„Bri.“
Blitzschnell drehe ich mich um.
Im Getümmel sehe ich ihn nicht, aber ich weiß ganz genau, dass er es war. Diese Stimme würde ich unter Millionen von anderen erkennen. Egal, ob ganz nah an meinem Ohr oder - so wie jetzt – in einer Menschenmenge.
Allerdings bin ich erstaunt, seine Stimme hier zu hören.
Ist er wirklich hier oder leide ich unter Halluzinationen?
Meine Augen suchen aufgeregt zwischen all diesen Gesichtern dieses eine Gesicht. Sein Gesicht. Aber ich kann weder seine hellbraunen Haare, noch seine blauen Augen oder seine sonst überall aufragende Gestalt irgendwo ausmachen.
Er ist doch nicht da.
Hatte ich erwartet, dass er kommt? Nicht wirklich.
An seiner Stelle wäre ich auch nicht hier.
Ich würde das tun, was ich als kleines Mädchen immer getan habe, nachdem ich verstanden hatte, dass die Kinder in den Hungerspielen sich gegenseitig umbringen: Fäuste auf die Augen.
Wenn ich in den darauffolgenden Jahren sah, dass zwei Tribute in einen tödlichen Kampf um einen angebissenen Apfel verwickelt waren, jemand ohne sichtlichen Grund zusammensackte, weil das Messer in seinem Rücken steckte und man das wegen der Kameraperspektive nicht sehen konnte, oder wenn die Karrieros ein unbewaffnetes, verletztes Opfer entdeckt hatten und schreiend auf es zuliefen, um es zu erledigen, hielt ich mir wie auf Kommando die kleinen Fäuste auf meine geschlossenen Augenlider und versuchte die grausigen Geräusche auszublenden, die vom Fernseher zu mir herüberdrangen. Die Wochen der Spiele mit der obligatorischen Tagen am Bildschirm waren für mich schon immer die Hölle. Wenn gerade ein Festmahl in der Arena erschien, war ich in einer Welt ohne Hungerspiele, ohne Hunger und ohne Leid.
Als ich 9 wurde, hat meine ältere Schwester Noreen mich vor dem Anfang der Spiele beiseite genommen, damit niemand uns hören konnte. „Hör mir zu Bri. Es ist wichtig, also hör gefälligst zu! Ich weiß, dass du Angst vor den Hungerspielen hast, aber denk mal nach! Was passiert, wenn du gezogen wirst? Nicht dass das passieren wird, aber wenn, dann hättest du gar keine Ahnung, wie du überlebst! Bitte, tu mir den Gefallen und guck es dir an, damit du im Falle des Falles nicht mit nichts dastehst. Bitte Bri! Ich weiß, es ist hart, aber es ist eine Möglichkeit, dir Wissen anzueignen. Verstehst du?“ Ich habe eingeschüchtert genickt, weil Noreen so gesprochen hat, als ob sie sich den Text vorher zurecht gelegt hätte und dann musste es ja etwas sehr Wichtiges sein.
Also habe ich mir in den letzten Jahren viel „Wissen angeeignet“ und heimlich auf der Weide Messerwerfen geübt.
Mittlerweile treffe ich den Baum immer einigermaßen dort, wo ich ihn treffen will.
Der Rest ist theoretisches Wissen und damit werde ich nicht von einen Tag auf den anderen Bogenschießen oder Speerwerfen können. Was bedeutet, dass ich nicht wirklich etwas ausrichten kann.Katniss war eine perfekte Bogenschützin. Irgendwann während den Spielen wurde ausgegraben, dass sie die Kaninchen, die auch meine Familie gegessen hat, immer durch das Auge getroffen hat. Nicht, dass mir das vorher aufgefallen wäre. Ein Kaninchen ist ein Kaninchen und wenn es durch das Auge getroffen wurde, dann ist es trotzdem ein normales, essbares Kaninchen, dass eine Wohltat für meinen Magen darstellt.
Von Claudius Templesmith und meinen Beobachtungen weiß ich, dass es nur wenige Leute gibt, die das Bogenschießen wirklich beherrschen. Tja Claudius, einen dieser besonderen Menschen habt ihr in der Arena sterben lassen.
Die Moderatoren der Spiele schwafeln während der Trainingszeit im Trainingscenter oft etwas von Defensiv und Offensiv. Dabei geht es in den Hungerspielen um Leben oder Tot, da wird sich niemand mit defensiven Kampfzügen aufhalten. Denn, in der Arena gilt: Treffen oder getroffen werden. Ich hasse die Spiele wirklich aus tiefstem Herzen! Wie jeder, der nicht aus dem Kapitol kommt oder einer Gehirnwäsche unterzogen wurde.
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The Hunger Games - Das dritte Jubeljubiläum *On Hold*
FanficKatniss und Peeta haben die 74. Hungerspiele nicht überlebt. Das Kapitol hat die aufgeregten Leute unterdrückt. Und nun steht das dritte Jubeljubiläum an. Genau in dem Augenblick, indem das Kapitol es braucht.