Wahrheit oder Pflicht

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Die Flasche drehte sich zum was weiß ich wievielsten Mal. Ich hatte zwar auch ein paar Mal fragen gestellt bekommen aber alle waren relativ harmlos. Das lag warscheinlich daran dass ich das "Baby" in der Gruppe war, denn untereinander waren die Fragen deutlich peinlicher.

Und die Flasche stoppte bei Yoongi.

"Ich hab ne Frage" sagte Jiyong grinsend. "Das wollte ich dich irgendwie schon immer mal fragen"

"Schieß los"

"Hast du schonmal einen Jungen geküsst?"

Ich und Yoongi zuckten beide auf, er vor Lachen und ich vor Schreck.

"Ich bin doch nicht schwul, Dummerchen" sagte er lachend.

In mir zog sich alles schmerzhaft zusammen, mir wurde irgendwie schlecht.

Dass es nicht zu auffällig war wartete ich die nächste Frage ab, entschuldigte mich dann und verschwand im Bad.

Es drehte sich alles, ich spürte wie sich Tränen in meinen Augen sammelten.

Er ist nicht schwul.

Er steht nicht auf Jungs.

Und ich bin ein Junge.

Und ich bin in ihn verliebt, aber werde es ihm nie sagen können ohne dabei unsere Freundschaft zu zerstören.

Aber ich leide lieber als noch mehr zu leiden ohne seine Stimme, sein Lachen, sein Duft...

Ich setzte mich auf den Rand der Badewanne da meine Beine drohten einfach unter mir wegzurutschen.
Ich musste mich sammeln.

Nach ein paar Minuten klopfte es an der Tür und Chaerins Stimme klang gedämpft durch die Tür.

"Alles ok da drin?"

"Ja"

Immerhin funktionierte meine Stimme einigermaßen.

"Ich komm gleich raus"

Wenig später schloss ich wieder auf, nachdem ich mich wieder einigermaßen hingerichtet hatte.
Wortlos holte ich mir ein Bier aus dem Kühlschrank und trank es leer.

Verwundert sahen mich Chaerin und Namjoon an. Besonders Namjoon hatte eine fragende Miene aufgesetzt, ich trank eigentlich nie Alkohol, weshalb ich auch eine ziemlich niedrige Alkoholtoleranz hatte.

Nachdem das erste Bier leer war holte ich das zweite und kippte es herunter.

"Hee mach mal langsam Jimin" ermahnte mich Joon.

"Mir gehts gut, ich weiß schon was ich tu"

Er nickte nur.

Es war wahr was ich gesagt hatte. Ich wusste was ich tat. Aber er hatte es andersherum verstanden. Er dachte ich meinte dass ich wüsste wann ich aufhören muss. Das wusste ich auch, doch ich hatte die Absicht diese Grenze zu überschreiten, anderweiteig würde ich diesen Abend nicht aushalten.
_____________

"Soso Jimin, du weist also was du tust.." sagte ein genervter Namjoon der mich aus Chaerins Wohnung tragen musste. "Du Pabo denkst du weist was du tust und lässt dich hier vollaufen."

Yoongi hatte das Auto schon angemacht und saß bereits startklar am Steuer. Namjoon hiefte mich auf die Rückbank und setzte sich neben Yoongi auf den Beifahrersitz.

"Wehe du kotzt mir mein Auto voll"
Drohte mir Yoongi und fuhr los.

Ich musste mich wirklich beherrschen nicht zu kotzen, mir war schrecklich übel. Als er anhielt und ich die Tür öffnete konnte ich nurnoch hinaussteigen um mich dann in unserer Hecke zu übergeben.

"Pabo, was machst du auch für 'n Scheiß" sagte Yoongi, aber an seiner Stimme hörte ich dass er nicht wirklich sauer auf mich war.

Es war bereits 2 Uhr morgens und meine Eltern schliefen vermutlich schon und mein Schlüssel lag in meinem Rucksack im Zimmer.

"Ich will ihn nicht so seinen Eltern übergeben, die lassen ihn ja nie wieder weggehen" bemerkte Namjoon.

Yoongi schnaubte. "Sollten sie auch nicht, so wie der drauf ist... Ach was solls ich nehm ihn mit, meine Eltern sind sowieso nicht da."

Hatte ich richtig gehört? Yoongi nahm mich mit zu sich?

Er führte mich zurück in sein Auto und auch Namjoon stieg wieder ein.
___________

Ich wachte auf und hatte sofort das Gefühl mich gleich zu übergeben.
So schnell es ging stand ich auf und ging ins Bad und übergab mich ins Klo.

Da viel mir auf dass es ja garnicht mein Bad war. Es war Yoongis Bad.

"Kotz leiser!" kam es aus dem anderen Raum.

Yoongi.

Mein Herz begann sofort zu hämmern als ich seine Stimme hörte. Am morgen hörte sie sich unglaublich...heiß an....Ich bekam eine Gänsehaut.

"Im Badschrank sind neue Zahnbürsten" rief er mit dieser Stimme.

Ich stand zitternd auf, holte mir eine und begann den ekelhaften Geschmack wegzuputzen.

Als ich fertig war ging ich zurück und hätte mich fast auf Yoongi fallen lassen, der da ebenfalls im Bett lag.
Hatte ich etwa neben ihm geschlafen?

Er brummte warnend auf und drehte sich zu Seite um weiterzuschlafen. Ich war bis eben auch müde, war es immernoch, doch ich war zu nervös um neben ihm zu schlafen. Mir war der gestrige Vorfall und die Kotzerei schon mehr als nur peinlich.

Ich beschloss dass ich mich schon genug blamiert hatte und ging erneut ins Bad um mir meine Haare und mein Gesicht einigermaßen instand zu setzten. Ich fand irgendwo ein Fläschchen MakeUp, aber da es wohl Yoongi gehörte war es natürlich viel zu hell für meine braungebrannte Haut.

"Du kannst duschen wenn du willst, danach sieht man nicht mehr ganz so abgefuckt aus" ertönte seine Stimme erneut.

Auch wenn ich es nicht gerne mochte bei anderen Leuten zu duschen tat ich es, ich wollte meiner Mutter nicht so unter die Augen treten.

Schnell zog ich mich aus und hüpfte in die Dusche. Das warme Wasser prasselte auf meinen müden Körper und lies meine Haut wieder frischer aussehen.

Als ich fertig geduscht hatte zog ich mir meine Unterwäsche und meine Hose an. Das war mir jetzt echt peinlich aber ich wollte nicht mit dem versauten Hoodie nach Hause kommen.

"Y-yoongi Hyung hast du was zum anziehen für mich?"

War es nur Einbildung oder hatte er mich gerade angestarrt?

Bestimmt Einbildung....
Klar ich war gut gebaut aber wie ich gestern schmerzlich erfahren hatte war er ja nicht schwul. Bei dem Gedanken daran zog sich mein Herz zusammen.

"Klar. Ich hab sowieso fast nur zu große Sachen"
Antwortete er monoton.

Er stand auf und ging zu seinem Kleiderschrank rüber, zog ein rotschwarz kariertes Hemd heraus und drückte es mir in die Hand.

"Kannst es auch behalten, ich zieh es sowieso nicht mehr an"

"D-ddanke"

Verlegen zog ich mir das Hemd an, es passte perfekt. Dann schnappte ich mir meine Jacke und ging zur Zimmertür. Mit geneigtem Kopf bedankte ich mich für alles und wollte mich schon umdrehen und gehen, als er aufstand und zu mir rüberkam.

Mein Herz stockte als er mit seinen blassen langen Fingern an den Hemdkragen fasste um mir die letzten zwei Knöpfe zuzuknöpfen. Ganz schnell hatte er sie zugeknöpft, und trotzdem ließ mir diese kleine Berührung eine Million Schmetterlinge im Bauch tanzen.

"Nichts zu danken ChimChim"

Und dann ging ich wie ferngesteuert aus dem Zimmer, die Treppe hinunter und raus aus Yoongis Elternhaus.

Daheim angekommen zog ich mir das Hemd aus und vergrub meine Nase darin. Es roch nicht nach Waschmittel, Parfüm oder Deo. Es roch nach Yoongi.

Er riecht so verdammt gut...






HyungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt