Julian

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Bis Fabian sich neben mich auf dem Boden kniete, hatte ich immer noch nicht ganz realisiert, dass vor mir zwei Kinder im Busch saßen. Erst als er mich leicht am T-Shirt zog, berührte ich die Spitze von Sturmflut mit der Kappe, sodass ich wieder einen Füller in der Hand hielt und kniete mich dann neben Fabian vor die Kinder. Das Baby, welches uns mit tränennassen Augen ansah, hatte aufgehört zu weinen, dafür wich der kleine Junge, der das Baby fest in seinen Armen hielt, so weit zurück, dass er mit dem Rücken an dem Baumstamm stieß. >Alles gut, alles okay. Wir tun euch nichts<, meinte Fabian ruhig und sehr leise. Als der ungefähr sechsjährige Junge uns immer noch wie ein verängstigtes Häschen ansah, versuchte Fabian es nochmal:>Wir sind nicht böse, keine Angst. Wir wollen euch helfen< Immer noch schwieg der Junge. Kurzerhand beschloss ich das Wort zu übernehmen.

>Hey, du. Guck mal, wir haben nichts dabei, was euch wehtun wird und wir sind auch keine bösen Zauberer<, sagte ich. Der Junge sah nun mich an, doch seine Angst vor uns blieb, deshalb redete ich einfach weiter. >Mein Name ist Stephanie und dieser Typ hier neben mir, ist Fabian. Ist das Baby deine Schwester?< Ich ging jetzt einfach mal davon aus, dass das Baby ein Mädchen war - Außer die Mutter hatte echt einen Knall, wenn sie einem Jungen ne Schleife ins Haar stecken würde. - Der Junge schüttelte zaghaft den Kopf, ließ uns dabei aber nicht aus den Augen. >Wohnst du hier in der Nähe, Kleiner?< Wieder Kopfschütteln, doch dann fing er an, leise zu reden.

>Ich heiße nicht Kleiner<, flüsterte er.

>Nein? Magst du mir dann deinen Namen sagen?<, fragte ich ihn.

>Julian<, erwiederte er nach kurzem nachdenken.

>Ein schöner Name. Julian, wo ist deine Mama?< Der Kleine zuckte mit den Schultern. >Und wo ist ihre Mama?<, fragte ich und zeigte dabei auf das Baby.

>Sie hat uns hergebracht. Dann hat sie gesagt, wir sollen leise sein und uns hier verstecken. Dann ist sie weggegangen. Aber gerade hat sie geschrien<, erklärte Julian mir mit wackeliger Stimme. Ich wechselte einen Blick mit Fabian. Stillschweigend kamen wir darüber in einen, dass wir die Kinder ins Camp bringen und Hilfe für die Frau holen mussten. Es war mit Sicherheit kein Zufall, dass die Höllenhunde ausgerechnet hier aufgetaucht waren. Die beiden Kinder mussten Halbgötter sein.

>Julian, was hälst du davon, wenn wir dich und die Kleine mitnehmen? Wir suchen dann die Mama von ihr und gucken ob wir auch deine finden. In Ordnung?<

>Was ist mit den Monstern?<, zögerte er. Ich war nicht überrascht, diese Worte von ihm zu hören. Vermutluch hatte er die Höllenhunde gesehen und war deswegen auch so ängstlich.

>Die werden euch nichts mehr tun. Wir bringen euch in Sicherheit vor den Monstern<, meinte Fabian.

>Versprochen?<

>Versprochen<, sagten Fabian und ich gleichzeitig. Der Junge kicherte kurz, während Fabian und ich uns nur verblüfft ansahen. Allerdings fiel uns schnell wieder ein, in was für eine Situation wir waren. Deshalb schenkten wir auch sofort wieder dem Jungen unsere volle Aufmerksamkeit.

>Gibst du uns das Baby?<, fragte ich Julian und ganz langsam nahm er seine Arme von dem Baby, sodass ich es nehmen konnte. >Hier, nimm du die Kleine. Ich nehme Julian<, meinte ich zu Fabian und übergab ihm das Baby. Danach streckte ich die Arme nach Julian aus und meinte:>Komm her, ich trag dich< Langsam kam er in meine Arme und umklammerte meinen Hals mit seinen dünnen Ärmchen. Zusammen mit ihm stand ich dann auf, Fabian neben mir und zusammen liefen wir durch das Gestrüpp zurück.

Es hätte alles ganz einfach sein können. Wir hätten die beiden Kinder nur noch den Berg hochbringen müssen und sie wären in Sicherheit gewesen. Doch wir waren zu unvorsichtig. Wir waren gerade dabei den Weg zum Camp wieder zurückzugehen, als sich hinter uns etwas gewaltsam den Weg durch die Bäume bahnte. Fabian und ich drehten uns wie eine Person um und sahen gerade einen Höllenhund von LKW-Größe zwischen den Bäumen hervorspringen. >Lauf!<, schrie ich und wir nahmen die Beine in die Hand.

Unser Unterfangen war von vornherein zum scheitern verurteilt. Selbst wenn wir keine kleinen Kinder auf den Armen gehabt hätten, wären wir niemals rechtzeitig ins Camp gekommen. Julian hielt sich mit aller Kraft an mir fest, das Baby schrie und Fabian und ich liefen, als wäre der Teufel persönlich hinter uns her, was gar nicht so weit verfehlt war. Dennoch hatte der Höllenhund uns nur aus zwei Gründen noch nicht zerfleischt und aufgefressen: 1. Da wir zwischen den Bäumen hindurchliefen, musste der Höllenhund diese ummähen um uns zu verfolgen und das hielt ihn minimal auf und 2. schien er darauf zu warten, dass seine Kumpel, die man schon von überall jaulen und trampeln hörte, zu uns aufschlossen. Anscheinend sollten wir wohl als Allgemein-Snack für zwischendurch herhalten. Ich will ehrlich sein, als Annabeth als erste der anderen Halbgötter uns entgegen kam, hatte ich wirklich das Bedürfnis vor Erleichterung zu heulen. Sie schoss mit Pfeil und Bogen - wo hatte sie die so schnell her? - auf den Höllenhund direkt hinter uns, sodass er etwas weiter zurückfiel, sodass Fabian, der Vollidiot, genug Zeit hatte ihr das Baby in die Hand zu drücken und zu sagen: >Lauft weiter, ich halte sie schon auf< Danach machte er kehrt und leif geradewegs auf den Höllenhund zu.

>FABIAN!!<, schrie ich ihm hinterher und wollte ihm folgen, doch Annabeth fasste nach meinen Arm und zog mich weiter Richtung Camp. >Lass mich los! Er kann das nicht schaffen, er hat nicht mal eine Waffe!<, schrie ich sie an. Sie wirbelte mit dem Baby im Arm zu mir herum. Zu meiner eigenen Verblüffung blitzten ihre Augen nicht nur vor Wut, sie hatte tatsächlich Tränen in den Augen.

>Denkst du, das weiß ich nicht?!<, fauchte sie mich an. >Aber mit den Kindern können wir nichts tun, es sei denn, du hättest in den letzten acht Wochen in denen wir uns nicht gesprochen haben, gelernt deine göttlichen Kräfte einzusetzen!< Ich blieb stumm, worauf sie mich wieder wütend hinter sich her zerrte. >Je länger wir brauchen, die Kinder ins Camp zu bringen, desto länger ist er mit den Höllenhunden auf sich allein gestellt. Also nimm gefälligst die Beine in die Hand und lauf! Wir müssen einfach darauf vertrauen, dass er so lange durchhält bis die anderen oder wir da sind< Sie sprach das offensichtliche nicht aus: Es war ein Ding der Unmöglichkeit, dass Fabian so lange ohne Waffe gegen die Höllenhunde ankam, einer wäre ja noch im Bereich des Möglichen, zwei vielleicht auch, aber hier waren mindestens fünf. Das würde er nicht überleben. Trotzdem lief ich neben Annabeth her Richtung Camp, und ich konnte nicht fassen, dass ich es tatsächlich schaffte, noch schneller zu rennen als vorhin. Fabian... Wehe du stirbst!

Kleine Anmerkung am Rande: Der Name Julian wird englisch ausgesprochen

Für den Olymp - Die Familiaris (slow updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt