11. Tod

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Eine weitere Woche war ins Land gegangen, als ihn Herr Bäumer eines morgens im Atrium der Oberstufe aufhielt. Tom hatte dort auf Emily gewartet, doch sie war nicht erschienen. Es war beinahe viertel vor. Sie kam sonst nie so knapp vor dem Unterricht, doch hatte sich der Junge auch noch keine großen Gedanken gemacht.

Der Lehrer drückte ihm einen milchig weißen Umschlag in die Hand. Ohne ein Wort, ja sogar ohne ein Lächeln wandte er sich wieder ab und ließ den verdatterten Jungen in der Eingangshalle stehen.

Tom wendete den Umschlag, drehte ihn in seinen Händen. Er war vollkommen leer, nur sein Name stand auf der Rückseite. Tom.

Mit größter Seelenruhe und einem Lächeln auf dem Gesicht, dass Emily gleich kommen würde, öffnete er den Umschlag. Eine Karte war beigelegt. Dass es kein offizielles Schreiben auf Grund seiner schulischen Leistungen war, hatte er schon bemerkt, als der Stempel der Schule fehlte, doch hatte Tom diesem Umstand keine allzu große Beachtung geschenkt. Seine Gedanken waren bei dem Mädchen.

Er klemmte sich den Umschlag zwischen die Lippen, lehnte sich an die Wand in seinem Rücken und fing an zu lesen.

Ein Gedanke. Welcher den Anfang markiert

Ein Blick. Welcher alles verändert.

Ein Lächeln. Welches verzaubert.

Ein Wort. Welches Herzen höher schlagen lässt.

Ein Gespräch. Welche auf ewig in Erinnerung bleibt.

Ein Kuss. Welcher mehr sagt als tausend Worte.

Ein Leben. Welches erfüllt von Freude ist.

Ein Gedanke. Der das Ende markiert.

Der Tod. Der alles mit sich reißt.

Unsere geliebte Tochter
Emily Schmidt
Ist im Alter von siebzehn Jahren bei einem Autounfall tragischer Weise ums Leben gekommen.

In Liebe
Monika und Reiner Schmidt

Zurück bleiben Trauer, Verzweiflung, Tränen und die Frage nach dem Warum.  

SchneeflockenweißWo Geschichten leben. Entdecke jetzt