9 "Hugh Hefners Rating der besonderen Art"

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„Hast du dir's überlegt?", fragte Jean sie nach dem Frühstück wie ein übereifriger Hundewelpe, nachdem er sie allein erwischt hatte. Hellbraune Augen musterten sie neugierig.

„Ich weiß nicht. Ich kenne dich ja eigentlich überhaupt nicht. Und sag jetzt nicht, das kann man ändern. Das weiß ich. Aber das können wir ja hier gemütlich nachholen. Dazu muss ich mich nicht in peinlicher Stille und gezwungenen Konversationen in ein Dorfkino setzen und klebriges Popcorn essen. Nichts gegen dich, aber ist doch so", Maila zuckte mit den Schultern.

„Ich hab's schon verstanden", erwiderte er kühl, „man kommt einfach nicht dagegen an." Er vergrub die Hände in den Hosentaschen seiner Jogginghose. Maila verstand einfach nicht, warum die ganzen Herren der Schöpfung lieber in Jogginghosen als gleich in Reithosen frühstücken gingen.

„Häh?", sah sie ihn verwirrt an, „wogegen?" Konnte der auch ohne Rätsel sprechen?

„Andrés, natürlich. Kann sich durch die Weltgeschichte vögeln und dennoch rennen alle ihm nach. Ist bei dir doch nicht anders, oder?", mit einer Hand fuhr er sich genervt durch die braunen Haare.

„Von mir aus kann er mit allem schlafen, was willig ist, das zu tun. Ist mir egal. Aber was bitte haben seine angeblichen Bettgeschichten, die ich dann glaube, wenn er sie mir persönlich erzählt, damit zu tun, dass ich einfach mit ihm befreundet bin? Oder damit, dass ich einfach generell kein Fan von ersten Dates bin, noch dazu mit Leuten die ich fast nicht kenne?", Maila verdrehte die Augen und wünschte sich woanders hin, als in diesen Flur im ersten Stock mit dem schmiedeeisernen Treppengeländer hinter ihr und der schon leicht heruntergekommenen Blümchentapete an der Wand. Eine leichte Nuance von Lavendel hing in der Luft, ein Strauß stand auf der leicht verschrammten Holzkommode im Flur, und das ständige Getrampel von Füßen in der Etage über ihr störte sie zunehmend.

„Ist klar", sagte er verächtlich, „zählst du dich auch zu willig?"

„Natürlich", erwiderte sie schneidend, „weil ich mit allem ins Bett steig, was mir über den Weg läuft. Natürlich nicht, mein Gott, ist das so schwer zu verstehen?". So langsam war sie echt froh, nein gesagt zu haben, denn solche Gespräche brauchte sie keinen Abend lang.

„Scheint so", stand Lars auf einmal neben ihr, „aber nachdem ich und du das besser wissen, ist die Welt ja in Ordnung. Kommst du? Wir warten auf dich!"

„Mit Vergnügen", sie schenkte Lars ein dankbares Lächeln, „diese Unterhaltung war mir eine Freude!", rief sie dann noch die Treppe runter zu Jean.

„Hättest du gestern Mittag nicht deinen kleinen Piss-Contest mit Andrés sein lassen können und den, ich zitiere, ‚Froschfresser' sein lassen können, wo er war?", maulte sie dann Thoma an, als sie quer über einem der Betten in dem Doppelzimmer lag. Kleider lagen überall auf dem Fußboden herum und ein Haufen halbnasser Handtücher zierte den Eingang zu dem Badezimmer. Maila war froh, dass sie sich kein Zimmer mit irgendwem teilen musste. Aber irgendwann musste auch sie mal Glück haben.

„Nö", grinste der Maila an, „so schlimm finde ich ihn gar nicht. Ich mag ihn sogar sehr gern, weil er Andrés in den Wahnsinn treibt!"

„Dich hat er auch nicht nach 'nem Date gefragt", stöhnte sie, „und mich treibt er auch in den Wahnsinn, das kannst du mir nicht antun. Und übrigens", ein fieses Grinsen huschte über ihr Gesicht, „Elissa mag ihn auch nicht!"

Lars brach nach der letzten Aussage in Gelächter aus, „Da hast du's". Er ließ sich neben Maila fallen und streckte alle viere von sich. „Mir tut von den dämlichen Pflanzen gestern noch alles weh!"

„Herzliches Mitleid", zog Maila ihn auf.

„Mag sie ihn wirklich nicht?", fragte Thoma vorsichtig nach.

Hufspuren im SandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt