Auch an diesem Abend lag Tom noch lange wach im Bett. Das Buch lag aufgeschlagen auf seinen Knien, doch konnte er sich nicht wirklich auf die Handlung konzentrieren, so spannend sie auch sein mochte. Immer wieder drifteten seine Gedanken zu dem Gespräch am heutigen Morgen ab.
Schlussendlich klappte er frustriert den Roman zu. Tom bezweifelte, dass er heute besser schlafen würde als gestern, deshalb gab er sich gar nicht erst die Mühe, es zu versuchen.
Man muss auf die wichtigen Dinge achten! Es war immer nur dieser eine Satz. Nicht mehr, nicht weniger. Doch was war wichtig?, fragte Tom sich und schüttelte leicht den Kopf. Diese Frage konnte er nicht beantworten, nicht jetzt. Denn er hatte sich noch nie darüber Gedanken gemacht, was wirklich wichtig für ihn war. Was er wollte. Er hatte immer nur gelesen und war zur Schule gegangen. Was danach kam, davon hatte er keinen Plan. Er mochte es zu lesen, sich in der Fantasie zu verlieren, doch was war das schon? Was er wirklich wollte, das wusste er beim besten Willen nicht.
Er seufzte. Dieses Mädchen hatte keine zwei Wochen gebraucht, um sein komplettes Leben auf den Kopf zu stellen. Er mied die anderen Leute immer noch, doch er wünschte sich nichts sehnlicher, als in ihrer Nähe sein zu können. Er wollte mit ihr reden, wollte versuchen ihre Denkweise zu verstehen, wollte über den Rand seiner Buchseiten hinausschauen und endlich leben. Wollte es ihr ermöglichen, dass sie leben konnte, so wie sie es wollte.
Und zum ersten Mal in seinem siebzehnjährigen Leben wollte er einen anderen Menschen glücklich machen, wollte, dass dieser Mensch lachte und das Leben lebte, was er wollte - egal, was dies für ihn bedeutete.
"Wieso habe ich dich nicht schon früher gekannt?", flüsterte er und legte das Buch beiseite, versuchte zu schlafen. Allmählich wurden seine Lider schwerer und fielen zu, bis er abdriftete in das unergründliche Reich der Träume. Eine Welt voller Sonnen, goldenem Licht und einem wunderschönen Lachen.
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Schneeflockenweiß
Teen Fiction"Vielleicht kennst du mich, doch all die anderen wissen nichts über mich. Nur einen Namen, der so häufig ist, wie Sand am Meer. Ich bin nicht mehr als eine Schneeflocke. Ich falle wie sie und verschwinde unter Millionen von anderen!" --- Eine Geschi...