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Bild - Jasmine

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"Wer das Drama bis nächste Woche nicht fertig gelesen hat, kann als Strafe einen 30 minütigen Vortrag darüber halten", droht uns Mrs. Benett. 

Schule ist Folter mit Hausarbeiten als Strafe. 

Als die erlösende Klingel ertönt, stürmen alle aus dem Klassenraum, wie ein Haufen Kühe, die gerade aus dem Stall gelassen worden sind. Zugegeben, in dieser Schule ist es wirklich nicht schwer aufzufallen. Zieh einen bunten Rock an, oder färbe dir deine Haare und schon bist du Gesprächsthema Nummer eins.

Gut, dass ich noch nie auffallen wollte. 

Ich verlasse den Klassenraum als Vorletze, auf dem Weg zum Spinnt treffe ich May, meine beste Freundin. Ihr eigentlicher Name ist Mayleen, aber schon seit dem sie klein ist nennt sie jeder einfach nur May.

"Hast du schon die Geschichte mit Nathan und Avery gehört?", fragt sie mich mit ein Dutzend Büchern in der Hand. 

"Oh mein Gott nein, erzähls mir!", kreische ich zwei Oktaven höher, dabei bewege ich meine Hände aufgeregt hin und her. May versteht meine Ironie und zieht die Brauen hoch.

"Angeblich soll bei den beiden endlich Schluss sein, weil sie mit Scott rum gemacht haben soll." 

Ich verschlucke mich an meiner eigenen Spucke.

"Unser Scott?", frage ich verwundert und schlage meinen Spinnt mit einem Ruck  zu, "Das Nathan jetzt single ist, ist eine Sache, aber Scott?"

Scott ist kein wirklicher Frauenheld, er ist zwar im Football Team, aber ist dort eher der Bank wärmer. May nickt bei jedem Wort, dass ich sage, als hätte sie meine Reaktion vorhergesehen. 

"Er war nicht in meinem Mathekurs, das heißt, er ist heute nicht in der Schule", erzählt sie auf dem Weg in die Cafeteria. 

"Denkst du Nathan hat ihn schon in seinem Garten vergraben?", frage ich grinsend. Nathan ist einer dieser Jungs, die wirklich jedes Mädchen haben können. Meistens entstehen daraus keine ernsthaften Beziehungen, aber das würde auch nicht zu ihm passen. Ich kenne ihn zwar nur oberflächlich von Kursen, aber alles was man über ihn hört klingt glaubwürdig.

May schmunzelt über meinen Kommentar, gibt diesmal aber nicht ihren Senf dazu. 

In der Cafeteria angekommen, setzen für uns an unseren üblichen Tisch. Ich begrüße Matt mit einem kurzen "Hey", während May ihn direkt in die neusten Neuigkeiten einweit. 

"Gehört ihr Asiaten zu der CSA? Das selbe hat mir Luke eben erzählt", scherzt Matt. 

Mayleens asiatischen Wurzeln waren einfach nicht zu übersehen, ebenso ihre stolze 155 cm Körpergröße.  

Ich werfe einen Blick auf den Tisch, an dem Nathan und sein Football Team normalerweise sitzen. Doch heute ist dieser leer, Avery hat ebenfalls noch niemand gesehen. 

Den Rest der Mittagspause verbringen wir damit, über die kommende Party am Samstag zu sprechen. Auch, wenn mir das Thema bis zum Hals steht ist es besser, als über Nathan und Avery zu reden. Matt nimmt einen Schluck von seinem Wasser und wendet seinen Blick zu mir.

"Kommst du auch?", fragt er.

"Lass mal lieber", gestehe ich und steche mit meiner Gabel im Essen herum.

"Komm schon, du solltest auch mal eine Runde feiern gehen", wirft May ein. 

Seitdem Colin nicht mehr da ist, war ich auf keiner einzigen Party. Ich war noch nie der Partygänger, abgesehen davon gibt es in meinem Leben nicht wirklich viel zu feiern.

Ich verdränge den Gedanken an Colin schnell wieder und stelle die beiden mit einem einfachen "Mal sehen" zufrieden. 



Weil May, Matt und ich die Pausenglocke mit Absicht ignoriert haben, muss ich zu meinem nächsten Kurs sprinten. Genau dann, als ich in den Flur abbiege, laufe ich mit voller Wucht gegen Jemanden. 

"Ganz ruhig brauner", sagt eine tiefe Stimme.

"Verdammt", murmele ich. 

Es ist Nathan, zu meinem Glück ist es nicht das erste mal, dass ich mich vor ihm blamiere und ich kann stolz darauf sein, dass es mir jedes mal total egal ist.

"Was machst du denn hier?", zische ich ihn an.

"Ich.. gehe hier zur Schule?", sagt er und zieht die brauen hoch.  

Ich stoße ein genervtes Stöhnen aus und setze den Weg zu meinem Biologie Kurs fort.

"Biologie ist in der anderen Richtung", brüllt er mir nach. Ich schlage mir auf die Stirn und mache auf dem Absatz kehrt.

"Klugscheißer", murmele ich, als ich an ihm vorbeilaufe. 

Ich hatte vergessen, dass Nathan in meinem Biologie Kurs ist. Bei meinem Raum angekommen, klopfe ich mehrere male, aber es öffnet keiner die Tür. 

"Mrs. Paige wird nicht aufmachen", sagt Nathan, der nach mir zur Tür kommt. Damit hatte er recht, Mrs. Paige hasste Schüler, die zu spät kommen. Genau genommen hasste sie jeden Schüler. 

Nathan zuckt mit den Schultern, als würde er sagen wollen "Was solls" und spaziert in Richtung Ausgang. Wenn er nicht auf dem Flur gestanden hätte, wäre ich nicht gegen ihn gelaufen und hätte es vermutlich noch pünktlich geschafft. Also ist er schuld, dass ich meinen Kurs verpasse.

In der Hoffnung, dass die Tür doch noch aufgeht, klopfe ich erneut, doch sie bleibt geschlossen. 

Seufzend lehne ich mich an die gegenüberliegende Wand, das sollte mir nicht noch einmal passieren.


CATCH MEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt