22.

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Harry grinste über beide Ohren, als er aus dem Haus ging und sah, dass Louis bereits auf ihn wartete. Er lief auf ihn zu und schloss ihn fest in seine Arme, Louis erwiderte die Umarmung genauso fest. 

"Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich vermisst habe, Baby Cake." Louis löste sich gerade so weit, dass er Harry einen Kuss aufdrücken konnte, den der Jüngere sanft erwiderte. Es fühlte sich wahnsinnig gut an, Louis' Lippen auf seinen zu fühlen und Harry war es egal, dass er dabei beobachtet werden könnte. "Ich hab dich auch vermisst."

Schließlich ließ Louis Harry ganz los und sagte grinsend: "Spring auf." Harry zögerte und sah auf den Platz, auf den er sich setzen sollte. 

"Ich hasse Motorräder", schmollte er.

"Jetzt sei kein Weichei. Setz den auf und steig dann hinter mich", er hielt Harry seinen Helm hin, "du bekommst dann auch eine Überraschung."

Harry seufzte und ergab sich. Er nahm den Helm von Louis und setzte ihn auf. Vorhin hatte er sich fest vorgenommen, Louis zu überreden, doch lieber zu Fuß zu laufen, aber die Stimmung war gerade so gut und Harry wollte sie nicht zerstören. Später würde er es ohnehin tun, denn er musste Louis heute sagen, dass er seine Schulden bei Liam bezahlt hatte. Innigst hoffte er, dass Louis nicht sauer war. Falls doch, würde Harry es verstehen. An seiner Stelle hätte er auch nicht gewollt, dass sich jemand in seine Angelegenheit einmischte. Egal. Er schob den Gedanken erst einmal in die hinterste Ecke seines Kopfes.

"Siehst du, es geht doch." Louis startete den Motor, während Harry nickte. Harry krallte sich in Louis' Seiten und er war sich sicher, dass Louis merkte, wie er hinter ihm zitterte. Wie kann man auch Motorrad fahren?

"Es ist alles gut. Mach dir keine Sorgen." Die sanfte Stimme von Louis schlug über Harry ein und besänftigte ihn ein wenig. Das Zittern wurde weniger und Louis legte seine Hände auf die von Harry, zog sie von seinen Hüften und schlang sie sanft um sich. "So. Halt dich fest."

Harry schloss die Augen, als Louis losfuhr, hielt sich dabei an ihn fest und vergrub das Gesicht in seinen Rücken. Er ließ die Fahrt einfach über sich ergehen, hoffte, dass sie schnell vorbei war.

"Harry, lass mich atmen." Louis lachte. "Es ist wirklich nicht gefährlich."

"Nicht gefährlich!", schnaubte Harry, aber er ließ etwas lockerer. Mit der Zeit hatte er sich an die Geschwindigkeit gewöhnt, seine Angst war geschrumpft.

"Wir sind gleich da, Baby Cake. Rede einfach mit mir, das lenkt dich ab."

"Du musst dich auf das Fahren konzentrieren", presste Harry hervor. Er wollte Louis wirklich nicht ablenken.

"Ich habe einen Führerschein, Harry. Du kannst mit mir reden, ich werde schon keinen Unfall bauen."

Langsam hob Harry den Kopf. Der Fahrwind peitschte ihm ins Gesicht, aber es tat nicht weh. Ganz im Gegenteil. Die Luft wirbelte seine Haare nach hinten und umschmeichelte lieblich sein Gesicht. Harry fing an, die Fahrt zu genießen. Ihm fiel auf, wie nah er an Louis war. Tatsächlich hatte er ihn in den wenigen Tagen sehr vermisst. Seine Nähe tat ihm unglaublich gut und sie hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn. Er rutschte näher zu Louis, lockerte aber seine Arme, damit er Louis beim Fahren kein Hindernis war.

"Wie kommt es, dass du deinen Kosenamen für mich geändert hast?", fragte er. Es war die erste Frage, die ihm gerade einfiel.

Louis zuckte mit den Schultern und Harry legte sanft sein Gesicht darauf. Der Wind wehte Harry den Duft von Louis' Shampoo entgegen und bei dem angenehmen Geruch nach Wildblumen und süßes Gras lächelte der Jüngere. Selbst im kältesten Winter könnte Louis ihm ein Stückchen Sommer geben.

"Ich weiß nicht genau", rief Louis über den pfeifenden Fahrtwind hinweg. "Baby Cake passt besser zu dir. Natürlich bist du wertvoll, aber du bist eben ... ich weiß nicht. Du hast eben diese Eigenschaften an dir, die dich zum Baby Cake machen. Meinem Baby Cake."

Harry drückte Louis einen Kuss auf die Wange, legte seine Lippen, die sich zu einem unbeschwerten Grinsen verzogen haben, auf sein Ohr und lächelte. "Und du bist meins." Harry flüsterte zwar nicht, aber er sagte es gerade laut genug, dass Louis es hören konnte. 

Als Louis kurz darauf anhielt, drehte er seinen Kopf zu Harry und ein Lächeln - ein glückliches, echtes Lächeln - war auf seinen Lippen gemeißelt. "Ja, ich gehöre dir, dir ganz allein."

