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Samstagabend

Nach einer solchen Enttäuschung ist es schwer, wieder zu vertrauen. Man trägt die Angst mit sich herum, nicht gut genug zu sein. Irgendwann beginnt man an sich selber zu zweifeln. Man fängt an sich zu fragen, was man falsch gemacht hat und womit man diesen Schmerz verdient hat. Es ist unerträglich von einem geliebten Menschen so hintergangen zu werden, obwohl die Leute darum betteln. Sie betteln darum geliebt zu werden, sie betteln darum zu fühlen. Und der Schmerz? Tja, der gehört nunmal bei der Liebe dazu.

Harry wusste genau, wie sich das anfühlt, er hatte dies schließlich am eigenen Leib erfahren. Er plante, sich nie wieder zu verlieben. Am besten er würde sich einfach zehn Katzen kaufen und mit ihnen eine Familie gründen. Er brauchte diesen blöden Louis nicht. Er brauchte niemanden und die Liebe sowieso nicht. Nicht, wenn sie sich so anfühlte.

Der Lockenkopf saß auf seinem Bett. Die letzten Samstagabende hatte er immer etwas mit Louis gemacht. Das war so ihr Ding gewesen. Jetzt legte er seufzend 'Harry Potter und der Gefangene von Azkaban' nieder, das Buch, welches er gerade las. Wenn ihn nicht einmal sein Lieblingsbuch ablenken konnte, was dann? Er warf einen Blick auf sein Handy und fragte sich kurz, was Louis wohl gerade tat und er könnte wetten, dass der Blödmann bei Eleanor war. Aber er wollte nicht daran denken, so rammte er sich das Messer nur tiefer ins Herz.

Als Harry auf seinen Wecker sah, war es schon halb zehn. Mom würde - so erschöpft, wie sie immer von der Arbeit war - wahrscheinlich schon schlafen und seine Schwester verbrachte die Samstagabende sehr selten Zuhause. Wieso auch? Die Welt ist groß, die Zeit ist klein. Man muss sie erkunden.

Harry würde das auch tun, sobald der Herzschmerz nachgelassen hatte. Jetzt hatte er einfach keine Lust. Am liebsten würde er sich den ganzen Tag Zuhause unter seiner kuscheligen Bettdecke verkriechen und erst wieder rauskommen, wenn er 25, reich und beliebt war. Aber, wie man so schön zu pflegen sagte, war das Leben kein Wunschkonzert.

Schon seit einer Weile verspürte der Lockenkopf Lust auf eine heiße, dampfende Tasse Früchtetee. Den trank er wirklich viel zu oft. Aber wen kümmerte das schon? So stand er auf, ging aus seinem Zimmer und schlenderte die Treppen hinunter in die Küche. Dort angekommen machte er das Radio an und ließ es leise im Hintergrund laufen, während er drauf wartete, dass das Wasser kochte. Er versuchte einfach an nichts zu denken, konzentrierte sich auf das Gesagte im Radio und drehte Däumchen.

Einige Minuten später kam er die Treppen mit einer schönen Tasse Tee hoch, die er auf seine Kommode abstellte, um eilig die Lichter im Hausflur auszumachen.

Als er wieder auf sein Zimmer kam, und sich in sein Bett einkuscheln wollte, hörte er plötzlich einen leisen Knall. Harry erschrak so sehr, dass er zusammenzuckte und sich die Hand ans Herz legte. Nachdem der erste Schock überwunden war, dachte er sich nichts mehr dabei und griff nach seinem Handy. Da hörte er es nochmal. Was war das denn? Beim dritten Knall bemerkte er, dass etwas ständig gegen sein Fenster prallte und er stand auf, um nachzusehen. Konnte man denn nirgends seine Ruhe haben? Hatten die blöden Vögel da draußen nichts Besseres zu tun, als Harry zu nerven?

Gerade überlegte er, ob es sehr krank herüberkommen würde, wenn er die Vögel anschrie. Doch dann sah er unten am Boden etwas Helles und Harry fiel halb vom Glauben ab, als er Louis dort unten erkannte und urplötzlich hoben die Schmetterlinge in seinem Bauch ab, verteilten sich in seinem Körper bis hin zu den Fingerspitzen. Dennoch, der hatte Nerven, hier aufzutauchen. Vor allem um diese Uhrzeit!

Widerwillig öffnete Harry das Fenster. Er wollte Louis wegschicken, denn er bemerkte wieder, wie sehr es ihm wehtat, Louis zu sehen.

"Was willst du hier?", zischte Harry. Louis sah mit zusammengekniffenen Augen zu dem Lockenkopf hoch. Dabei schwankte er nach hinten und stolperte beinahe über seine eigenen Füße. Harry entdeckte einen Stein in seiner Hand. Wollte er sein Fenster einschlagen oder was?

Saturday Evenings ✴ Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt