Tot?

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Ich suchte nach einem passenden Ort. Wo würde ich niemandem auffallen? Wo könnte ich einfach hinverschwinden ohne zurückzukommen? Ich entschied mich für das Dach des Hauses. Ich stieg in den Aufzug, holte drei Fotos aus meiner Jackentasche, die ich immer bei mir trug:
Eins von mir mit meiner Familie, eines mit mir und allen meinen Freunden, eines von Yoongi. Das Bild von Yoongi hatte ich im Studio geschossen, mit seiner Kamera. Er liebte es zu fotografieren.

Ich betrachtete die Bilder genau. Mein Lachen war dort für immer eingefroren, unveränderbar. Eine Welt in der noch alles heil war, eine Welt auf Papier, leblose, vergilbte Erinnerungen an mein altes Selbst. Ich lächelte still und verabschiedete mich in Gedanken von allen.

Dann sah ich mir das Bild mit Yoongi an.
Er saß da, ganz konzentriert auf sein Mischpult und die Musik. Sein Blick war entspannt und nicht wie gewöhnlich gelangweilt, sondern glücklich.
Wie sehr habe ich mir gewünscht er würde mich einmal so ansehen...
Mein Blick glitt entlang zu seinen Händen. Selbst seine Hände waren perfekt, er hat blasse, lange Finger und meine kleineren Hände würden perfekt in seine großen Hände passen..

Der Aufzug kam an und ich stieg aus, es viel mir schwer meinen Blick von Yoongis Foto abzuwenden.
Ich ging rüber zur Mitte des Dachs und setzte mich auf den Boden.
Dann schluckte ich einige der Schmerztabletten.

Langsam nahm ich eine der Klingen aus der Packung.
Das scharfe Metall glitzerte in meiner Hand und reflektierte den grauen Himmel über Seoul. Ich atmete noch einmal die Stadtluft ein bevor ich die Klinge ansetzte.

Dann zog ich sie längs über meinen Arm.

Sofort blutete ich stark, schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen, ich war kurz davor in Ohnmacht zu fallen als ich einen Schrei hörte.

"Verfickte Scheiße! Jimin!"

Ich hörte die Panik in seiner Stimme.

Yoongi.

Wie hatte er mich gefunden? Und warum hatte er überhaupt gesucht?

"Jimin! Nein! Bitte nicht..."

Und die Welt schaltete sich aus.
Mit einem Mal war alles weg.
Alle Geräusche, das Licht, die Farben, alle Gefühle.

Außer der Schmerz.

Alles war weg, das was übrig war war einfach stiller Schmerz. Ich spürte mich selbst nicht mehr, es war als würde ich nur noch aus diesem Gefühl bestehen.

Und dann war auch dieses Gefühl weg. Ich war wie betäubt.
Wie tot.

[Sorry dass es wieder so kurz ist aber ich wollte die Geschichte so einteilen. Neues Kapitel kommt bald]

HyungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt