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Da mir der Appetit vergangen ist, ist das einzige, was ich bestelle eine Tasse Kaffee. May greift zu den Omelett und bestellt sich noch einen Schokomuffin dazu. 

Sie ist jemand, der Essen kann wie ein Staubsauger, aber nie und nimmer zunimmt. 

"Ich weiß, dass du nicht gerne darüber sprichst, aber hat sich die Polizei bezüglich Colin mal wieder gemeldet?", fragt May.

Ich spucke meinen Kaffee zurück in den Becher. Bravo Jasmine.

"Nein."

"Kommst du klar?" Sie legt ihre Gabel zur Seite und presst die Lippen aufeinander. 

Ich nehme ihr diese Frage nicht böse, kann aber nicht nachvollziehen, warum niemand versteht, dass ich nicht darüber reden will.

An ihn zu denken oder seinen Namen zu hören fühlt sich so an, als würde man eine alte Wunde wieder aufreißen.

"Ich komme klar", bestätige ich May. 

Sie schenkt mir ein liebevolles Lächeln bevor sie weiter isst. 

Als Avery dass Café verlässt, verfliegt die negative Stimmung und wir unterhalten uns über das Outfit, dass wir heute Abend tragen werden.

Leider kann ich nicht wirklich mitreden, weil ich keine anderen Klamotten eingepackt habe, aber May bietet mir an, ihren Kleiderschrank etwas durchzustöbern. 

Dieses Angebot abzulehnen ist so gut wie unmöglich. 

Wir verbringen noch ein paar Stunden im Café und verlieren dabei die Zeit komplett aus den Augen.  



Es ist schon fast sechs, als wir bei Mayleen ankommen. Ihre Eltern sind zum Dinner mit Freunden verabredet, deshalb drehen wir die Musik auf die höchste Lautstärke, damit wir mitsingen können, ohne uns gegenseitig zu hören.

Während May mit ihrem Eyeliner beschäftigt ist, nehme ich ihren Kleiderschrank genauer unter die Lupe. Mit den Worten: "Bedien dich", hat sie mir freien Eintritt ins Paradies verschafft.

Ich nehme ein schwarz weißes Kleid heraus, dass mir sofort ins Auge gestochen ist und kombiniere es mit einem weißen Blazer. Darunter schlüpfe ich in beige Absatzschuhe. 

Zufrieden betrachte ich mein Ergebnis im Spiegel.

"Geht das so?", frage ich May, die die Musik etwas leiser dreht, damit wir uns nicht anbrüllen müssen.

"Ich würde dich nehmen", sagt sie überzeugt und mustert mich. 

Neben Mays violetten Bluse, die sie in eine lässige Shorts gesteckt hat, fühle ich mich etwas overdressed.

"Ist das wirklich okay?", frage ich sie erneut, diesmal etwas verunsichert.

Ich drehe mich vor dem Spiegel hin und her. 

"Vielleicht ist es zu kurz?" 

May stößt ein lautes stöhnen aus.

"Gott, Jasmine, du sollst total sexy aus!", sagt sie überzeugt.

May sieht auf ihr Handy und gibt mir ein Handzeichen, dass bedeuten soll, dass wir los müssen. Ich schnappe mir schnell meine Tasche und fixiere meine offenen Haare mit Haarspray.

Desto mehr ich über die Party nachdenke, desto mehr Zweifel kommen mir in den Sinn.

Avery will mich sicherlich nicht dort haben. Was wenn sich dieses Gerücht schon rumgesprochen hat?

Falls ich keine Lust mehr habe, kann ich ja gehen, mischt sich mein Unterbewusstsein ein.

Mit diesem Gedanken verlassen wir Mays Haus und stolzieren eingehakt zu Avery. 


Als wir vor dem großen Haus ankommen, das nicht mehr als 15 min von Mayleens Haus entfernt ist, fallen mir direkt Scott und Matt ins Auge. Sie stehen neben ein paar anderen, Scott hat seit dem Vorfall mit Avery nichts mehr von sich hören lassen.

"Er sieht lebendig aus", sagt May. Manchmal denke ich wirklich, sie kann meine Gedanken lesen. 

Matt winkt uns zu sich, sofort drücken uns zwei der Kellner ein Sektglas in die Hand.

"Ist ja wie bei den Promis hier", sage ich und nehme das Glas dankbar entgegen.

Scott unterhält sich mit einem Mitschüler, dabei ignoriert er mich und May komplett.

"Ist alles gut mit ihm?", frage ich Matt leise, dieser zuckt nur mit den Schultern.

"Lasst uns reingehen", schlägt May vor.

Ich werfe Scott einen kurzen Blick zu, folge dann aber doch May und Matt in das große Haus. 

Die erste Person, die in meinen Blickwinkel springt ist natürlich Avery, obwohl ich weiß, dass sie mich nicht hier haben will, winke ich ihr lächelt zu. 

Doch statt ein hallo, bekomme ich nur einen bösen Blick. Ich bin froh, dass der Rest mit Trinken und Tanzen beschäftigt ist, so bleibt mir genug Zeit mich zu betrinken. Anders kann ich die Blicke der Mädchen nicht ignorieren.

Ich ziehe den Kopf ein und begebe mich in Richtung Küche, dort suche ich mir eine volle Sektflasche und schütte sie ihn zwei Gläser. 

Während ich mir meine Weg wieder zurück auf die Tanzfläche erkämpfe, sehe ich Leute, von denen ich nicht erwartet hätte, sie hier zu treffen.

Rachel, ein stilles Mädchen aus meinem Englischkurs steht bei den Leuten, wegen denen sie vor einigen Jahren zum Therapeuten gehen musste. Komische Welt.

Ich lasse meinen Blick durch die tanzende Menge schweifen, kann May aber nirgendwo finden.

Die Sektgläser fallen mir aus den Händen, als mich jemand von hinten anrempelt. 

"Kannst du nicht aufpassen?", ich drehe mich um und sehe Nathan, der von oben auf mich herabblickt. Seine Haare sind zerzaust, auch seine Augen sehen nicht so aus, wie sonst immer.

"Was erzählst du für einen Müll, Jasmine? Deine Lügengeschichte über uns beide hat schon die gesamte Schule gehört", brüllt er mir ins Ohr. 

"Du denkst echt, ich hätte das erzählt?", schreie ich zurück. Unverschämtheit. 

"Das hätte ich nicht von dir erwartet."

Es ist nicht zu übersehen, dass er schon angetrunken ist. 

"Nathan, glaub mir, selbst wenn du der einzige Typ auf der Welt wärst, würde ich dich nicht einmal mit der Kneifzange anfassen." 

Die Tatsache, dass er wirklich glaubt, ich würde so einen Mist erzählen macht mich wütend.

Das einzige, was er herausbringt, ist ein belustigtest Grinsen. Arschloch. 

Ohne ihn nochmal anzusehen, mache ich auf dem Absatz kehrt. Ich kann sein Gesicht einfach nicht mehr sehen. 

Mir war von Anfang an klar, dass es keine gute Idee war, hier aufzukreuzen. 

 

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