VI ~ Rosen

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Ich und Ken betraten zusammen den Ball in der Schule, der in der Sporthalle stattfand. Überall waren elegant gekleidete Schüler, die Masken anhatten. Es lief laute Musik und es gab jede Menge Getränke. Alle tanzten, lachten und amüsierten sich.

"Yuki!" Ich hörte eine Stimme und drehte mich um.

Vor mir stand meine Freundin Yumiko mit ihrem Date Makoto. Beide trugen eine schwarze Federmaske, die nur ihre Augen verdeckten.

"Ist das dein Date?", fragte sie mich und zeigte auf Ken. "Nein... Also ja... Nein, er ist nur so meine Begleitung. Wir sind Freunde..."

Es war einwenig peinlich, aber es ist ja nur Ken.

"I-Ich bin Ken, freut mich Yumiko.", stellte er sich höflich vor. "Wie alt bist du eigentlich? Ich nehme an du gehst ja nicht auf unsere Schule.", fragte sie Ken. "Ich bin 18." "Ah... freut mich dich kennenzulernen Ken.", grinste sie.

Ich und Ken wurden während dem Ball ständig von den anderen angestarrt. Wie sehr mich das störte!

Aber ein Gast hier fiel mir besonders auf... Ein dunkelhaariger Mann mit einer weißen Clownmaske. Er stand neben den Getränken und verteilte sie an die anderen. Er starrte mich aber ständig an und versuchte sich mir zu nähern, als suche er Kontakt zu mir. Das war richtig seltsam, aber auch verdammt gruselig!

Plötzlich lief ein langsamer Song und alle Pärchen tanzten nah aneinander die Ballade. "Äh... Uhm... M-Möchtest du vielleicht auch tanzen?" Ich sah zur Seite und sah Ken, der rote Wangen hatte. Mir war es peinlich, aber ich hatte nichts dagegen. Ich nickte schüchtern, nahm seine Hand und fing an, mit ihm zu tanzen.

"Ich geh kurz was trinken." Ich ging auf den Tisch mit den Getränken zu.

"Momentchen!" Ein Arm packte von der Seite meine Taille und zog mich zu sich.

"Die Dame wollte was trinken?" Ich blickte direkt in das Gesicht einer Clownmaske. Plötzlich spürte ich wie einen Stich in meinem Kopf. Ich bekam leichte Kopfschmerzen, als ich ihn ansah...

"Hier, bitte sehr!" Er reichte mir einen Becher mit Punsch, ich sah ihn aber misstrauisch an. Vielleicht ist damit was nicht in Ordnung.

"Keine Sorge, damit ist nichts.", versuchte er mich zu beruhigen. Ich zögerte eine weile, nahm dann aber doch den Becher an und nahm einen Schluck. Kaum hatte ich das Getränk geschluckt, wurde mir ganz schwindelig.

Um mich herum drehte sich alles. Der Saal, die Leute... Die Stimmen um mich herum machten mir langsam Angst, sie klangen ganz verzerrt in meinen Ohren und wurden von ganz laut zu ganz leise.

Ich war eindeutig nicht betrunken, dieser verdammte Clown hat irgendwas mit dem Getränk angestellt!

"Oh je, was ist denn los?", fragte er mich unschuldig und nichtsahnend. Ich nahm ihn aber nicht wahr und ich konnte ihm auch im Moment nicht antworten. Mir war so schwindelig, dass ich mich an dem Tisch vor mir abstützen musste. Einen Fall konnte ich aber nicht verhindern. Ich nahm die geschockten Blicke der anderen Gäste auf mir nicht wahr. Ich fühlte mich, als wäre ich in einer anderen Welt.

Ich stand einfach wieder auf und plötzlich hatte ich das große Bedürfnis, hinauszugehen.

Mir war nicht mehr schwindelig, sondern meine Sinne waren so scharfgestellt, wie die eines Tieres. Ich rannte wie wild aus dem Schulgebäude.

Ich rannte durch die dunkle Nacht immer weiter, bis ich im tiefen Wald war.

Ich hatte keine Angst was mich im Wald erwarten würde. Ich rannte nur weiter und weiter, als wüsste ich genau wohin!

Plötzlich stolperte ich in der Dunkelheit über eine große Wurzel eines Baumes und ich spürte nur noch wie ich in ein in ein großes, dunkles Loch fiel.

Der Fall hörte nicht auf.
Während ich fiel, schwebten Bilder um mich herum, auf denen meine (Alb)Träume abgebildet waren und auf den anderen Bildern waren Personen die mir nah am Herzen lagen. Ich hörte auch leise flüsternde Stimmen wild durcheinander reden. Die Stimmen klangen wie lebendige Seelen, die nach Freiheit suchten. In meinen Händen landete ein Bild, auf dem ich mich selbst sah. Das Bild spielte einen Film ab. Es war der Albtraum, in dem ich meinen Todestag sah.

Nach einer Ewigkeit fiel ich auf weichem Grund. Es ist so eiskalt... Und... nass? Es war totenstill. Ich öffnete meine Augen und stand auf. Ich befand mich im Hintergarten einer Villa.

Der Garten war riesig und überall lag Schnee. Der Garten war überwuchert von wunderschönen, blutroten Rosen. Von der Schönheit fasziniert, pflückte ich eine von den Rosen.

"Autsch!" Ich hab mich an den spitzen Dornen der Rose geschnitten. Ich beobachtete wie mein hellrotes Blut in den reinen, weißen Schnee fiel. Mein Blut war so rot, wie die Blütenblätter der Rosen. Mein rotes Blut im weißen Schnee und die pechschwarze Hauswand, erinnerten mich an meinen Namen.

Schneewittchen. (Shirayukihime).

Mein Blut, das in den Schnee tropfte, verfärbte sich in ein pechschwarz.

Ich betrachtete die Rose ganz genau, die ich gepflückt hatte. Sie war wunderschön, so eine schöne Rose habe ich noch nie gesehen. Genauso wunderschön war der Schnee, so reinen Schnee hab ich auch noch nie gesehen. Er hatte etwas unschuldiges und aufrichtiges an sich.

Über den Rosenbüschen war ein Schild an der Hauswand der Villa aufgehängt, auf dem Schild stand:
"Pflücke eine Rose und prüfe deine Reinheit. Ist deine Seele rein, färben sich die Blütenblätter schneeweiß. Ist deine Seele verdorben, werden sie pechschwarz."

Ich berührte die zarten Blütenblätter der Rose, sie fühlten sich an wie Samt oder Seide... Nachdem ich die Blütenblätter berührte, färbten sie sich augenblicklich pechschwarz. Aus der Rose krabbelte eine Spinne heraus und ich lies kreischend aus Schock sofort die Rose fallen. Hallo Arachnophobia.

Ich sah mich um und all die anderen Rosen um mich herum wurden pechschwarz. Heißt das meine Seele ist verdorben? Aus allen Rosen krabbelten Spinnen heraus und die Spinnen folgten mir.

Ich rannte so schnell wie möglich aus dem Garten raus. "Unrein! Verdorben! Unrein! Verdorben!" Mir schrieen irgendwelche Stimmen immer lauter hinterher. Ich schrie aus Angst um Hilfe, aber hier war sowieso niemand.

Wo bin ich hier eigentlich? Was ist das für ein Ort?!

Als ich aus dem Garten raus war, stand ich vor dem Haus. Es war eine sehr alte, schwarze, verlassene Villa.

Sie war mein einziger Fluchtweg.

Ich öffnete panisch die quietschende Türe der Villa und betrat sie....

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Save Me - Tokyo Ghoul (Uta)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt