Irgendwann muss es doch ein Limit haben.
Irgendwann muss es doch vorbei sein.
Irgendwann können doch gar keine Tränen übrig sein, die man aus sich herausweinen kann.
Abschied nehmen, Abschied nehmen und Abschied nehmen.Von meiner Familie, meinen Freunden, meinem Zuhause.
Meinem Leben.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich sie alle gehen lasse.
Tief in meinem Herz steckt ein Messer und lässt mein Herz verbluten. Wenn ich fertig mit all dem bin, wird nichts mehr als eine vertrocknete Masse Fleisch übrigbleiben, der man nicht ansehen kann, wer alles einen Platz darin hatte. Niemand wird die Liebe spüren können, die mein Herz empfunden hat, Tag für Tag. Es wird nur noch die Hülle übrig bleiben.
Alles ist endlich, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass so eine große, gewaltige Liebe einfach so verschwinden kann. Mit dem Tod seinem Herz entweicht und ohne irgendein sichtbares Zeichen auf nimmer Wiedersehen verschwindet. Jedes Mal, wenn eine solche Liebe zugrundegeht sollte die ganze Welt es mitbekommen, jeder sollte innehalten und demjenigen gedenken, der von uns gegangen ist.
Doch bei jedem Tribut, der stirbt liegt die Aufmerksamkeit nicht darauf, wer du warst, wen du geliebt hast und wer jetzt um dich trauert, sondern darauf, dass du ein weiterer Stein im Weg des Siegers bist. Niemand wird auch nur ansatzweise daran denken, dass ich meine Familie für die Spiele verlassen musste. Es ist nicht bedeutend.
Nein, so wird es nicht sein.
Meine Liebe wird in Noreen, Mom, Siss, Dad und allen, die mir etwas bedeutet haben, weiterleben.
So auch in Tricia und Cathy.
Niemand hat so tolle beste Freundinnen wie ich.
Cathy, die normalerweise nicht einmal eine Minute still sein kann, sitzt leise neben mir, streicht mir die Haare aus dem Haar und wischt gelegentlich eine Träne weg. Was eine ziemlich anstrengende Arbeit ist, da ich ein menschlicher Wasserspeier bin.
Tricia sitzt auf meiner anderen Seite und spricht ruhig auf mich ein.
"Du kannst alles schaffen, was du dir in den Kopf setzt Bri", sagt sie zu mir und streicht mir über mein Bein.
"Mach dir nichts vor, ich bin jetzt schon so gut wie tot. Warum sollte ich mir in den Kopf setzten, dass ich gewinnen werde, wenn es sowieso aussichtslos ist? Bitte, ich musste mich vor Siss auch schon zusammenreißen, um einen auf "Ich werde ganz sicher gewinnen" zu machen, ich kann das nicht nochmal. Wisst ihr wie schmerzhaft es ist, zu wissen, dass er in meinen Sieg vertraut und sich so naiv wie wir alle in diesem Alter waren, daran glaubt, dass ich zurückkommen werde. Allein sich auszumalen wie er sich fühlen wird, wenn die Realität ihm eine schallende Ohrfeige gibt und wieder einholt, macht mich schrecklich... es ist furchtbar zu wissen... er wird..." Energisch unterbricht Tricia mich. "Bri, wenn du dich gerade selbst hören könntest. Ich weiß zwar ganz genau, dass du Angst vor de Spielen hast seit du klein bist. Aber Angst bringt dich hier nicht weiter. Du bist stark, du kannst..."
Tricias Worte prallen von mir ab ohne irgendeinen Eindruck zu hinterlassen. Was würde ich sagen, wenn Tricia oder Cathy an meiner Stelle wären? Sie ermuntern, sie trösten, ihr versuchen, mein Wissen in den Grundzügen beizubringen oder sogar schweigen?
Ich wünschte, ich würde die richtigen Worte finden, die es ihnen leichter machen würden.
Doch ich glaube, die Wahrheit ist, dass es gar keine Worte gibt, die man sich vorher zurechtgelegt hat, die passend sein würden. Es muss von tiefsten Herzen kommen, und trotzdem wäre es dann immer noch nicht genug, weil es nichts an dem Schicksal ändern würde.
Tricia redet immer noch auf mich ein.
Und mir wird klar, dass wir hier nur Zeit vergeuden.
"Ach!", stoße ich aus und drücke meine beiden besten Freundinnen so fest es geht an mich.
Darüber reden, dass meine Chancen doch gar nicht so schlecht stünden bringt uns hier nicht weiter, da muss ich die verbliebende Zeit richtig nutzen. Indem ich ihnen sage, was sie mir bedeuten und was ich an ihnen vermissen werde. Dass ich sie nie gehen lassen würde und dass sie eine tiefe Gravur in meinem Herzen hinterlassen haben. Und...
"Habt ein Auge auf Siss, ja? Und sagt das bitte auch Mom, Dad und Noreen. Ich konnte es ihnen eben nicht sagen, weil Siss dabei war. Wenn ihr ihn irgendwo allein umherstreifen seht, dann bringt ihn bitte nach hause oder zu euch. Wenn Mom nicht zu hause ist, dann nehmt ihn zu euch und bringt ihn, wenn die Arbeiterzeit in der Mine vorbei ist, wieder nach hause. Richtet es ihnen bitte aus und regelt es so, dass es euch allen passt. Es ist wriklich ernst, ja? Siss... ich habe Angst, dass er nicht so... damit klarkommt. Er ist noch so jung... ihr... ihr... ich bin so froh, dass ich euch kennenlernen durfte."
Ich vergrabe mein Gesicht in Cathys Haaren und lasse meinen Tränen wieder freien Lauf.
"Bri, du weißt, was du uns-", setzt Tricia an, doch da öffnet sich die Tür und ein Friedenswächter steckt seinen Kopf herein.
"Misses, eure Zeit ist zuende!"
Tricia guckt mir noch einmal tief in die Augen und streicht mir über die Wange.
"Wir vertrauen in dich! Daran musst du denken!"
Mit letzter Kraft hebe ich meinen Kopf.
"Vergesst mich nicht. Bitte."Zu meiner großen Überraschung sprach Cathy ihr erstes Wort, seit sie diese Folterkammer betreten hatte.
"Niemals."
Und weg waren sie.
Schon wieder.
Ich kann nicht.
Mehr.
Das Wasser, das meine Augen bisher verlassen hat, könnte bestimmt einen ganzen See füllen. Wenn nicht, sogar noch mehr. Doch was ist größer als ein See? Das Meer an Distrikt 4. Doch es wäre trotzdem nicht groß genug.
Ehrlich gesagt glaube ich kaum, dass irgendetwas groß genug wäre.
Und schon kullern weitere über mein Gesicht.
Quietschen.
Erstaunt schaue ich zur Tür, in der Erwartung, einen Friedenswächter, der mich abholen will, zu sehen.
"Bri!"
Das ist nicht wahr.
"Bri!"
Ich bin kurz vorm Tod, sonst würde ich das hier nicht sehen.
Besser als in den Spielen zu sterben.
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The Hunger Games - Das dritte Jubeljubiläum *On Hold*
FanficKatniss und Peeta haben die 74. Hungerspiele nicht überlebt. Das Kapitol hat die aufgeregten Leute unterdrückt. Und nun steht das dritte Jubeljubiläum an. Genau in dem Augenblick, indem das Kapitol es braucht.