Da war ich nun also. Am Flughafen, auf dem Weg nach Alderney, eine kleine Insel zwischen Frankreich und England.
Meine Mutter hatte mir einen Prospekt über diesen Ort in die Hand gedrückt, weil ich nichts über die Insel wusste. Weit weg von meinen Freunden, der Zivilisation und meinem Zuhause. Vielleicht war ich voreingenommen, aber auf dieser Insel gab es bestimmt kein Internet und die Menschen dort bestanden auch zu neunzig Prozent aus Rentnern. Da war ich mir sicher. Zudem hatte ich erst gar keine Hoffnungen auf einen Urlaubsflirt. Aber in wie fern konnte ich die Wochen wohl auch "Urlaub" nennen?
Der Streit mit meiner Mutter war nun circa eine Woche her und in der Zeit hatte ich kaum ein Wort mit ihr gesprochen. Sie sollte ruhig spüren, dass ich sauer war, allerdings war meine Mutter dies auch. Aus diesem Grund hatten wir uns nur mit einem kurzen "Tschüss" verabschiedet. Nicht mehr.
Ich schaute auf mein Ticket. Ich flog knapp eineinhalb Stunden von Manchester nach Guernsey, auch eine Kanalisel, genau wie Alderney, hatte dort fast zwei Stunden Aufenthalt und flog dann noch circa zwanzig Minuten nach Alderney. Dort wartete dann meine Großmutter auf mich und wir fuhren zu ihr. Dort würde ich dann die folgenden fünf Wochen wohnen.
Jetzt saß ich jedoch erstmal hier in Manchester und kaute gelangweilt auf einem Brötchen herum, welches ich mir eben gekauft hatte, und wartete darauf, dass mein Flug aufgerufen wurde. Mein Gepäck war schon abgegeben, sodass ich nichts machen konnte, außer zu warten.
Nach einer weiteren halben Stunde, in der ich mit meinem besten Freund Niall geschrieben hatte, konnte ich dann endlich in den Flieger. Ich saß am Fenster und da neben mir anscheinend keiner saß, konnte ich mich ausbreiten.
Als wir dann in der Luft waren und uns abschnallen konnten, nahm ich das Prospekt über Alderney und las es mehr oder weniger mit Lust durch:
Die Insel Alderney ist, wie Guernsey, Jersey und Sark auch, eine Kanalinsel und gehört zu England. Alderney ist allerdings die Einzige dieser Inseln, die im Ärmelkanal liegt und hat eine maximale Länge von fünf Kilometern und eine maximale Breite von drei Kilometern. Alderney gehört zu Guernsey und hat knapp 1900 Einwohner. Dort wird Englisch gesprochen, nur vereinzelte Menschen vermischen die Englische Sprache mit dem Französischen und entwickelten so ihren eigenen Dialekt. Die Insel ist von Felsen umgeben, besitzt Strände und Dünen, sowie ein mildes Wetter und eine ausgeprägte Flora. Auf Alderney ist eine Grundschule gebaut, sowie eine weiterführende Schule, Restaurants, Cafés, Bars und andere Gebäude. Auch verschiedene Orte von historischer Bedeutung sind dort vorzufinden und ein Muss für Touristen.
Na ja, wirklich spannend klang das jetzt nicht und geschrieben war der Text in dieser typischen langweiligen Reiseführer-Sprache. Wenn meine Mutter mir gesagt hätte, dass ich mir aussuchen könnte, wo ich meine Ferien verbringen müsste, dann käme Alderney gar nicht erst in Frage. Im Gegenteil, nach diesem Prospekt würde ich diese Insel direkt aus meinem Kopf verbannen. Aber natürlich durfte ich mir nicht aussuchen, wo ich hinwollte. Außerdem hatte ich meine Großmutter schon bestimmt fünf oder sechs Jahre nicht gesehen, da sie sich dazu entschieden hatte, auf diese Insel zu ziehen, nachdem ihr Mann gestorben war.
Aber was sollte ich machen? Ich konnte jetzt ja wohl nur schwer aus dem Flugzeug springen und zurück nach Holmes Chapel laufen. In Guernsey wollte ich auch nicht bleiben, weil das auch so eine Kanalinsel war und Alderney gehörte immerhin zu Guernsey.
Ich seufzte und stützte meinen Kopf auf meine Handflächen, während ich mir meine Schläfen massierte.
Eine Stewardess kam und überreichte mir etwas zu Trinken und einen kleinen Snack, was ich beides lustlos verspeiste.
Unter uns befand sich momentan noch Land, aber gleich würde sich dort die unruhige Nordsee befinden.An: Niall
- Hey Niall, ich bin gleich von unserer 'Insel', genannt England, runter und dann hab ich keine Ahnung, wann ich das nächste Mal schreiben kann. Und ob meine Oma überhaupt WLAN hat, weiß ich nicht, immerhin ist Alderney klein und hässlich. Wahrscheinlich haben die da noch nie etwas von WLAN gehört. Na ja, egal. Ich schreib dir, sobald ich kann. Harry -Ich schob mein Handy wieder in meine Hosentasche und lehnte meinen Kopf, mit dem Wunsch, etwas schlafen zu können, an das Fenster, allerdings gerieten wir in Turbulenzen und sofort war ich wieder hellwach.
Nach der Landung in Guernsey, meinem Aufenthalt dort, den ich mir mit meinem Handy vertrieben hatte und dem Flug nach Alderney, verließ ich den Flieger und suchte bei der Gepäckrückgabe nach meinem Koffer.
Nach zehn Minuten des Suchens hatte ich ihn wieder und machte mich auf den Weg zum Ausgang. Dort sollte irgendwo meine Großmutter stehen."Harry!", rief eine hohe Stimme und ich entdeckte eine kleine, rundliche Gestalt mit gelockten, grauen Haaren. Ich schritt auf sie zu und wurde sofort in eine kräftige Umarmung gezogen. "Ach, bist du groß geworden, Liebling. Fast zwei Köpfe größer als ich", lachte sie. "Und ich bin immer noch so klein."
"Freut mich, dich zu sehen, aber hast dich kaum verändert, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe", stellte ich lachend fest. Ich würde zwar eigentlich lieber zu Hause sein, aber ich hatte trotzdem gute Manieren und tat so, als ob ich mich riesig freuen würde. Zudem war meine Großmutter, zumindest so, wie ich sie in Erinnerung hatte, immer freundlich zu mir gewesen und sie hätte es nicht verdient, schlecht behandelt zu werden.
"Daran kannst du dich noch erinnern? Das war doch vor fünf Jahren", lachte sie.
"Nicht an alles, aber an dein Aussehen und an deinen leckeren Kuchen", grinste ich.
"Ach Harry, dann lass uns doch schnell nach Hause. Ich habe extra gebacken." Wir setzten uns in Bewegung und ich musste feststellen, dass es zumindest bei meiner Oma zu Hause nicht so schlimm werden konnte, weil sie so gutherzig und wohlwollend war. Zumindest bis jetzt, und das war ja noch nicht so lange. Die Insel war, zumindest heute, nicht wirklich schön und meine Laune war sofort wieder unten. Es war kalt, windig, es regnete leicht und dadurch war der Boden etwas aufgeweicht, es war rutschig und matschig und alles recht trostlos. Genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Ich ließ also die kurze Autofahrt verstreichen, indem ich einfach aus dem Fenster schaute und die Fragen meiner Großmutter kurz beantwortete.
"So, wir sind da. Hier wohnen wir", meine Oma, auch Glenda genannt, klatschte freudig in die Hände und stieg aus dem Auto. Ich tat es ihr gleich und als ich draußen stand, drehte ich mich erstmal um ich selbst und inspizierte mit meinen Blicken die Umgebung: Wenn ich richtig gelesen hatte, befanden wir uns in der Rue de Longis oder so. Die Straße war in Form eines Hufeisens, also waren alle Häuser um die Straße herum gebaut.
Der Asphalt war alt und Teilweise befanden sich kleine Schlaglöcher darin, welche heute mit Wasser vom Regen gefüllt waren. Der Bürgersteig sah allerdings frisch gemacht aus und der kleine Weg zum Haus meiner Großmutter führte durch den mit vielen verschiedenen Blumen- und Pflanzenarten bebauten Vorgarten. Um das Grundstück herum war ein weißer Zaun befestigt, der die zahlreichen Gewächse davon hinderte, sich bis zur Straße auszubreiten.
Alles in allem wirkte es ziemlich gemütlich. Das Haus selber war geklinkert, mit vielen Erkern und kleinen Details."Na, gefällt es dir?", riss mich meine Großmutter aus meinen Gedanken und öffnete das Gartentor.
"Ja, sehr, es wirkt ziemlich ruhig und... gemütlich", gab ich zu, nahm meinen Koffer und ging hinter ihr her, zur Haustüre.
"Das ist es auf jeden Fall, ja. Fühl' dich hier wie zu Hause!"
"Danke, werde ich machen." Vielleicht hatte ich doch nicht ganz recht mit meinen Behauptungen, was die Insel betraf, denn auch, wenn das Wetter heute nicht so mitspielte, war der Teil, den ich gesehen hatte, nicht so, dass ich es hier nicht ertragen konnte. Es würden nicht die besten Wochen meines Lebens werden, aber auch nicht die Schlimmsten. Doch dann dachte ich wieder daran, dass ich hier war, um Abstand von meinen Freunden zu bekommen, um mich auf das Lernen zu konzentrieren. Na super.
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Alderney // l.s. AU
FanficEine, in der Harry Styles, unbeholfener Kandidat schlechter Noten, seine Sommerferien eigentlich anders geplant hatte, wenn nicht seine Mutter gewesen wäre. Anstatt also das zu tun, was er wollte, konnte Harry auf eine für ihn unbekannte Insel Mitte...