Kapitel zehn

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"Du scheinst den Elb, Haldir, zu mögen, oder?" Grinsend richtete die blonde Elbin ihren Blick auf Meleth. "Du warst schon lange nicht mehr so nett zu einer männlichen Person. Oh, da fällt mir gleich etwas ein..." Calad fing an zu lachen. "Du hast bei Alanel für ein blaues Auge gesorgt!"

Verwundert sah Meleth die blonde Elbin an, auf ihre Lippen schlich sich ein zufriedenes Lächeln. "Habe ich das?" Sie blickte wieder nach vorne. "Woher weißt du davon? War Alanel kurz danach bei Thranduil?"

"Natürlich war er das", sagte Calad. Meleth verdrehte die Augen. "Eure Freundin scheint einen ziemlich festen Schlag zu haben, dies sagte Thranduil zu mir."

"Ausgezeichnet!", erwiderte Meleth, immer noch mit einem zufriedenen Lächeln. "Wenn Thranduil das sagte, weiß er nun sicherlich, dass er mich nicht verärgern sollte. Ich scheue mich nicht davor einen König zu schlagen."

"Ja, das weiß ich. Warum hast du ihn geschlagen?", fragte die Blonde mit einem Schmunzeln.

Die beiden Elbinnen saßen auf jeweils einem Pferd, denn sie befanden sich auf dem Weg zum Düsterwald. Calad hatte erfolgreich den Versuch gestartet Meleth zu überreden wieder dorthin zurückzukehren. Meleth wäre zwar lieber wieder zurück zu dem Auenland geritten um Sam einen kleinen Besuch abzustatten, aber da ihre beste Freundin nun mal sehr geübt in der Überredungskunst war, hatte sie zugestimmt.

"Er nannte mich verwöhnte Göre. Dieser Mistkerl. Ich wette mit dir, dass ich älter bin als er. Was heißt ich wette? Ich weiß es." Wütend verengte sie ihre Augen. "Ich schwöre dir, wenn er mich noch ein einziges mal als verwöhnte Göre beleidigt breche ich ihm seinen Arm! Zwar hat er es jetzt schon verdient, doch er kann von Glück reden, da du mich aufhalten würdest."

"Wohl war", stimmte Calad schmunzelnd zu. "Ich schätze, dass er noch viel mehr Glück hat. Ich wüsste nicht was wäre, wenn du deinen Umhang immer noch nicht hättest." Meleth schenkte ihrer Freundin ein verschwörerisches Grinsen zu, dabei zuckte sie unschuldig mit den Schultern.

***

"Seht an, seht an. Die Elbinnen aus Lindon sind wiedervereint. Meleth Delu und Calad Faen, ich konnte so einiges über euch in Erfahrung bringen." Kaum als die zwei Elbinnen die Hallen des Waldelbenkönigs mit ihrem Gepäck betraten, erschien der sehr geliebte Elb, Alanel, vor ihnen.

Schon die Stimme dieses braunhaarigen Elbs ließ Meleth genervt aufseufzen. "Gelek menu caragu rukhs", sagte sie monoton. Calad fing an zu lachen, während Alanel sie überheblich, aber doch ein wenig schockiert ansah.

"Du wagst es in einem Elbenreich die Sprache der Zwerge zu benutzen?", fragte er höhnisch. "Auch wenn ich es nicht vermag diese grässliche Sprache zu verstehen, gehe ich stark davon aus, dass dies eine Beleidigung war. Diese Sprache lerntet ihr beide sicherlich von euren Zwergenfreunden, nicht wahr? Wie hießen diese Tölpel noch gleich? Ilif und Ilik?" Er setzte ein Lächeln auf, das Lachen von Calad verstummte. Beide Elbinnen sahen den Elb vor sich warnend an. "Ich sah, wie sie durch die Hand der Orks starben. Ich muss sagen, dass es mich kein wenig störte. Es war rührend wie sie sich gegenseitig helfen wollten und es doch nicht schafften. Ich erinnere mich euch auch gesehen zu haben, Orks hielten euch fest und zwangen euch den Tod eurer lächerlichen Freunde mit anzusehen. Das war bestimmt göttlich, oder?"

Dies waren die Worte die Meleth den Rest gaben. Sie stürzte sich auf den brünetten Elb vor sich, ihre Faust landete direkt in sein Gesicht, auf sein rechtes Auge. Überrascht stolperte der Elb nach hinten, er hielt sich eine Hand an sein nun verletztes Auge.

"Ishkhaqwi ai durugnul!", zischte Meleth. Sie schlug ein erneutes Mal den Elb ins Gesicht, seine untere Lippe platzte auf. "Es ist ein gewaltig großer Fehler über meine Freunde derartig zu sprechen! Auch wenn sie tot sind hat man ihnen noch Respekt zu erweisen, sie eroberten mit nur elf weiteren Zwergen und einen Hobbit einen ganzen Berg! Sie ließen ihr Leben füreinander!" Ihre Faust traf erneut sein Gesicht, diesmal gegen seine Schläfe.

Schattenkinder || Mittelerde FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt