Die Prophezeiung

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Nach dem Essen stand Percy sofort auf und ging in Richtung des Haupthauses. Annabeth lief ihm nach, doch ich blieb sitzen. Ich würde allein zu dieser Hüttenratssitzung gehen, wahrscheinlich wusste sowieso niemand, dass ich auch kommen musste. Auf jeden Fall würde ich nicht hinter Percy herrennen und ihn anbetteln mit mir zu reden. Er hatte ein Problem und er musste damit selbst rausrücken, ich würde nämlich nicht danach fragen.

Ich war eine der letzten, die den Pavillon verließen. Doch entgegen meiner Erwartung stand jemand an einer Säule gelehnt da und wartete auf mich. Und es war nicht Fabian. >Jetzt müssen wir uns aber beeilen. Du hast ganz schön getrödelt und wenn wir jetzt nicht hinne machen, dann kommen wir zu spät<, meinte der blonde Junge, während er sich von der Säule abstieß und auf mich zukam. Seine Augen waren himmelblau, er hatte eine kleine halbmondförmige Narbe über der Oberlippe und sein orangefarbenes Camp Half-Blood T-Shirt ließ den Blick auf seinen tätowierten Unterarm frei. Die Tätowierung zeigte einen goldenen Adler, darüber waren die Buchstaben S.P.O.R. und darunter erkannte ich zwölf Striche, die wie ein Barcode wirkten. Dazu saß auf seiner Nase eine Brille, dessen Gestell aus Gold bestand. Es war Jason Grace, der Sohn des Jupiters.

Anstatt irgendetwas darauf zu erwidern, ging ich neben ihm her durch das Camp, während wir beide schwiegen. Allerdings war es ein anderes Schweigen, als es zwischen Percy und mir war. Bei Percy war es ein bedrückendes Schweigen, das durch die Geheimnisse, die wir vor einander hatten, entstanden war. Bei Jason hingegen handelte es sich um ein entspanntes einvernehmliches Schweigen, allerdings hatte ich die Vermutung, dass das nur so war, weil wir noch nicht besonders oft und viel miteinander gesprochen hatten.

Als Jason und ich beim Haupthaus ankamen, waren die anderen Hüttenältesten ebenfalls schon da. Einige lümmelten auf der Veranda herum, aber die meisten saßen bereits im Hobbyraum um den Pingpongtisch herum. Aus unerfindlichen Gründen fanden die Ratssitzungen immer dort statt, was allerdings niemandem wirklich zu stören schien. Man stellte einfach für jedes Mitglied einen Stuhl an den Tisch, dazu noch ein paar Snacks und Getränke und schon konnte man Krisensituationen erfolgreich bekämpfen.

Da ich keine Ahnung hatte, warum ich überhaupt zu dieser Sitzung musste, ließ ich mich auf einem der grünen Sofas in einer der Ecken des Raumes nieder von wo ich zwar alles beobachten konnte, aber trotzdem eher im Hintergrund blieb. Die meisten der Anwesenden kannte ich nur flüchtig, andere überhaupt nicht. Percy saß schweigend und zurückgelehnt in seinem Sessel zwischen Annabeth und Grover. Neben Grover saß ein braunhaariges Mädchen, die vielleicht ein oder zwei Jahre älter als Percy war. Sie hieß Clarisse, war die Hüttenälteste der Ares-Hütte und war diejenige die im vergangenen Jahr darauf hingewiesen hatte, dass Hades durch mich immer einen guten Grund hatte einen Krieg gegen seine Brüder zu beginnen und ich kein Recht dazu hätte mich der Verantwortung zu entziehen. Im Moment stritt sie mit einem blonden, blauäugigen Jungen, der etwas jünger als sie selbst war, aber sich trotzdem nicht von Clarisse einschüchtern ließ. Zwei Jungen, ebenfalls in Percys Alter, die beide blaue Augen, braune Locken und ein schiefes, listiges Grinsen besaßen bemalten gerade das Gesicht eines schlafenden Teenagers, der ein blonden Haarwuschel, plumpe Züge, einen dicken Hals und spindeldürre Arme hatte. Ein blonder, ca. dreiundzwanzigjähriger Typ unterhielt sich in einem vernünftigen Ton mit einem sehr hübschen schwarzhaarigen Mädchen, die vielleicht ein Jahr jünger als er war. Butch lehnte schweigend an der Wand neben der Tür und ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen. Jason saß gegenüber von Percy und unterhielt sich mit seiner Freundin Piper McLean. Insgesamt waren wir zweiundzwanzig, darunter drei Satyrn, Grover eingeschlossen, elf Jungen und mit mir acht Mädchen. Und kennen tat ich nicht einmal die Hälfte davon. Das kann ja spaßig werden.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis Chiron endlich zusammen mit dem rothaarigen Orakel Rachel Elizabeth Dare den Raum betrat und für Ruhe sorgte. Alle nahmen an dem Pingpongtisch Platz, nur ich blieb abseits auf dem Sofa sitzen. Nicht das ich dadurch unbemerkt blieb. Chiron hatte mich gleich am Anfang ins Visier genommen und mir mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass ich hier nicht mehr wegkonnte. >Schön das ihr alle hier seid<, meinte Chiron, nachdem Ruhe eingekehrt war. >Wie ihr ja alle wisst, wurde letztes Jahr eine neue, sehr wichtige Prophezeiung uns-oder vielmehr Stephanie-übergeben. Nun hat Rachel eine Prophezeiung von sich gegeben, die etwas mit der Prophezeiung des Kindes der Verbindung zu tun hat< Sofort wurde wild durcheinander geredet. Ich verstand nur einzelne Fetzen, aber es stach klar heraus, dass die Anwesenden alles über diese neue Prophezeiung wissen wollten. >Ich hab die Prophezeiung selbst noch nicht gehört<, unterbrach Chiron den Schwall von Fragen. Augenblicklich wurde es wieder still im Raum bis Rachel das Wort ergriff:

Für den Olymp - Die Familiaris (slow updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt