17 "Passagier im A380 kurz vorm Fallschirmspringen"

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„Also zur Statue des Jahres würde ich euch wählen", frotzelte Elissa durch die halbdunkle Nacht.

Maila verdrehte die Augen und setzte sich auf dem breiten Rücken des Hengstes zurecht. Der Rappe drehte den Kopf zu Andrés, der an seiner Seite stand und gab seinem Chef einen sanften Stupser.

„Ne, ihr zwei kriegt das ohne mich hin", trat der jetzt zurück und kletterte neben Elissa auf den Felsen. Pferd und Reiterin sahen ihm einen Moment hinterher.

„Und worauf wartest du?", ungeduldig wedelte Andrés mit einer Hand, bevor Maila endlich im Schritt anritt.

„Man sollte aufhören zu warten, auf den Sommer, auf den Freitag, auf die große Liebe, egal was. Denn glücklich sein wird man erst, wenn man aufhört zu warten und das Beste aus dem Moment macht, in welchem man sich befindet"

„Hört, hört, der große Philosoph Andrés in den frühen Morgenstunden", frotzelte Maila und lenkte den Rappen auf einen großen Zirkel in dem feuchten Sand.

„Ich habe aber Recht. Und im Übrigen, du kannst antraben"

Maila verkniff sich jeden Kommentar und ritt noch weiter Schritt, versuchte sich in die ihr fremden Bewegungen unter ihr einzufühlen, fing das Spielen an, inwieweit das Pferd auf was reagierte und hatte ihn dann innerhalb weniger Schritte am Zügel. Eifrig spielten die dunklen Ohren vor ihr, als Maila antrabte. Weich und flüssig ging der Rappe seine Kreise, während er am Gebiss kaute.

„Du sollst schon reiten, nur spazieren tragen lassen sieht zwar nett aus, wird aber im Parcours nicht funktionieren", unterbrach Andrés ihre Runden.

„Ich weiß", erwiderte sie beinahe patzig.

„Und was genau hindert dich dann daran, das zu machen?", fragte er amüsiert nach.

Mit einem „pff" begann sie nun aktiv zu reiten, merkte wie sich das Pferd unter ihr zusammenschob, der Rappe mehr Last auf der Hinterhand aufnahm. Zufriedene Schnauber begleiteten ihre kleine Übungsstunde, Schritt, Trab und Galopp wechselten sich ab, unterbrochen von Andrés kleinen Hinweisen wie es noch besser sein könnte. Je weniger sie machte, je mehr sie dem Pferd ihr Vertrauen schenkte, desto besser war es, nicht arg anders im Vergleich dazu, wie sie ihre eigenen Pferde immer geritten hatte. Trotzdem war es fremd, auf einem Pferd das nur seinen einen Reiter kannte, sich zurechtzufinden. Aber es war ein Vergnügen, den großen Rappen reiten zu dürfen, eine Freude zu merken, wie auf jede ihrer Hilfen sofort eine Reaktion kam. Von seiner Art her war er ganz anders als Attila, der Spaßvogel. Capricho wollte gefallen, wollte alles richtig machen und Maila hatte irgendwann nur noch ein irres Dauergrinsen im Gesicht.

Gesprächsfetzten von Elissas und Andrés' Unterhaltung waren im Verlauf ihrer Kringelreiterei immer wieder zu ihr durchgedrungen. Elissa war wohl einmal zum Trockenreiten auf dem Rappen gesessen, war als Passagier geduldet worden. So hatte es zumindest sehr bildreich die blauhaarige beschrieben. Der genaue Wortlaut war etwa gewesen ‚wie ein Fluggast im A380, so viel Einfluss wäre ihr von Seiten des Pferdes zugerechnet worden, kurz bevor sie einen Absprung ohne Fallschirm gemacht hätte'. Andrés war daraufhin in Gelächter ausgebrochen, nur um Maila dann gleich hinterherzuschreien, sie solle gefälligst ihre ganzen Paraden nur noch mit dem kleinen Finger reiten. Im Galopp legte sie in einem Anfall von Wahnsinn die Zügel auf den Hals. Capricho streckte sich nur auf der Suche nach Anlehnung nach unten und galoppierte rhythmisch weiter. Ein leises Lachen voller Zufriedenheit entwich ihr und sie konnte nicht wiederstehen für einen kurzen Moment die Arme auszubreiten, sich fliegen zu lassen, bevor sie ihn wieder an den Hilfen hatte.

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