Ein Ruck durchfuhr den Lockenkopf, als sich ihre Lippen zu einem Kuss vereinten. Sein Magen fühlte sich an als würde er Luftsprünge machen und Harry musste sich beherrschen, vor Glück nicht laut aufzulachen. Es war ein kurzer, sanfter Kuss, aber Harry fühlte dadurch umso mehr. Ob es Louis genauso ging wie ihm? 

Harry stieg vom Motorrad, sobald Louis sich löste, und war erleichtert, dass die Fahrt schon vorbei war. Ja, am Ende fand er etwas Gefallen daran, aber trotzdem fand er es besser, mit beiden Beinen fest auf dem Boden zu stehen.

Louis hob den Sitz seines Motorrads und zauberte daraus einen Korb und eine große dunkelrote Decke hervor. Harry ging zu ihm und nahm ihm die Sachen ab. Er sah sich um. Der See, an dem sie sich vor einigen Wochen das erste Mal getroffen hatten, lag unmittelbar vor ihnen. Glücklicherweise waren kaum Menschen zu sehen, aber Harry wunderte sich nicht. Die Sonne schien zwar, aber kalt war es trotzdem. Sie hatten immerhin mittlerweile Anfang November. 

Unerwartet zuckte Harry zusammen, als eine Hand durch seine schlüpfte, aber dann hob er den Kopf und sah in Louis' blaue Augen. Sie strahlten und Harry hoffte, dass er der Grund war. 

"Na komm." Louis ging voraus und zog Harry näher zum See. Dort breitete er die Decke aus und setzte sich im Schneidersitz drauf. Harry stellte den geflochtenen Korb vor Louis ab und setzte sich ihm gegenüber. Zuerst sagten und taten beide gar nichts, aber sie starrten sich stattdessen an, und das Grinsen auf ihren Lippen ließ die Luft um sie herum vor Gefühlen erzittern. 

"Also", murmelte Louis. Er wendete den Blick zuerst ab und öffnete den Korb. "Was willst du essen? Ich habe Kirschen, Trauben, Erdbeeren, Sahne, Sandwiches, -"

"Dich, du Blödmann", unterbrach Harry ihn. Keine Sekunde später lag er auf Louis, den Korb hatte er dabei umgeschmissen und Früchte rollten heraus, aber das interessierte die beiden herzlich wenig. Es war, als wären sie gefangen in ihrer eigenen, kleinen Welt, in der nichts und niemand zwischen ihnen kommen konnte. 

Harry drückte viele, viele kleine Küsse auf Louis' Gesicht und er lachte, schlang die Arme um den Jüngeren und zog ihn eng an sich. Louis hatte Angst, ihn loszulassen, hatte Angst, dass er verschwinden würde, wenn Harry nur wüsste, was - und vor allem wer - Louis wirklich war. Im Moment war die Angst jedoch gering. Wenn Harry da war, wurde die Dunkelheit ein bisschen heller, die Zeit ein bisschen schöner und sein Lachen ein wenig echter. Aber Louis wusste, dass er Harry irgendwann gehen lassen musste. Er würde ihn nicht wegschicken, niemals - aber falls Harry irgendwann tatsächlich gehen wollte, würde Louis ihn lassen. Er war nicht egoistisch, was die Leute angeht, die er liebt. Um sie glücklich zu sehen, würde er alles tun. Und egal wie verkorkst sein Leben war, egal was alle von ihm dachten. Louis lag in einem kalten Novembermorgen mit Harry auf der Wiese an ihrem See, an dem See, an dem sie zu ihrem ersten richtigen Treffen hingegangen waren. Harry lag in seinen Armen und küsste ihn, sie machten sich gegenseitig glücklich und egal was morgen, nächste Woche oder in den nächsten Jahren sein würde; Louis hielt einen Jungen fest in seinen Armen, er roch seinen eigenen, einzigartigen Duft und er hörte sein wunderschönes Lachen, das er zwischen den Küssen an seinem Hals ausstieß. Er spürte seinen Atem auf seiner Haut, seine Hände auf seiner Brust über seinem Herzen und seine Zuneigung und Hingabe. Die Erde drehte sich weiter, die Tage wurden kürzer und kälter, Menschen kamen und gingen. Louis würde jeden gehen lassen, um diesen Jungen zu behalten, der ihm wieder Leben und Fröhlichkeit einhauchte. Und wenn dies naiv war, dann war Louis das eben, aber es war ihm egal. Aber Louis begehrte den Lockenkopf, er lechzte nach ihm und er war - er wusste wirklich nicht, wie es passiert war - hoffnungslos in ihn verliebt. 


Es tut mir sooooo leid, dass ich so lange nicht geupdatet habe, aber idk, bin einfach nicht dazu gekommen :( es ist zwar nur ein kurzes Kapitel, aber ich finde, dass es das Ende des Kapitels so besser passt xx

Wie findet ihr es? Vote & comment für eine Widmung :)

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Saturday Evenings ✴ Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt