"Entschuldigen Sie bitte wenn ich Sie störe, doch wäre es sehr freundlich, wenn Sie dem Unterricht folgen würden!" Die Stimme seines Deutschlehrers ließ in aufschrecken.
Es war Dienstagmorgen und Toms Konzentration beinahe nicht mehr vorhanden. Er nickte nur und sah zu, wie seine Gedanken wieder abschweiften.
Sie sagte, er wäre wie sie. Dieser Satz von ihr, brannte in seinem Gedächtnis mehr als jede andere Antwort zuvor.
Irgendwann hielt er es nicht mehr aus. Seine Gedanken fuhren Achterbahn und steigerten sich in ungeahnte Höhen. Tom brauchte etwas, woran er sich festhalten konnte.
Er griff in die Tasche und holte ihren Zettel heraus. Zeile für Zeile las er und las und las und las. Bis er unten in der Mitte angelangt war. Weil du sie mochtest, las er auch den letzten Satz in Gedanken zu Ende, ehe er von vorne anfing.
Beinahe ausnahmslos alle handelten vom Tod oder Tanzen. Die Mischung verstand er nicht recht. Sie bildeten solche Gegensätze, dass er nicht wusste, wie man sie vereinen konnte.
Tom versuchte so zu denken wie sie - den Unterricht hatte er vergessen. Sie wollte leben. Freiheit, durchschoss es ihn plötzlich. Sie sehnte sich nach Freiheit. Das Tanzen Freiheit bedeutete, das lag auf der Hand, doch der Tod? Auf eine absurde Art und Weise konnte er verstehen, wie man im Tod Freiheit sehen konnte. Er schüttelte leicht den Kopf um seine Gedanken frei zu bekommen.
"Was ist denn diesmal interessanter als der Unterricht, Tom?", die direkte Stimme des Lehrers ließ den Jungen zusammenzucken. Erschrocken schaute er auf und in die Augen Herrn Winterfelds, seines Deutschlehrers. Er blickte streng zu ihm herab und prüfend musterte er Tom von oben bis unten. Der Junge hasste es, wenn ihn Leute so anstarrten.
Ohne auf eine Antwort zu warten - oder, dass Tom reagieren konnte - schnappte sich der Lehrer den Zettel und las ihn in aller Ruhe durch. Dann schüttelte auch er den Kopf, allerdings diesmal nicht in Gedanken, sondern weil er nicht wusste, wie er das Geschriebene einordnen sollte.
Schweigend nahm er das Blatt mit nach vorne und fuhr mit dem Unterricht fort.
DU LIEST GERADE
Schneeflockenweiß
Teen Fiction"Vielleicht kennst du mich, doch all die anderen wissen nichts über mich. Nur einen Namen, der so häufig ist, wie Sand am Meer. Ich bin nicht mehr als eine Schneeflocke. Ich falle wie sie und verschwinde unter Millionen von anderen!" --- Eine Geschi...