XIV

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Zuhause angekommen setze ich mich planlos in die Küche. Ich bin verwirrt, was Scott betrifft. Am liebsten würde ich zu ihm rennen und fragen, was zwischen uns und noch viel wichtiger mit ihm passiert ist.

Aus irgendeinem Grund beschließe ich aber, auf Nathan zu hören und es vorübergehend einfach im Raum stehen zu lassen.

May hat mir eine SMS geschrieben, in der sie ankündigt nach der Schule vorbei zu kommen, um nach mir zu sehen. Vermutlich hat Matt ihr schon von dem Vorfall erzählt.

Ablenkung könnte ich aber wirklich gut gebrauchen, also schmeiße ich den Fernseher an und bereite ein paar Snacks vor. Ich überlege heute noch einmal zum Arzt zu gehen und ihm von meinem verletzen Fuß zu berichten, vielleicht stellt er mich wenigstens noch für morgen frei.

Dann muss ich Scott und Nathan nicht ertragen und habe genug Zeit, das Chaos in meinem Kopf zu beseitigen.

Genau pünktlich um halb zwei klingelt es an der Tür, May stürmt direkt rein, sobald ich die Tür aufgemacht habe.

"Was ist vorgefallen?", fragt sie hysterisch.

"Können wir wann anderes darüber reden? Ich brauche wirklich Ablenkung", bitte ich.

Ich kann verstehen, dass May sich sorgen macht, aber es geht mir gut.

Widerwillig stimmt sie ein und macht es sich auf dem Sofa bequem. Noch bevor ich ein paar Getränke aus dem Keller geholt habe, hat sie sich an den Snacks vergnügt.

"Ich will dich damit nicht nerven oder so", murmelt sie mit vollem Mund, "Aber Nathan hat sich nach dem Footballtraining nicht mehr blicken lassen."

Da ich nicht weiß, was ich mit dieser Information anfangen soll, nicke ich einfach nur zustimmend und fülle zwei Gläser mit Limo.

Den Rest des Tages verbringen wir damit, uns jeden erdenklichen Actionfilm anzusehen und über Mays nervtötende Cousine zu sprechen, die für einige Wochen bei ihr zu Besuch sein wird.


Nachdem May sich gegen 20:00 Abends auf den Heimweg macht, fällt mir ein, dass ich vergessen habe, mich vom Arzt durchecken zu lassen.

Gerade, als ich anfangen will, das dreckige Geschirr abzuwaschen, klingelt es an der Tür. 

Ich vermute, dass es May ist, weil sie wieder etwas bei mir vergessen hat.

Als ich die Tür öffne, steht Nathan vor mir. Er lehnt mit einer Hand an unserer Hauswand und sieht erschöpft aus.

"Was willst du hier?", frage ich ihn wütend.

"Es tut mir leid", antwortet er. Seine Augen sind nur halb offen und er riecht nach Alkohol.

"Bist du betrunken?", frage ich plötzlich total besorgt.

Er schließt sie Augen und lässt den Kopf sinken, dabei setzt er einen Fuß vor den anderen, um das Gleichgewicht zu halten.

"Komm rein", sage ich und öffne die Tür soweit, dass er reinkommen kann.

Er sieht mich mich einem leichten, dankbaren Lächeln an und stolziert hinein.

Ich kann nicht glauben, dass ich ihn gerade tatsächlich in mein Haus lasse.

"Schön hier", lallt er, während er sich im Wohnzimmer umsieht.

Ich falte die Hände zusammen und gehe ihm mit langsamen Schritten nach. Er presst die Lippen zusammen, während er sich zu mir umdreht.

"Ich wollte nicht so über Colin sprechen und auch nicht so grob zu dir sein, entschuldige", wiederholt er.

Weil ich weiß, dass er betrunken ist und seine Worte vermutlich morgen wieder bereut, nicke ich einfach nur.

Nathan schaut an mir herab und bleibt an meinen Beinen hängen.

"Wie gehts deinem Fuß?", fragt er.

"Besser."

Aus irgendeinem Grund bin ich total nervös. 

"Und was Scott betrifft..", ich unterbreche ihn.

"Können wir bitte nicht darüber reden?" 

Mit schnellen Schritten gehe ich in die Küche und schütte dort ein großen Glas Wasser ein, bevor ich es Nathan in die Hand drücke. So, wie es ihm jetzt geht, will ich ihn nicht nachhause gehen geschweige denn fahren lassen.

Er trinkt das gesamte Glas mit wenigen Schlücken leer und lässt sich auf das Sofa hinter ihm fallen.

"Ich muss dir eine Menge erklären", fängt er an.

Die Interesse packt mich. Ich setze mich neben ihn fokussiere mich auf seine Hände, die er um das Glas gelegt hat. Dabei bemerke ich, wie sich eine große Wunde an seinem ganzen Arm entlangzieht.

Ich nehme ihm da Glas aus der Hand und stelle es auf den Tisch vor uns, mit meiner freien Hand ziehe ich die Ärmel seines Shirts etwas hoch, um die komplette Wunde zu sehen.

Es sieht aus, als hätte man versucht mit einem Messer in zwei zu stückeln.

Ich sehe ihn fragend an. Er leckt sich über die Lippen und schaut auf meine Hand herab.

"Schon okay", murmelt er.

"Das entzündet sich doch, Nathan", protestiere ich sanft, ohne darauf einzugehen, woher die Wunde kommt.

 bedenkenlos hole ich einen Verband, Creme und Desinfektionsspray aus dem Wohnzimmerschrank. 

Nachdem ich mich wieder setze, wickele ich das Verband auf und schneide mir ein großzügiges Stück ab.

Währenddessen zieht Nathan sich sein Shirt über den Kopf. Seine Schultern und auch der Bereich an seinen Schlüsselbeinen ist mit tiefen Schnitten umgeben.

Aus irgendeinen Grund tut er mir leid, aber ich weigere mich ihn auszufragen.

Wortlos beginne ich, die Wunden zu desinfizieren und einzucremen, bevor ich das Verband und ein paar Pflaster darum befestige. 

Nachdem ich fertig bin stößt er ein leises "Danke" aus und sieht mir dabei zu, wie ich alles wieder in den Schrank räume und mich erneut neben ihn setze.

"Du fragst ja gar nichts", sagt er nach einer Weile.

Ich zucke mit den Schultern und sehe ihn an. Er hat seinen Kopf schief gelegt und lässt mich keine Sekunde lang aus den Augen.

"Erzähl mir nicht, dass du keine Fragen hast."

"Starr mich nicht so an", sage ich letzen Endes.

Ich fasse mir absichtlich hinters Ohr um eine Strähne über mein Gesicht fallen zu lassen, doch kurz darauf streicht er sie mir wieder zurück. 

Bei seiner warmen Hand, die meine Wange streicht bekomme ich Gänsehaut. Er schmunzelt, als er es bemerkt. Mit steifen Blick verschränke ich die Arme vor meiner Brust und schaue nach vorne.

Wortlos beginnt er, mit seinen Fingerkuppen an meinem Hals entlang zu streichen. Ich will, dass er damit aufhört, aber als er es dann wirklich tut, bezweifle ich meinen Wunsch.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 16, 2016 ⏰

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