7. Kapitel

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„Sie sind da!", Leila klingt so aufgeregt, als würde die Queen gerade in der Auffahrt parken.

„Schatz", meine Stimme klingt amüsiert und ein wenig tadelnd.

Sie ist im fünften Monat und sollte sich ein wenig ruhiger verhalten. Nicht wie eine panische Hummel durchs Haus rennen oder wie ein Groupie herumquietschen.

„Ana", ruft sie, als die ebenfalls schwangere Frau aus dem SUV vor der Haustür klettert.

Christian steigt auch aus und rollt genervt mit den Augen. Diese gelegentlichen Besuche sind selten, meist wider Erwarten sehr schön und von uns Männern nicht unbedingt gewünscht. Aber die Damen halten Kontakt. Seit der unseligen Nacht und einem mehr als verkrampften Frühstück, bei dem Mr. Großkotz Grey und ich uns kaum in die Augen sehen konnten und wir wohl beide einen Kater hatten, der sämtliche streunenden Katzen der Nachbarschaft im Gepäck hatte, Leila ständig jedes Wort abgewogen hatte, weil sie doch noch Angst vor ihm hatte, Ana so getan hat, als wäre alles in bester Ordnung und Leilas Verlobungsring bewundert hat, hat sich daran nichts geändert. Kein Frühstück, das ich wiederholen würde.

Ich habe Ana zuliebe eine dieser dämlichen Verschwiegenheitsvereinbarungen unterzeichnet, seitdem ist zumindest ihr Mann ein wenig ruhiger.

Leila wollte unbedingt Ana zur Hochzeit einladen und die hat nicht im Traum daran gedacht, es uns leicht zu machen und abzusagen. Grey und ich sind uns in einem Punkt einig: Hier läuft eine perfide Bestrafungsaktion, für die wir zu Lebenslang verknackt wurden – ohne je beim Prozess anwesend gewesen zu sein. Und dass wir uns ganz gut vertragen, wenn wir Bourbon zwischen uns abstellen und nicht darüber nachdenken, welche Grundsituationen zu dieser merkwürdigen Bekanntschaft geführt haben, die wir pflegen.

Zum Glück zwingen uns unsere Frauen selten mehr als zweimal im Jahr zu diesen Treffen, zum einen, weil New York und Seattle einen ausreichenden Abstand bieten, zum anderen weil wir Familien haben. Aber da nun beide fast zeitgleich schwanger sind, Ted fast vier Jahre alt ist und wir uns seit über sieben Monaten nicht gesehen haben, hat Christian seiner im sechsten Monat schwangeren Frau wohl den Wunsch, uns vor den Geburten zu sehen, nicht abschlagen können. Er ist doch ein Pantoffelheld, obwohl wir ein kurzes Telefonat hatte, um zu überlegen, ob uns nicht noch eine Ausrede einfällt.

Leila strahlt und umarmt Ana, die mich danach ebenfalls in eine herzliche Umarmung zieht.

Christian nickt Leila zu – die beiden halten immer einen körperlichen Abstand, als hätte der jeweils andere Lepra. Mir ist es Recht. Sie murmelt ein Hallo und dann drückt er mir kurz und schmerzhaft die Hand. Ted ist da weniger befangen, Ana holt ihn vom Rücksitz, er drückt Leila, gibt mir die Hand und fragt dann leise, wo Violett ist.

„Geht auf die Veranda und macht, was ihr machen müsst. Leila und ich haben uns viel zu erzählen", sagt Ana und ich teile Ted mit, dass unsere Prinzessin noch schläft.

Er schmollt und folgt Christian und mir auf die Veranda, während Leila begeistert Ana herumführt. Sie kennt das Haus hier in den Hamptons noch nicht, auch ein Argument für einen Besuch. Leila liebt diese Bruchbude. Bestimmt hat sie Ana jede Veränderung und Baumaßnahme akribisch gemailt.

„Nettes Haus", greift Christian das Thema auf, während Ted in den Garten tapst und dort im Sandkasten anhält.

Ich gieße uns einen Drink ein – und seufze genervt.

Ana steckt den Kopf aus der Verandatür.

„Es ist traumhaft. Ich liebe alte Holzhäuser", sagt sie begeistert und Christian wirft ihr ein Lächeln zu.

Dann sind wir alleine und ich seufze. Ted buddelt und im Haus höre ich die Frauen reden.

„Hör mal, Grey, auch wenn ich dich nicht wirklich mag, glaub mir eines: Wenn eine Frau dir erklärt, dass sie ein tolles Holzhaus gefunden hat... Lauf. So weit weg, wie du kannst. Sperr die Konten und wandere ins Ausland aus."

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