Kapitel eins

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"Meleth, Beeilung!", murmelte die blonde Elbin. Sie trug eine weiße hüftlange Bluse, wessen Ärmel ihr bis zu den Handgelenken reichten. Über der Bluse trug sie eine dunkelblaue Lederweste, welche mit Schnüren fixiert wurde. Über ihre Schultern fiel ein ebenfalls dunkelblauer Umhang mit tiefer Kapuze, welcher ihr bis zu der Mitte ihrer Oberschenkel ging. Eine schwarze, enge Hose überdeckt ihre langen Beine und dazu trug sie braune Stiefel, die ihr fast bis zu den Knien gingen. Calad, so war der Name dieser Elbin, stand an der Tür des Vorratslager und blickte nach draußen, um zu überprüfen, dass sie ja keiner erwischte.

"Nun warte doch, Calad. Ich bin sofort fertig, ich muss nur noch diese..." Auf einmal polterte es von drinnen. "Verklemmte Schranktür schließen. Verdammt." Eine brünette Elbin rannte aus dem riesigen Lager. Sie trug fast die selben Sachen wie die blonde Elbin, jedoch waren ihre Lederweste und ihr Umhang in einem dunklen rot, welches an Blut erinnerte. An jeweils einem Arm hing ein Korb, der eine gefüllt mit Nahrung, der andere gefüllt mit Flaschen. "Hier. Nimm den und dann nichts wie we-"

"Da! Da sind sie!", rief eine männliche, wütende Stimme. "Dort sind die Diebe!"

Die Elbinnen blickten zu der Quelle der lauten Stimme. Nicht weit von ihnen entfernt erkannten die zwei Damen Fackeln, die von kleinen Gestalten getragen wurden. Sofort zogen sie sich ihre Kapuzen über ihre Köpfe, um auch ihre langen Haare zu verbergen.

"Oh oh. Wir sollten verschwinden!", meinte Meleth und drückte Calad den Korb mit den Flaschen in die Hände.

"Meleth! Du gibst mir ja schon wieder den schweren Korb!", sagte Calad nicht erfreut und nahm den Träger des Korbes in eine Hand.

"Nach der Hälfte des Weges nehme ich dir den Korb ab, versprochen. Aber jetzt..." Meleth griff nach der Hand von Calad und rannte mit ihr los. "Sollten wir schleunigst von hier verschwinden!"

"Sie flüchten! Los, nach ihnen, Männer!", rief nun ein anderer Mann. Die flinken Hobbits rannten den zwei Elbinnen so schnell sie konnten hinterher.

Calad sah nach hinten, um die Lage einzuschätzen, und blickte einem alten Hobbit mit grauen Haaren direkt entgegen. Die kleinen Männer waren nicht weit von ihnen entfernt. Grinsend sah Calad wieder nach vorne. "Meleth, die alten Männer scheinen wohl geübt zu haben. Sieh doch, sie sind schneller als sonst!", sagte die blonde Elbin amüsiert.

Meleth wagte nun auch einen kurzen Blick nach hinten. Dann fing sie an zu lachen. "Wohl wahr, sie haben geübt. Jedoch wissen wir alle, dass sie uns nie kriegen würden!"

Nach einer Weile konnten die Hobbits nicht mehr laufen und gaben die Verfolgungsjagd widerwillig auf. Sie wollten unbedingt wissen, wer diese zwei Diebe waren!

Nur spät Nachts sah man die zwei Elbinnen, denn Tagsüber waren sie wie vom Erdboden verschluckt. Schließlich waren die Damen nicht dumm, denn sie wussten ganz genau, dass man solch große Gestalten wie sie waren, immer wieder auf den Straßen des Auenlands erkennen würde.

In der Zeit, wo die Hobbits wieder nach Hause liefen, waren die zwei Elbinnen an ihrem „Zuhause" angekommen. Sie lebten in einem Wald auf zwei Decken, denn sie waren ausgestoßene.

Zufrieden ließen sich Calad und Meleth auf ihre Decken nieder und stellten die Körbe zwischen sich hin. Beide nahme ihre Kapuzen ab und sahen die Körbe an.

"Heute habe ich mal etwas ganz anderes mitgehen lassen", meinte Meleth und griff nach einer Flasche. "Schau welch kostbaren Wein ich in dem Vorratslager gefunden habe."

Sofort nahm Calad der brünetten Elbin die Flasche aus der Hand und drehte sie einmal. "Imladris", murmelte sie erstaunt. "Seit wann haben Hobbits solch wertvollen Wein?", fragte sie etwas verwirrt.

"Ich weiß es nicht", meinte Meleth und zuckte mit den Schultern. "Aber diesmal scheinen wir einen besonders reichen Händler gefunden zu haben. Wir sollten dort vielleicht öfters vorbei schauen", sagte die brünette mit einem schelmischen Grinsen.

"Das wäre wohl gar keine so schlechte Idee, jedoch solltest du mich lieber das nächste Mal reinlassen." Calad strich sich durch ihre Haare und legte ihren dunkelblauen Umhang ab.

"Sollte ich das?", fragte Meleth spielerisch und nahm ihrem Gegenüber die Flasche weg. "Ich fand, ich war gar nicht mal so schlecht in der Sache", meinte sie und öffnete die Weinflasche.
"Nun ja, du warst geschickter als manch anderer", entgegnete Calad. "Doch denke ich, dass ich die ruhigere von uns beiden bin."

Meleth verdrehte die Augen und nahm einen Schluck von dem Wein. "Dieser blöde Schrank war Schuld!", meinte sie und reichte Calad die Flasche.

"Natürlich", lachte Calad. "Der Schrank war Schuld." Dann trank sie ebenfalls etwas von dem Wein.

Ein kurzes, angenehmes Schweigen fiel über die beiden, doch dann räusperte sich jemand.

Jedoch kam es nicht von den beiden Elbinnen, sondern von jemand anderes. Sofort schossen die Blicke der zwei Damen zu dem Verursacher des Lautes.

Dort standen zwei jung aussehende Hobbits. Einer hatte helle Locken, der andere dunklere.

"Pipp, hättest du gedacht, dass die zwei Diebe Frauen sind?", fragte der mit den hellen Locken seinen Freund.

"Nein, Merry, so etwas hätte ich nie gedacht!", meinte der mit den dunklen Locken. "Es überrascht mich wirklich."

Sprachlos sahen sich die zwei Elbinnen an. Wie konnten sie die zwei Hobbits nicht bemerkt haben?

"Ich befürchte, dass wir wieder den Ort wechseln müssen", flüsterte Meleth ihrer Freundin zu und blickte zu den Hobbits. Dann legte sie den Kopf schief und musterte die zwei Herren. "Ich bin mir sicher, dass ich euch schon mal gesehen habe."

Calad sah nun ebenfalls zu den beiden. Dann grinste sie siegessicher. "Ich bin mir sicher, dass wir noch länger hier bleiben könnten, Meleth."

Der mit den hellen Locken hob eine Augenbraue. "Was macht Euch so sicher?", fragte er.

"Nun, mein Kleiner", fing Calad mit ihrer klaren Stimme an. "Ihr seid doch die Hobbits, die ebenfalls klauen."

Der mit den dunklen Locken wurde blass. "Was, wir? Nein. Da müsst Ihr Euch irren!", sagte er schnell.

Grinsend stellte Calad fest, dass der Hobbit nervös wurde. Nun verstand auch Meleth.

"Wir könnten euch verraten", meinte Calad.

"Nicht, wenn wir Euch zuerst verraten!", erwiderte der mit den hellen Locken.

"Wie wär's, wenn sich hier niemand verrät?", schaltete sich nun auch wieder Meleth ein. "Wir könnten alle ruhig bleiben und unsere eigenen Sachen machen."

"Wohl wahr", stimmte Calad ihrer Freundin zu. "Jedoch bräuchten wir noch euer Einverständnis."

"Lasst uns einen Moment", meinte wieder der Hobbit mit den hellen Locken.

"Natürlich", sagten die beiden Elbinnen.

Noch hatten die beiden Hobbits nicht bemerkt, dass die zwei Damen Elben waren. Schließlich hatten sie noch nie Elben gesehen, aber doch von ihnen gehört.

Die zwei Hobbits steckten ihre Köpfe zusammen und fingen an leise zu diskutieren.

Belustigt sahen Calad und Meleth zu den beiden.

"Na schön", sagte der Hobbit mit den dunklen Locken, als sie fertig waren. "Wir werden Euer Angebot annehmen."

"Wunderbar", meinte Meleth zufrieden und stand auf. Dann lief sie den kleinen Gestalten entgegen. "Wie ist euer Name?", wollte sie wissen. Calad stellte sich neben ihre Freundin.

"Meriadoc Brandybock", stellte sich der Hobbit mit den hellen Locken vor. "Doch für Euch Merry."

"Und ich bin Peregrin Tuk", meinte der mit den dunklen Locken. "Jedoch ist mir der Name Pippin lieber."

"Schön euch kennenzulernen", sagte Calad lächelnd.

Ein Wind ging durch den Wald und somit wehten die langen Haare der Elbinnen etwas nach hinten.

Man konnte die spitzen Ohren der Damen erkennen, was Merry auch nicht entging.

"Und Ihr seid Elben", meinte er staunend.

Schattenkinder || Mittelerde FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt