Save Me - Tokyo Ghoul (Uta)

XIV ~ Sterne

„Nun mach schon."

Die Gabel in meiner rechten Hand zitterte. Meine Augen wie starr auf das Stück Menschenfleisch gerichtet. Langsam schob ich mir das Stück in den Mund und fing an zu kauen.

Dabei lief mir eine Träne über die Wange.

Zu denken, dass ich nun zu dem geworden bin, was meine Eltern getötet hatte. Ich betrachtete mich selbst nun als Abschaum.

Warum?

Warum ich?

„Und? War es so schlimm?"
Uta prüfte mich immer wieder mit einem eiskalten Blick.

Ich gab ihm keine Antwort.

In meinem Kopf war ein Sturm. Fragen über Fragen. Keine Antworten.

Werde ich jemals all die Wahrheiten herausfinden?

„Später.", gab er von sich und verließ den Raum.

Moment. Was?
Woher weiß er, woran ich denke..?

„Ich kenn dich nunmal.", höre ich vom Nebenraum aus kommen.

Er machte mir machmal wirklich Angst.
Naja.. eigentlich immer.

————-————-Timeskip ——————-———

Es war Abend.
Ich saß in „meinem" Zimmer auf der Fensterbank, das Fenster weit geöffnet. Mit nachdenklichem Gesicht beobachte ich die leuchtenden Sterne.

Gedanken sausten mir durch den Kopf, die mich verrückt werden ließen.

Wer sind sie?

Wer hat meine Eltern getötet?

Warum hat Uta mich zum Ghoul gemacht?

Was hat es mit den Clowns auf sich?

Stundenlang denke ich an dieselben Dinge und scheine doch keine Antworten zu finden.

„Ich musste es tun."

Uta setzte sich mir gegenüber auf die Fensterbank hin und sah mit mir die Sterne an.

„Warum?" Meine neugierigen Augen wanderten zu seinem starren Gesicht.

„Du gehörst jetzt immerhin zu den Clowns. Du musst stark genug sein und das kannst du nur als Ghoul. Ich kann dich immerhin nicht immer retten."

„Warum willst du, dass ich auch bei den Clowns bin?"

„Du bist was besonderes, du weißt es nur noch nicht. Du wirst uns noch sehr nützlich sein."

Oh... also will er mich nur deswegen bei sich haben.

Ich bemerkte seinen Blick auf mir mit einem leichten Grinsen. Er ist absichtlich so kalt zu mir.

Uta drehte seinen Kopf leicht zur Seite und beobachtete die Sterne.

„Eine sternklare Nacht.. sieht man selten im Winter. Schaust du dir gerne die Sterne an?"

„Ja... Es beruhigt mich irgendwie."

Seine Augen waren wie fixiert auf die Sternbilder. Sie brachten seine roten Kakugan Augen zum Leuchten.

„Manchmal, wenn ich die Sterne beobachte, fühle ich mich plötzlich zum ersten Mal normal. Fast.. wie ein Mensch. Manchmal wäre ich gerne ein Mensch. Menschen faszinieren mich. Ich versuche immer viel von ihnen zu lernen. Sie scheinen immer glücklich zu sein, Freude am Leben zu haben. Sie erfreuen sich an die kleinen Dinge, wie zum Beispiel Sterne beobachten..."

„Das ist nicht immer der Fall, glaub mir, Uta..."

„Sag mir, wie ist es ein Mensch zu sein?"

„Nicht sehr anders, als ein Ghoul zu sein.. Man hat nur hauptsächlich Angst vor Ghoulen."

„Und Ghoule haben Angst vor euch. Die CCG. Wir sind vielleicht meschenfressende Kreaturen, aber auch wir haben Gefühle."

Seine Worte verschafften mir zum ersten Mal eine andere Perspektive. Man denkt erst, Ghoule hätten vor nichts und niemandem Angst, aber jeder Ghoul ist nunmal anders. Ich denke nicht, dass Uta Angst hätte, doch... Gejagt werden oder der Jäger sein. Das ist hier die Frage.

Uta fasste sich an den Hals. Sein Tattoo...

„Ich kann weder mit dir, noch ohne dich Leben. Das ist die Beziehung zwischen uns und den Menschen."

„Die Ghoule außerhalb des Antiks sind aber nunmal so unliebsam. Ich möchte zurück ins Antik..."

„Sie werden dich kidnappen, wenn du dorthin zurückgehst. Außerdem war meine Mission erfolgreich. Ich habs geschafft, dass Yoshimura und co. dich nicht mehr mögen."
Zum ersten Mal entwich seinen gepiercten Lippen ein Lachen.

„Ich hasse dich!"
Meine Hand schlug wie automatisch nach ihm, doch er hielt sie fest.

„Was für einen süßen Gesichtsdruck du doch hast, wenn du sauer wirst, Yuki."

Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Er fing meinen Blick mit seinem.

Meine Wangen glühten rot auf und ich verstummte.

Nach einigen Sekunden brach er jedoch wieder die Stille.

„Du musst noch lernen, wie man sich als Ghoul zurechtfindet. Und du brauchst eine Maske. Komm morgen früh zu mir."

Meine Augen folgten ihm, bis er durch die Tür verschwand.

Das kann ja was werden.