Es ist der erste Sommer von vielen, den Maila nur mit Pferden verbringen möchte. Als sie durch ihren Sieg in der Juniorentour eine Einladung für einen dreimonatigen Trainingsaufenthalt im internationalen Ausbildungszentrum eines bekannten Vielseiti...
"Bist du eigentlich farbenblind oder einfach nur blöd?", rief Maila nach vorne, als Capricho und sein Reiter wiederholt in die falsche Richtung abbiegen wollten.
"Weder noch. Ich wollte lediglich sicher gehen, dass du aufpasst wo wir hin reiten müssen", protestierte er von vorne, bevor sein großer Rappe wendete und die Waldwegkreuzung in die andere Richtung verließ.
"Blau ist unsere Farbe, und schau, da ist der Bändel", Maila fuchtelte in Richtung des Stofffetzens im Gestrüpp am Wegrand.
Andrés rollte nur mit den Augen. "Und wann kommt endlich die erste dämliche Aufgabe – mir wird langweilig, nur deinen ach so erleuchtenden Wegaussagen zu folgen"
"Oh, für euch such ich mir was besonders dämliches aus". Die Stimme aus dem Unterholz löste bei Tiramisu einen Satz zur Seite aus.
"Guten Morgen, Kathi", begrüßte Maila vergnügt die blonde Trainerin.
"Guten Morgen, Maila, Andrés", sie grinste bevor sie einen Haufen Zettel durchwühlte, "oh, die Liste gefällt mir – und sie ist sogar für euch." Damit überreichte sie Andrés ein Blatt Papier, "Das sind eure Aufgaben für den nächsten Teil eurer Strecke, das Dorf"
Fassungslos sah der Spanier abwechselnd die Liste und Kathi an. Maila wurde es zu blöd, "Was steht denn drauf?"
Wortlos wurde ihr der Zettel überreicht. "Wer soll das denn bitte lesen können?"
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"Das kann doch nicht sein Ernst sein", grummelte sie dann, "steht da tatsächlich, dass wir ein rohes Ei gekocht zurückbringen müssen?", riet sie dann nach mühsamem Entziffern.
"Glückwunsch, du kannst lesen", gab Andrés sehr missmutig über die Liste von sich.
"Die Laune kannst du gleich daheim lassen", verdrehte Maila nur die Augen, "also, wo ist unser rohes Ei, Kathi?"
"Hier", sie überreichte das Ei breit grinsend, "eure Route führt euch ins Dorf, dort werdet ihr bestimmt jemanden finden, der das für euch macht"
"Ja wunderbar", maulte Andres. Maila konnte ihn so langsam schon nicht mehr ernstnehmen.
"Hast du etwa gedacht, das wird ein Spaziergang mit Fragen wie 'Mit welchem Pferd ist Ingrid Klimke für das Louisdor Finale qualifiziert' oder 'Nenne drei Erfolgspferde von Ludger Beerbaum in den letzten zehn Jahren'?", sie schnaubte, "du kennst Liam doch besser als ich. Dass der uns alle Gemeinheiten die ihm einfallen könnten, aufs Auge drückt, war ja wohl klar"
Während Tiramisu quietschvergnügt auf den Waldweg abbog, der in das nächste Dorf führte, grummelte es hinter ihr nur vor sich hin.
Maila trabte an und ließ ihr Pferdchen eifrig durch den Wald gehen. Mit gespitzten Ohren, einer fliegenden Pferdemähne, die für ein Sportpferd schon wieder zu lang war, vor sich, und mit dem ersten Herbstlaub raschelnd unter den Hufen konnte der Miesepeter bestimmt seine Laune auch nicht mehr beibehalten. Und sie hatte Recht. Mit klappernden Hufeisen auf Asphalt und den ersten Häusern in der Nähe, tauchte der große Rappe an ihrer Seite auf und sein Reiter schenkte ihr ein amüsiertes Grinsen. "Sorry"
