einfach schreiben können", meinte ich und er lächelte mich an.

"N-nein, also ich wollte es dir persönlich sagen. Ich fand das nämlich sehr nett. Danke."

Gott, war er niedlich!

"Kein Problem. Hab' ich gerne gemacht."

"Ich hoffe nur, ich habe dich nicht vom Lernen abgehalten."

"Nein, keine Sorge. Alles gut." Es folgte eine unangenehme Stille, in der wir beide nicht wirklich wussten, was wir sagen oder tun sollten. Ich knetete meine Hände und suchte verzweifelt nach Gesprächsstoff, aber Lou kam mir dann zuvor.

"A-also wenn du willst, kann ich dir helfen mit Mathe. Ich bin darin eigentlich relativ gut."

"Das wäre nett von dir, aber du musst das nicht."

Wir redeten ja wie erwachsene Menschen, die sich noch siezten. Das war ja nicht zum Aushalten!

"Nein, wirklich, zeig mal her, was du gerade machst." Schnell gab ich ihm mein Buch und er begann darin zu lesen, um das Thema zu wissen und in der Zwischenzeit hatte ich Zeit, ihn von der Seite zu mustern. Seine Haare lagen unordentlich auf seinem Kopf, sahen allerdings trotzdem gut aus, er trug eine enge schwarze Skinny-Jeans und einen großen grauen Pulli. In diesem sah er ein bisschen unbeholfen aus, aber auch irgendwie zum Anbeißen. Die Unterlippe klemmte zwischen seinen Zähnen und die Stirn lag in Falten.

"Harry?" Jemand fuchtelte vor meinem Gesicht herum.

"Was?", fragte ich und erwachte aus meiner Starre. Die Röte schoss auf meine Wangen, immerhin hatte mich Louis gerade beim Starren erwischt.

"Ich wollte mit der Aufgabe anfangen."

"Achso, ja. Sorry."

Von da an bemühte ich mich sehr, alles zu verstehen, um nicht ganz dumm auszusehen. Immer wieder klemmte ich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr, leckte über meine Lippen und stützte meinen Kopf auf die Handflächen. Alles typische Anzeichen dafür, dass ich mich konzentrierte.

Und tatsächlich fühlte ich mich nach der "Nachhilfe" um einiges schlauer. Aber bei wem war es nicht so? Immerhin ging es hier um Mathe.

"Ich glaube, das reicht für heute", meinte der Braunhaarige dann neben mir und schlug das Heft zu.

"Ja, danke."

"Wenn du willst, kann ich dir ab und zu helfen. A-aber nur, wenn du willst", murmelte Lou dann und seine Wangen nahmen einen Rotton an. Er kaute wieder mal auf seinen Lippen rum.

"Nicht. Du machst sie dir noch kaputt", hauchte ich und strich über seine Lippen, welche er sofort zwischen den Zähnen hervornahm. Ich spüre, wie Louis seine Atmung einstellte und mich anguckte.

Ganz vorsichtig, so, als wäre Lou aus Porzellan, wanderte meine Hand an seine Wange und verharrte dort. Warum ich dies tat, wusste ich nicht, aber meine Magen kribbelte plötzlich und verursachte ein wunderschönes Gefühl in mir. Louis' Haut war weich und am liebsten würde ich sie nie wieder loslassen.

"Du bist wunderschön", rutschte es mir heraus und sofort bereute ich es. Ich zog meine Hand zurück und starrte ihm in die Augen, die mich erstaunt ansahen. Ich wollte das doch gar nicht sagen! All der Mut, den ich vorher noch gespürt hatte, war verschwunden.

Es klingelte.

Mein Handy!

Danke, danke, danke. Ich würde nun aus dieser peinlichen Situation immerhin besser rauskommen.

"Ja?", meldete ich mich, nachdem ich mir mein Smartphone ans Ohr hielt.

"Hey, Harry. Ich wollte mich mal bei dir melden. Immerhin bist du gar nicht zu Hause!", erklang die fröhliche Stimme Liams aus dem Hörer.

"Hey, Li", begrüßte ich ihn dann halb abwesend und wagte einen Blick zu Louis. Dieser schaute auf den Boden und knibbelte an seinen Fingernägeln. Ihm schien das ganze also auch peinlich zu sein.

"Ich habe das Gefühl, dass ich gerade störe. Habe ich recht?" Warum wusste er das immer sofort?

"Ähm, ja, etwas. Ich rufe dich später nochmal an, okay?"

"Ja klar. Bis später!" Und damit legte er auf. Ich atmete innerlich auf.

"Sollten wir dann los?", richtete ich mich dann an Lou, der vom Boden aufblickte und mich musterte.

"Ja."

Ich stand auf und sammelte alles ein, um es in den Rucksack zu stecken. Die Donuts hatten wir beide beim Lernen aufgegessen, sodass ich den Karton zerdrückte und faltete.

"Harry?", murmelte der Braunhaarige dann leise und ich guckte ihn an, als er fortfuhr: "Danke."

"Wofür?"

"Was du eben gesagt hast. D-das hat noch nie jemand zu mir gesagt. Nur meine Mum." Zögernd hob er seinen Blick und ließ damit die Schmetterlinge in meinem Bauch wieder auferstehen, nachdem sie eben so plötzlich verschwunden waren.

"Kein Ding."

Daraufhin machten wir uns auf den Weg nach draußen und die ganze Zeit über hatte ich ein riesengroßes Lächeln im Gesicht. Lou lief hinter mir, sodass er es nicht sah, aber wenn, dann würde er denken, ich wäre auf Drogen. In Worten konnte man mein Gefühl nicht beschrieben. Ich war einfach glücklich, da Louis meinen kleinen Ausrutscher mochte.

Und in dem Moment war es mir auch egal, dass ich mich wie ein pubertierendes Mädchen aufführte, welches gerade ihr Idol getroffen hatte.

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Hello :)

Ich bin heute gut gelaunt. Das hat mehrere Gründe. Oops.

Wie findet ihr Harry's kleinen "Ausrutscher"?

Mehr Larry-Action? Yes or no?

Und wann habt ihr Geburtstag? Ich hab zehn Tage vor dem Nialler :b 03. September

Ich geh' jetzt mal Mather lernen ._.
Bye.

Alderney // l.s. AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt