Kapitel 13

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Es war jetzt genau eine Woche her, seitdem Niall bei mir wohnte. In der Zeit hatten wir sein Zimmer gestrichen und auch eingerichtet. Es war richtig wohnlich geworden und Niall schien sich wohl zu fühlen. In den ersten zwei Tagen, hatte er sich gefühlte hundert mal bei mir bedankt, bis ich ihm gesagt hatte, dass er sich nicht bedanken muss, da ich es gerne tat. Darauf hin hat er mich nur angelächelt.

Heute war der erste richtig warme Tag, weshalb wir beide im Garten saßen. Es war auch das erste mal, dass ich Niall nur in T-Shirt sah. Leider konnte man die Verletzungen am Arm noch deutlich sehen, jedoch waren sie nicht mehr so schlimm wie vor 2 Wochen.

Niall lehnte gemütlich im Stuhl und hatte seine Augen geschlossen.

"Möchtest du auch was trinken?" fragte ich, als ich aufstand um in die Küche zu gehen.

Er öffnete seine Augen und setzte sich aufrecht hin. "Ja, bitte" sagte er. Darauf nickte ich und machte mich auf den Weg, die Getränke für uns beide zu holen.

Keine fünf Minuten später kam ich mit 2 Gläsern wieder, in denen Eiswürfel schwammen und jeweils ein Strohhalm drin steckte.
Dankend nahm er mir ein Glas ab und stellte es vor sich auf den Tisch. 

"Wieso ist es nur so warm?" fragte Niall und fuhr sich mit seinen Händen durch sein Gesicht.

Darüber konnte ich nur schmunzeln.  "Zieh dir doch etwas Ärmelloses an oder zieh dein T-Shirt aus" schlug ich ihm vor.
"Ich weiß nicht so recht.  Wäre das nicht komisch, wenn ich mein Shirt ausziehe?" fragte er und knetete seine Hände.

Niall war unsicher, das wusste, aber eigentlich hatte er keinen Grund dazu.

"Du musst es nicht tun, wenn du nicht willst. Es ist nur ziemlich warm und so, aber wenn du nicht willst, dann ist es auch gut. Du kannst auch einfach etwas Ärmelloses anziehen" sagte ich und trank den letzten Schluck von meinem Glas.

"Soll ich das Glas mit nehmen und dir was neues mitbringen?" fragte er mich, als er aufstand.

"Gerne" antwortete ich ihm und gab ihn das Glas in die Hand.

Keine fünf Minuten später kam Niall in kurzer Hose und tank-top wieder raus und stellte das Glas vor mich hin.

"Danke, Niall" sagte ich und lächelte ihn an.

"Hast du Lust vielleicht Lust, heute Abend zu Grillen?" fragte ich nach einem Moment der Stille.

Niall sah mich überrascht an. "Ich hab lange nicht mehr gegrillt" sagte er und fing an zu grinsen.

"Ich müsste dann nur noch einkaufen.      Möchtest du mitkommen ?" fragte ich ihn.

Er biss sich auf die Lippe und sah mich zögernd an, bevor er nickte.

"Gut. Dann komm" sagte ich und schnappte mir Autoschlüssel und Geld bevor wir zu meinem Auto gingen."

Ungefähr eine halbe Stunde später waren wieder zuhause, da der Weg nicht wirklich lang war.
Jedoch gab es im Supermarkt ein kleines Problem.

Ich konnte Niall einfach nicht überzeugen, sich etwas zum Grillen auszusuchen. 
Er wollte nicht, dass ich Geld für ihn ausgebe, meinte er.
Schließlich hatte ich es dann doch geschafft, nachdem ich ihm erklärt hatte, dass es kein Problem ist, wenn er sich was aussuchte, da ich ja für ihn Geld bekam. 

Ich stand vor dem Grill und Niall neben mir. Ich konnte deutlich seinen Blick auf mir spüren.

Fragend wollte ich ihn angucken, doch in diesem Moment drehte er seinen Kopf weg und leichter rot Schimmer zeichnete sich auf seinen Wangen ab.

"Was ist los?" fragte ich ihn grinsend.
"Nichts" sagte er und senkte seinen Kopf. 
"Willst du mal Grillen ?"

"Äh..ja,..ok"  sagte er und griff vorsichtig nach der Zange, die ich ihn hinhielt.

Ich lies ihn vor den Grill und stellte mich hinter ihn, damit ich über seine Schulter sehen konnte.
 "Wende mal bitte das Stück" sagte ich und er versuchte es zu wenden, was er nicht so ganz hinbekam.

"Versuch mal weiter vorne anzufassen" sagte ich und legte kurz meine Hand über seine, um ihn zu helfen.

Ich spürte wie er sich anspannte, weswegen ich auch gleich wieder los lies.
Er überreichte mir die Zange wieder und setzte sich auf den Stuhl und sah mir zu.

Kein 10 Minuten später aßen wir beide. Während des Essens war es ziemlich still.

Ich musste irgendwas finden, was Niall aus seiner Reserve lockte.

Niall schien mir immer noch nicht ganz zu vertrauen und ich hatte auch das Gefühl, dass er sich bei mir nicht wohlfühlte.

Auch wenn er jetzt erst eine Woche bei mir war.  Ich wusste, dass es für Niall nicht leicht war. Und ich wusste auch, dass er nicht die Person war, die viel redete.
Jedoch machte es mich trotzdem unglaublich Traurig, denn anscheinend hatte er wirklich angst, denn es gab Tage, an denen er so gut wie Garnichts sagt und sich extrem zurück zog.

Auf der anderen Seite aber, zeigte Niall mir, was für ein unglaublich toller Junge er eigentlich war. An einem Tag als er früher Schluss hatte als ich, hatte er ernsthaft das Haus sauber gemacht, ohne das ich ihn vorher drum gebeten hatte.

Nach dem Essen blieben wir noch eine Weile draußen sitzen.

Niall hatte seine Füße auf den Stuhl gestellt und seine Arme um seine Knie geschlungen. Das hatte ich schon öfter bei ihm beobachtet.  Beim Schlafen tat er das nämlich auch. 

Das Zusammenrollen des Körpers symbolisiert Sensibilität und Emotionalität. Er rollt sich regelrecht wie ein Igel zusammen und scheint so, sein sensibles Inneres vor der Außenwelt schützen zu wollen. Beziehungen mit einer solchen Person sind besonders intensiv.Oft sind in Embryo-Stellung schlafende Menschen zu Beginn schüchtern und entspannen sich erst, wenn sie sich in vertrauten Kreisen bewegen. Diese Menschen sind liebevoll, zärtlich und haben Angst davor, verletzt zu werden.

Ich wusste nicht so recht, was ich mit Niall tun sollte. Ich nahm mir vor auf jeden fall mit ihm zu reden. 

"Liam?..ich ähm..ich gehe glaube schlafen" sagte er etwas zögerlich und stand auf.

"Okay. Schlaf gut" sagte ich und lächelte ihn an. Mit unseren Tellern ging er dann ins Haus. 
Das war auch so eine Sache.  Die Woche in der er hier war, ist er nie länger als kurz vor neun Wachgeblieben. 

Als ich dann das nächste mal auf die Uhr schaute war es 22:00 Uhr und ich beschloss rein zu gehen.
Wie jeden Abend ging ich kurz zu Niall ins Zimmer. Wie jeden Abend war seine Nachttischlampe noch an. 
Ich legte die Decke wieder richtig über ihn, strich ihn ein paar mal vorsichtig durch die Haare, ehe ich das Licht ausschaltete und dann leise die Tür schloss.

Niall hatte wahrscheinlich Probleme, das war mir klar und ich sah es nun als meine Aufgabe, Niall wieder hinzubekommen.    Auch wenn ich dadurch vielleicht mein Beruf verlieren würde.

You don't need words (Lehrer/Schüler) NiamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt