Ich renne hinter José her und höre ihn unterdrückt fluchen, auch bin ich besorgt und sauer. Wie konnte er sich ausgerechnet in Leila verlieben und sie hierher bringen? Ich wusste schon immer, dass er ein Idiot ist! Ein kompletter Vollidiot! Sie hat Ana bedroht und ich habe ihr klar gemacht, dass sie hier in Seattle nichts verloren hat, aber nein, ausgerechnet er schleift meine Ex-Sub wieder an! Und lädt auch noch Ana und mich zu der Ausstellung ein!
Obwohl der rationale Teil meines Verstandes durchaus weiß, dass weder Leila noch José wirklich verantwortlich sind, kann ich meine Gedanken kaum kontrollieren.
Zum Glück ist Taylor bei Ana, die mich und José ziemlich energisch aufgefordert hat, Leila zu suchen.
Als ich nur wütend den Kopf geschüttelt habe, war sie es, die mir einen Grund gab.
„Willst du sie wieder alleine und verzweifelt in Seattle umherirren lassen? Das hatten wir doch schon mal und wie das ausgegangen ist, wissen wir!"
José ist blass geworden und losgelaufen, und ich ihm widerwillig hinter her. Je schneller Leila wieder weg ist, desto schneller kann ich mich beruhigen.
Nach ein paar Metern erreichen wir eine Querstraße die leer ist, aber José hält nicht an, sondern sieht nur panisch von rechts nach links und rennt über die doch recht dicht befahrene Straße. Suizidgfährdet ist er auch noch. Künstler!
„José, wir wissen gar nicht, wo sie hingerannt ist!", rufe ich und er bleibt stehen, schwer atmend.
„Ja, weil du sie anbrüllen musstest, du Arsch", fährt er mich wütend an.
„Sie hat Ana mit einer Waffe bedroht!", fahre ich ihn an, während er sich umsieht und auf einen kleinen Park zusteuert.
„Herrje, wo willst du hin?", fauche ich, langsam bin ich total durchnässt und will nur noch ins Trockene.
„Sie mag die Natur. Wenn sie irgendwohin ist, dann am ehesten dorthin", brummt er und stapft weiter.
Sauer folge ich ihm. Wenn ich ohne Leila und ohne José zurückkomme – wird das Ana nicht gefallen.
„Leila", brüllt er und ich hoffe, sie hört es nicht.
Er klingt eher wie ein brünftiger Hirsch als ein besorgter Mann.
„Himmel, José! So ruft man doch keine Frau, die man liebt!", entkommt mir und er dreht sich wütend zu mir um.
„Ach, woher willst du das wissen? Du hast...", er bleibt stehen und sein Gesicht nimmt eine interessante Rotfärbung an.
„Hast du meine Freundin geschlagen?", fragt er drohend und ich überlege, wen er meint. Dummerweise ist in beiden Fällen die Antwort ja. Fuck.
Er muss es in meinem Gesicht gelesen haben, im nächsten Moment stürzt er sich auf mich. Ich war nicht wirklich auf einen tätlichen Angriff vorbereitet und wir rollen über den klatschnassen Rasen.
Meine Geduld ist aufgebraucht und ich wehre mich. Dummerweise hört er trotzdem nicht auf. Wir rangeln uns und er gewinnt tatsächlich die Oberhand, wenn auch nur kurz. Sein Schlag in meine Magengegend ist schmerzhaft und ich stöhne auf.
„Meine... Frau... ist... tabu für Arschlöcher wie dich", zischt er und ich trete zu.
Sein Aufheulen befriedigt mich ein wenig, er hält sich das Schienbein und rollt von mir runter.
„Meine Frau auch, du Arsch. Sie ist eine Irre, die Ana mit einer Waffe bedroht hat", meine Stimme ist dunkel und voller Zorn.
Er steht schwankend auf und hält mir eine Hand hin. Ich ergreife sie und werde hochgezogen, direkt in einen Faustschlag hinein.
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Schicksalsfarben
FanfictionEine kleine Kurzgeschichte über Liebe, Zufälle, Verwicklungen und zwei Charaktere, die einen genaueren Blick wert sind, und eine unerwartete Begegnung, die Fragen aufwirft..