Hufspuren im Sand

8 "Monsieur le Flirtheld will dich heiraten"

Vielen lieben Dank an TinaWendyToni für das wunderschöne Cover :)

„Wer bitte ist das denn?", blieb Maila vor der Box eines riesigen Kohlfuchses stehen, der gerade senkrecht stand und versuchte, über die Trennwand hinweg Lars Wallach zu erreichen.

„Du hast gestern aber auch alles verschlafen, oder?", Lars beäugte kritisch die Steigaktion. Herrisch wieherte das Pferd jetzt und spielte sich in Richtung der anderen Boxenseite, zu Elissas Pferd hin, auf.

„Ich hab das Ganze auch verschlafen", stand die Besagte jetzt neben ihnen.

„Ich auch. Aber mir hat man die Story grad erzählt", gesellte sich noch Andrés zu der kleinen Gruppe, „Valerie muss gestern beim Abendessen nach ihrer Misere beim Heu sich mit ihrem neuen Pferd aufgeplustert haben. Soll ein echter Knaller sein. Einen Knall hat er ganz definitiv", er schüttelte den Kopf.

„Von der Abstammung her sollten die Papiere schon mal zwei Meter hoch springen", tauchte Liam hinter ihnen auf, „war unter dem Vorbesitzer auch schon Springpferde M siegreich, S mehrfach platziert. Ich bezweifle nur, dass Valerie ihn gehändelt bekommt. Aber genug davon, geht eure Pferde richten!"

„Aye aye, Captain". Liam verdrehte die Augen aufgrund Andrés flapsigen Kommentares und verschwand die Stallgasse entlang.

„Gestern Abend haben sie ihn gebracht", petzte Elissa beim Putzen genüsslich, „und er muss wohl sehr eilig die Laderampe des LKWs verlassen haben und Valerie erstmal über den halben Hof geschleift haben. Danach hat sie ihn Liam angedreht und ist ins Bett gegangen. Einfach so. Also wenn mein Pferd neu hier ankäme, würde ich doch nach ihm schauen."

„Was ist eigentlich mit ihrem Dunkelbraunen? Hat sie den einfach so eingetauscht? Wir reden hier ja von einem Pferd, nicht von einem neuen Tennisschläger!", Maila schüttelte den Kopf während sie unzählige Strohhalme aus Attilas Schweif las.

„Ihr zwei seid doch schon länger in diesem Sport. Was wundert euch das noch? Ist doch Gang und Gebe, nicht dass ich es gutheiße, aber ohne Geld und die damit entsprechenden Pferde schafft es doch kaum einer nach oben. Da braucht ihr euch doch nichts vormachen oder den Sport schönreden. Ständige Pferdewechsel oder gleich fünf gleichzeitig ist doch nicht seit gestern. Es verlangt doch inzwischen jeder einen reell ausgebildeten fünfjährigen, der aber schon mindestens L platziert ist und noch dazu günstig ist. Und wenn der's nicht bringt, dann kommt halt der nächste. Mit pferdegerecht hat das nichts mehr zu tun, aber so ist die Welt. Reality Check, es ist nicht jeder wie ihr glücklich mit dem Pferd und der damit verbundenen Arbeit und hat dabei noch Spaß. Erfolge zählen mehr, und die sollen schnell sein", Andrés zuckte mit den Schultern.

Elissa seufzte, „ich weiß, dass du Recht hast. Aber manchmal, da wünscht man sich einfach eine Welt mit ein bisschen mehr Verstand"

„Aber es muss doch auch anders gehen! Wo sind diese Beziehungen zwischen Pferd und Reiter, die den Erfolg doch erst möglich machen? Wenn du bereit bist, alles für dein Pferd zu tun und dein Pferd es dir zurückgibt? Nimm doch mal das bekannteste Beispiel Hans Günter Winkler und Halla, die ihn 1956 über den Parcours geschleppt hat. Welches Pferd macht das für einen beliebigen Reiter? Und wenn du heute Winklers Interviews liest, merkst du doch, wie viel ihm dieses Pferd bedeutet hat. Und wenn das alles so schwarz sein soll, wie du es beschreibst, warum reitest du dann überhaupt noch?", Maila holte erst mal wieder Luft, bevor sie Attilas Sattelgurt schloss.

„Schon wer fertig?", unterbrach Lars ihre kleine Diskussion.

„Sofort", Elissa löste die cross ties und führte ihren Fuchs in Richtung der Stalltür.