-21- Zu viel Auswahl

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Als ich am nächsten Morgen - meiner Meinung nach -viel zu früh aufstehen musste, fand ich zuerst nicht aus meinem Bett, aber als Glenda reinkam, um mich richtig zu wecken, stieg meine Laune, denn mir fiel ein, warum ich schon um halb sieben wach war.

Ab dem Zeitpunkt beeilte ich mich, um auch ja pünktlich bei Louis zu sein. Ich packte etwas Verpflegung ein, falls wir Hunger bekommen sollten, eine dünne Picknickdecke meiner Großmutter, Badezeug, sowie etwas Geld, die beiden Tickets und noch etwas anderen Kram.

Im Bad duschte ich, föhnte meine Haare, gelte sie leicht nach hinten und band ein Bandana drum, sodass sie mir nicht ins Gesicht fielen. Und wohl oder übel konnte ich nicht leugnen, dass ich nicht aufgeregt war, denn das war ich sehr. Für mich galt der Tag heute als 'Date'. Ob Louis das so sah, wusste ich nicht, aber im Moment war es mir relativ egal, da ich andere Sorgen hatte.

Zuerst wusste ich nicht, was ich anziehen sollte, da es auf Guernsey - und auch hier, denn die beiden Inseln hatten in etwa das gleiche Klima - heute knapp zwanzig Grad werden würde und ich nicht in schwarzen langen Klamotten auftauchen sollte und dann fand ich mein Handy nicht, obwohl ich es für die Fahrt brauchte. Immerhin musste ich Fotos machen und eine Kamera hatte ich nicht mit nach hier genommen.

Doch - wie auch immer ich das geschafft hatte - saß ich pünktlich und komplett angezogen auf dem Beifahrersitz des Autos meiner Großmutter, während Louis schräg hinter mir saß und seinen Rucksack durchsuchte, um zu gucken, ob er auch alles dabeihatte. Glenda schloss gerade die Haustüre ab und kam zu uns herüber, sodass wir losfahren konnten. Dass ich währenddessen immer kurz einen Blick in den Rückspiegel warf, um Lou anzugucken, musste man wohl nicht extra sagen.

"Und, habt ihr einen Plan, was ihr heute alles machen wollt?", begann Glenda dieses typische Mutter-Oma-was-auch-immer-Gespräch, das man entweder beim Essen oder im Auto führte.

"Naja, ich denke mal, dass wir einfach das machen, was sich gerade anbietet, oder?", murmelte Louis, noch immer vertieft in das Umräumen seines roten Rucksacks.

Ich nickte einmal und wagte einen kurzen Blick nach hinten, wo sich der Blauäugige konzentriert auf die Lippen biss. Ich wusste zwar nicht, wonach er die ganze Zeit suchte, aber er sah zum Anbeißen aus, wie er da so saß - Haare verwuschelt auf dem Kopf, Beine zusammengedrückt und darauf sein Rucksack, den Blick gesenkt und die Unterlippe zwischen seinen Zähnen.

Am Hafen angekommen stand unser Schiff schon dort, sodass Louis und ich uns von meiner Großmutter verabschiedeten und uns für das Fahren bedankten, ehe wir unsere Tickets vorzeigten und an Board gingen.

"Wo möchtest du sitzen?", fragte ich ihn dann und sah ihn an.

"Lieber noch drinnen. Im Moment ist es draußen noch zu kalt", säuselte er abwesend und suchte nach einem schönen Tisch. "Der ist super!" Er zeigte auf einen Zweiertisch am Fenster, sodass wir aufs Meer blicken konnten.

Ich nickte zustimmend und folgte ihm zu unserem Platz.

Es folgte etwas Smalltalk, bis wir ablegten, der Kapitän uns durch die Lautsprecher begrüßte und ein paar wichtige Punkte nannte, sodass wir wussten, wann wir anlegten und wieder am Schiff sein mussten, aber er gab uns auch ein paar Namen von Sehenswürdigkeiten, die wir auf Guernsey sehen konnten.

"Dann wünsche ich Ihnen eine angenehme Überfahrt und ab jetzt können Sie das Frühstücksbuffet aufsuchen." Damit beendete der Kapitän seine Rede und ich ließ meinen Blick einmal durch den Raum schweifen. Es saßen doch relativ viele Menschen hier, die anscheinend alle Guernsey sehen wollten und nicht, weil sie dort irgendetwas brauchten. Denn ich wusste, dass täglich Fähren zwischen den Kanalinseln pendelten, aber unser Schiff war wirklich ein Touristenboot.

"Sollen wir dann zum Buffet gehen?", fragte ich an Lou gewandt und er nickte mir zustimmend zu, sodass wir uns erhoben und zu dem langen Tisch gingen.

Die Auswahl war zwar nicht so riesig, aber man fand doch alles, was man brauchte.

Wir stellten uns in die Schlange und waren schon bald dran. Ich entschied mich für ein Körnerbrötchen mit Käse und Schinken, etwas Obst, ein Glas Orangensaft und eine kleine Schüssel Müsli. Louis hingegen konnte sich nicht entscheiden und hielt so etwas den Verkehr auf, während ich schon wieder gemütlich an unserem Tisch saß und das Geschehen amüsiert beobachtete.

Wie Lou die ganze Zeit seinen Blick von links nach rechts schweifte, dabei auf seiner Lippe biss und nach etwas greifen wollte, es dann aber doch sein ließ. So viel gab es da doch gar nicht, aber er konnte sich trotzdem nicht entscheiden.

Also fing ich  an zu essen und wartete darauf, dass er fertig war, was auch kurze Zeit später der Fall war. Louis hatte so ziemlich jeden Belag auf seinem Teller liegen, ein normales Brötchen, von jeder Obstsorte ein Stück und einen dampfenden Kakao mit Sahne in den Händen.

Ich hatte gar nicht gesehen, dass es den dort gab.

"Auch mal fertig", neckte ich ihn und er setzte sich hin.

"Ich wusste einfach nicht, was ich nehmen sollte. Deshalb werde ich mein Brötchen jetzt in kleine Stücke schneiden und überall etwas anderes draufmachen. Genial, oder?"

"Wäre ich nie drauf gekommen", lachte ich sarkastisch und erntete daraufhin einen eher weniger ernst gemeinten Schlag gegen die Schulter von ihm.

Lou begann, sein Brot zu teilen und dann sorgfältig alles zu belegen.

Zwar sah es so aus, als würde er sein Frühstück dekorieren, um damit an einem Contest teilzunehmen, aber wenn es ihn glücklich machte, dann war es mir relativ egal.

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Ich musste ein Kunstprojekt machen und hatte erst danach (also gestern) Zeit dazu, hier weiter zu schreiben. Sorry :(

Und was ich noch gar nicht erwähnt habe: Das Buch hat 1k ☺️❤️

Alderney // l.s. AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt