14 "Hoffnung, jeden Tag"

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Es brauchte einen kurzen Moment, bis die Realität einsetzte und wie eine Sintflut über sie hereinbrach. Ein paar wenige Sekunden nach dem Wachwerden, verschlafen in den blauen Stunden des frühen Morgens, war die Welt schön. Warm, sehr gemütlich mit Andrés, der sich sehr gut als Heizung eignete und noch dazu ein sehr bequemes Kopfkissen abgab. Mit verschlafenen Augen mümmelte sie sich noch ein bisschen in ihre Decke ein, bevor schlagartig die Erkenntnis kam, warum er überhaupt in ihrem Bett herumlag, auch wenn er sich da ziemlich gut machte. Attila. Und Andrés, der überhaupt erst hier geendet war, weil sie sich in einer schwachen Minute, oder Stunde, oder den ganzen Abend beziehungsweise Morgen, geweigert hatte, ihn gehen zu lassen, weil sie nicht alleine sein wollte. Als er auf dem Fußboden schlafen wollte, hatte sie ihn für bescheuert erklärt. Und irgendwie waren sie dann ins Reden gekommen, mit dem Schlafen war das noch länger nichts geworden.

„Hör auf zu denken", seine Stimme war kratzig vom Schlafen, als er ihr die Decke wieder bis unter die Ohren zog und sie wieder wie einen Teddy umklammerte, „schlaf lieber noch einmal".

Lautes Hämmern riss sie aus ihrem Tiefschlaf, den sie trotz ihres unruhigen Schlafes im Morgengrauen, eingehüllt in Wärme und Sicherheit, die er ihr zu geben schien, doch irgendwann gefunden hatte

„Qué cojones?", schimpfte Andrés vor sich hin, bevor er sich wieder in seine Decke einrollte und die Augen schloss. Ans Aufstehen dachte er gerade definitiv nicht, stellte sie belustigt fest, als er jetzt noch sein Gesicht halb unter der Decke vergrub. Von seinen im Schlaf entspannten Gesichtszügen und dem Bartschatten war nicht mehr viel zu sehen, nur seine verstrubbelten Haare bildeten einen Kontrast zu dem hellen Bettzeug.

In ihr schläfriges Hirn kam die Einsicht, dass irgendjemand gegen ihre Türe trommelte. Verpennt tappte sie barfuß zu der Holztür, und lugte durch den schmalen Spalt. Fröstelnd die Arme um sich schlingend, erkannte sie blaugrüne Haare. Die Türe offen stehen lassend, schlurfte Maila zurück ins Bett und machte es sich wieder gemütlich. Es gab nichts schöneres, als in ein vorgewärmtes Bett zurückzukehren, stellte sie wohlgefällig fest. Wenn noch jemand wie Andrés drin rumlag, verschlechterte das die Sache auch nicht unbedingt.

„Danke für die freundliche Begrüßung", trat jetzt Elissa ins Zimmer, die Tür hinter sich schließend.

„Weißt du, wie spät es ist?", fragte sie dann beinahe vorwurfsvoll.

„Nah, es interessiert mich auch nicht", grummelte Andrés neben Maila, den Kopf inzwischen unter seinem Kissen vergraben, da ihm der Lärm des Türengehämmers zu blöd geworden war.

„Ach, dann muss ich dich schon nicht länger suchen. Auch gut", grinste Elissa belustigt, „wir haben halb zwölf"

„Hab ich was verpasst?", tauchte Andrés jetzt unter den Federn seines Kissens auf und sah verschlafen zu ihr hoch.

„Jein", schüttelte Elissa den Kopf, „vielleicht ist es auch ganz gut, dass ihr das Drama des Morgens nicht ganz mitbekommen habt. Aber eine Vorwarnung wäre nett gewesen, ich wäre fast von Dorian gekippt, als Valerie mit Attila aufgetaucht ist"

„Tut mir leid, dass ich es nicht noch auf Facebook gepostet habe, mir ging es schon beschissen genug", erwiderte Maila bissiger als beabsichtigt.

„Ich hab nicht mal dein Facebook", verdrehte Elissa nur die Augen.

„Das müssen wir ja sofort ändern", sehr sarkastisch und mit einem Aufstöhnen ließ sich Andrés wieder auf sein Kissen fallen.

„Was war heute Morgen?", ignorierte Maila ihn.

Hufspuren im SandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt