Es fühlt sich komischerweise gut an, wieder so berührt zu werden. Auch, wenn es nicht Colins Berührungen sind.
Schlag dir das aus dem Kopf.
Ich ignoriere Nathans Frage und tue so, als wäre er gar nicht da.
"Verstehe, du bist nicht so eine", murmelt er vor sich hin und entfernt sich von mir. Seine Aussage lässt mich nachdenklich werden.
"Wie all deine anderen? Ich habe einen Freund, Nathan. Du kannst mich nicht mit einer deiner Flittchen vergleichen. Abgesehen davon weißt du gar nichts über die Situation."
Habe ich das? Ist man wirklich noch mit einer Person zusammen, die eigentlich gar nicht mehr da ist? Obwohl ich nicht daran denken will, aber was, wenn Colin nie wieder kommt?
Nathan lacht leise auf und legt den Kopf in den Nacken. Ich weiß, dass er mich nicht ernst nimmt.
"Ich schätze du weißt nicht viel mehr. Colin ist seit einem Jahr verschwunden, gib es auf, Jamie", sagt er monoton.
Das war zuviel.
Ich schmeiße das Messer, das ich eben noch in der Hand hatte auf die Theke und suche humpelt nach dem Ausgang. Wie kann ein Mensch zuerst so liebevoll sein und danach total kalt und herzlos werden?
Ich schlage die Tür hinter mir zu, die Schmerzen in meinem Bein sind sofort vergessen. Das einzige, was ich will, ist allein sein.
Nathan kann mir Dinge unterstellen, mich provozieren oder mich verurteilen, aber sobald jemand, der keine Ahnung hat, anfängt über Colin zu reden ist meine persönliche Grenze überschritten.
Auf dem halben Weg fällt mir auf, dass ich meine Tasche bei Nathan vergessen habe, aber ich schneide mir lieber nacheinander alle Finger ab, als wieder umzudrehen.
In mir herrscht ein totales durcheinander, ich bemerke selbst, wie ich nach Nathans Parfum rieche und ziehe sofort meine Klamotten aus, die ich danach direkt in die Wäsche schmeiße.
Weil ich das Gefühl habe, dass seine Berührungen wie Kaugummi an mir kleben, spüle ich meinen Körper kurz unter der Dusche ab.
Ich stürme aus dem Badezimmer, als ich mein Handy klingeln höre. Es ist May, wer auch sonst.
Völlig außer Atem nehme ich ihren Anruf entgegen.
"Wo zum Teufel warst du die ganze Nacht?", fragt May. Ich halte das Handy bewusst nicht direkt an mein Ohr, weil ich weiß, dass May gleich nicht mehr so ruhig sein wird.
"Ich war bei Nathan", gebe ich ehrlich zu.
Mit zusammengekniffenen Augen warte ich auf die Standpauke meines Lebens, aber es kommt nichts.
"Hast du deine Zunge verschluckt?"
"Mhm."
"Ich hab mich gestern Abend verletzt und konnte nicht mehr laufen, deswegen hat er mich zu sich gebracht und.. naja also ich kann mich ehrlich gesagt an nichts mehr erinnern", erkläre ich, dabei spiele ich an dem Reißverschluss meines Pullovers herum.
"Jetzt sag noch einmal, dass da nichts läuft", sagt May.
"Er ist ein total arroganter Mistkerl, der leider immer zur falschen Zeit am falschen Ort ist."
Um ehrlich zu sein machen mir diese "Zufälle" langsam Angst. Oder das Schicksal spielt ein Spiel mit mir.
Ich versichere May hundertmal, dass ich Nathan genauso wenig leiden kann, wie vor ein paar Tagen und das sie sich keine Sorgen machen muss, dass ich meine Jungfräulichkeit an so jemanden wie ihn verliere.
Die Schmerzen in meinem Bein werden wieder stärker, sobald ich die Bandage abnehme. Ich bin froh darüber, dass ich einen Grund habe den ganzen Tag im Bett zu verbringen.
Um mein Bein nicht mehr zu belasten, lege ich es auf ein Kissen und versuche, mich irgendwie zu entspannen.
Obwohl ich nicht an Nathan denken will, geht er mir nicht aus dem Kopf.
Für einen Moment denke ich sogar, dass er Recht hat, vielleicht sollte ich mir Colin wirklich aus den Kopf schlagen und einen Neuanfang wagen.
~
Ich habe jetzt 8 Kapitel an einem Tag geschrieben und muss ehrlich gestehen, dass meine Kreativität nachlässt, obwohl ich noch totale Lust habe weiter zu schreiben. Ugggggh.
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CATCH ME
VampireWas würdest du tun, wenn eine geliebte Person spurlos verschwindet? Genau diesen Alptraum durchlebt die 17 jährige Jasmin, seit dem ihr Freund Colin seit einem Jahr plötzlich verschwindet, hat sich ihr Leben komplett verändert. Auf ihrer Suche passi...