Kapitel vier

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"Herr Frodo! Ich habe herausgefunden, weshalb die Elben hier sind! Sind Calad und Meleth noch hier?" Sam stürmte in Frodos Unterschlupf und sah die Elbinnen nicht nett an.

Meleth zog skeptisch die Augenbrauen zusammen. Es schien, als wären die anderen Elben nicht aus netten Gründen hier. "Was hast du herausgefunden, Sam? Wie es aussieht, scheint es nichts gutes zu sein..."

"Ganz und gar nicht!", meinte Sam. "Vielleicht hättet Ihr uns sagen sollen, dass Ihr die Auenland Diebe seid! Wenn Euch jemand hier gesehen hat, wird Herr Frodo wirklich großen Ärger bekommen!"

"Diebe?", fragte Frodo verwirrt.

Calad seufzte. "Ja, wir sind die Diebe. Aber wir bestehlen hier auch nur die vielen Lager, um zu überleben. Frodo, wie du bereits weißt haben Meleth und ich keine Behausung."

"Ja... Dies erwähnten Pipp und Merry bereits... Aber warum habt ihr keine Behausung? Diese Frage schwirrt mir schon die ganze Zeit in meinem Kopf herum."

"Kaum lernen wir Hobbits kennen, müssen wir etwas wertvolles von uns preisgeben, was wir noch nie erzählen mussten... Wir sagen ihnen nicht die Wahrheit, Calad", murmelte Meleth leise auf der elbischen Sprache, Quenya. Quenya war die Hochsprache der Elben, sie wurde nicht mehr oft benutzt. Sindarin war nun die Sprache, die alle Elben sprechen konnten.

Calad seufzte und nickte kaum merkbar. Auch sie war nicht bereit alles zu erzählen. "Wir haben Regeln gebrochen und haben dafür eine Strafe bekommen", sagte sie lediglich.

"Eine ziemlich harte Strafe, möchte ich behaupten", sagte Sam immer noch aufgebracht.

"Allerdings." Calad sah bedrückt zu Boden und Meleth seufzte leise auf. Die brünette Elbin setzte sich neben die blonde Elbin, um sie von der Seite zu umarmen. Diese Umarmung brauchte Calad jetzt, denn sie hatte sich immer noch nicht mit dem Gedanke, dass sie verbannt wurden, befreundet.

Frodo räusperte sich. "Nun ja... Auch wenn ihr Diebe sein mögt, ändert es nichts an eurer Persönlichkeit. Jedoch hättet ihr mir ruhig sagen können, dass ihr nicht ganz... akzeptiert werdet. Hätten andere Hobbits gesehen, dass ihr hier bei mir seid und diese immer noch nicht gesehen haben, dass ihr meine Höhle verlassen habt, werden sie misstrauisch und nehmen dann selbst Ermittlungen vor... Und sollte herauskommen, dass ich mit euch etwas zu tun habe, nun, dann bin ich dran."

"Dies ist uns bewusst", sagte Meleth und ließ langsam Calad los. "Wir werden nicht umsonst von eurem Volk" Meleth sah die zwei Hobbits an. "Schattenkinder genannt. Wir sind Meister was das Verschwinden angeht."

"Ach wirklich", brachte Sam unbeeindruckt heraus. Er hatte Angst, dass seinem Freund Frodo etwas zustoßen könnte. "Wenn durch Euch Herr Frodo nur ein Haar gekrümmt wird, verra-"

"Lass gut sein, Sam. Ich vertraue ihnen. Bilbo hat ihnen auch vertraut, anscheinend sehr stark", unterbrach Frodo ihn.

"Was ist, wenn das nur gelogen ist?", wollte Sam wissen.

"Es ist nicht gelogen, Sam", entgegnete Frodo. "Sie kennen Geschichten von Bilbo, die er nur wenigen erzählt hat. Ich vertraue ihnen. Es kommt mir vor, als ob ich sie schon mal gesehen hätte... Vielleicht solltest du auch versuchen ihnen zu trauen."

Sam ließ einen unüberzeugten Seufzer heraus.

"Sie sind Elben, Sam."

"Na schön." Sam seufzte wieder. "Die anderen Elben sind hier, um die Diebe zu fangen."

"Weißt du, was sie danach mit uns vorhaben?", fragte Meleth.

"Die Gerüchte sagen verschiedenes."

"Und was?"

"Nun ja, es heißt, da-" Sam wurde von einem Poltern an der Tür unterbrochen.

Frodo blickte die anderen kurz an und deutete Calad, Meleth und Sam dort zu bleiben. Dann lief er zu der Tür.

Meleth schwieg und lauschte. Nachdem sie die Stimme eines Elben hörte, sah sie sofort Calad an.

"Verzeiht die Störung", sagte die Stimme. "Doch wir müssen eine Befragung durchführen."

"Natürlich!", sagte Frodo. "Dürfte ich denn wissen, was für eine Befragung?"

"Ich bin mir sicher, dass Ihr schon etwas von den Dieben mitbekamt."

"Oh, ja!", rief Frodo. "Die Schattenkinder, meint Ihr. Ich sage Euch, seitdem sie hier im Auenland sind, sind die Spannungen zwischen meinem Volk viel größer." Und das stimmte auch. Die Hobbits fingen an sich selbst zu beschuldigen. Wäre Bilbo noch hier in seiner Höhle, würde er zu aller erst die Sackheim-Beutlins verdächtigen.

"Verständlich. Nun gut, fiel Euch irgendwas auf? Etwas, was mit den Dieben zu tun hat?", wollte der Elb wissen.

Calad und Meleth blickten sich immer noch an. Sam schien zu überlegen. Schon lange hatten die zwei Elbinnen keine andere Stimme, außer ihre, ihres Gleichen gehört.

"Nein, leider nicht", sagte Frodo glaubwürdig. "Doch ich verspreche Euch, sollte mir irgendwas auffallen, werde ich mich sofort an Euch wenden!"

"Vielen Dank", meinte der Elb aufrichtig. "Habt noch einen schönen Abend."

"Wartet!", hielt Frodo den Elb zum Gehen auf. "Was werdet Ihr mit den El- ich meine mit den Schattenkindern machen, wenn Ihr sie gefangen habt?"

Calad legte sich geschockt die Hand auf den Mund. Fast hat er sich verplappert!, dachte sie.

Nun wurde der fremde Elb misstrauisch. "Sobald wir die Diebe gefangen haben, werden wir sie zu unserem König zu bringen. Ab da entscheidet er."

Gil-galad? Meint er Gil-galad oder einen anderen König? Vielleicht den König der Waldelben? Calad ließ ihre Hand sinken. Ich hoffe doch nicht Gil-galad!

Meleth wusste bereits, welcher König gemeint war. Sie kannte die Rüstung der Elben des Hochkönigs.

"Danke für die Information. Mein guter Freund und ich fragten uns schon bereits, was Ihr wohl mit den Dieben anstellen mögt. Guten Abend!" Frodo schloss die Tür, nachdem er seinem Gegenüber nochmal zunickte. Dann wartete er an der Tür, bis der Elb verschwunden war.

"Wenn er Gil-galad meinte, wurde soeben unser Todesurteil geschrieben." Calad sah frustriert auf ihre Hände. Sie wollte nicht sterben!

"Er meine nicht Gil-galad", beruhigte Meleth sie. "Es ist nicht die Rüstung der Noldor, die sie dort tragen."

Frodo betrat wieder den Raum. "Wer könnte sie sonst geschickt haben?"

"Entweder die Herrin Lothlóriens oder... König Thranduil. Jedoch wäre mir die Herrin Lothlóriens lieber", sagte Meleth.

"Wieso?", fragte Sam.

"Man sagt, die Waldelben seien gnadenlos zu ihren Gefangenen", meinte nun Calad erleichtert darüber, dass sie nicht nach Lindon mussten. "Und ausgezeichnete Kämpfer."

"Ich schätze, wir haben ein Problem." Meleth blickte Frodo an. "Es tut mir leid, dass du hier mit rein gezogen wirst. Wir werden alles mögliche tun, dass dir und deinen Freunden nichts passieren wird."

***

Es war mitten in der Nacht, als sich Sam aus seinem Bett bewegte. Ich muss uns schützen!, ging ihm durch den Kopf. Er machte sich auf dem Weg zu den Elben, die Meleth und Calad suchten. Sollte man herausfinden, dass Frodo, Pippin, Merry und ich in dieser Angelegenheit mit drin stecken, wird man uns verachten! Das muss ich verhindern!

Sam nahm sich eine Laterne und zündete die Kerze darin an. Nun musste er nur noch die Elben finden. Laut den Geschichten und Legenden, sind Elben unermüdlich. Das heißt, sie sollten noch wach sein! Also suchte Sam nun die Elben.

Schattenkinder || Mittelerde FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt