Die schwarze Fee

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Am Tisch angekommen griff ich mir einen Apfel und drehte mich um, als ich einen Jungen auf mich zukommen sah. Es war nicht direkt der Junge, der mir den Atem raubte, sondern sein Aussehen. Er hatte dunkle Augen, einen schmalen Mund, ein markantes Gesicht und war unübersehbar unglaublich attraktiv. 

Er war nicht mal zwei Schritte von mir entfernt, also drehte ich mich um und tat so, als würde ich den Apfel betrachten.

„Tu nicht so, als hättest du mich nicht gesehen",sagte eine männliche, dunkle und raue Stimme.

Auf meinen Armen bildete sich eine Gänsehaut und mein Herz schlug gegen meinen Brustkorb.

„Hatte ich auch nicht vor", gab ich zurück und drehte mein Gesicht zu ihm hin.

Ich konnte ihm in die Augen sehen. Es waren schwarze Augen. Nur helle Sprenkel in einem hellen Grau ließen ihn nicht aussehen, wie von einem Dämon besessen. Da er jetzt auch meine Augen sehen konnte, zuckte er kurz zusammen und betrachtete intensiv mein Gesicht.

„Weiß?", fragte er.

„Schwarz?", fragte ich.

Er grinste. „Du bist gut."

Ich grinste zurück. „Ich weiß."

Er blickte auf den Apfel in meiner Hand und ich konnte seine Wimpern betrachten. Sie waren lang, und gerade. Symetrisch, aber natürlich.

„Genau den wollte ich mir holen", sagte er mit seiner dunklen Stimme und ehe ich mich versah, hatte er sich den Apfel geschnappt, war umgedreht und gegangen.

„Hey!", rief ich zum zweiten Mal heute. „Das ist meiner! Hol dir einen Eignen vom Tisch!"

Wirklich, ich sollte die CD wechseln.

„Jaja, Apfel-Mädchen.", rief er noch über die Schulter, wedelte lässig mit der Hand, in der er den Apfel hielt und war unter den Jungsköpfen verschwunden.

Ich grummelte vor mich hin und nahm mir den dritten Apfel heute.

„Wer war das, mit dem du gerade geredet hast? Der war ja mal heiß!", sie zog das letzte Wort in die Länge und wackelte mit den Augenbrauen. Da fiel mir ein, dass ich seinen Namen gar nicht kannte. „Weiß ich ehrlich gesagt nicht. Aber er hat schwarz gewählt." Liz zog die Luft ein.

„Wow." machte sie und verrenkte sich den Kopf, um zum Jungentisch rüber zu blicken.

„Wirklich? Bist du dir sicher?", fragte Liz nach. Ich verdrehte die Augen.

„Liz, er hatte schwarze Augen. Wenn er schwarze Augen hat, hat er auch schwarze Flügel!" Liz achtete gar nicht auf meinen genervten Tonfall, sondern sah verträumt zum Jungstisch.                                        „Ein Junge mit schwarzen Flügeln..", schwärmte sie vor sich hin. Aber bevor sie von ihrem Hochzeitskleid und der Location anfangen konnte, unterbrach sie Violett.

„Erstens: er heißt Segall. Zweitens: er ist für dich tabu, Liz.", Liz schnappte nach Luft.

„Was? Wieso?" Violett verdrehte jetzt ihrerseits die Augen

„Hast nicht du selbst die Regel aufgestellt, dass das Mädchen, welches einen heißen Typ als erstes kennenlernt und sich mit ihm versteht, tabu für alle anderen ist, bis das Mädchen ihn freigibt?",    Violett hob fragend eine Augenbraue und blickte zu Liz.

Es war tatsächlich so, dass, als wir uns alle angefreundet haben, wir uns genau dies geschworen hatten, damit es keine Streitereien um einen Jungen geben konnte.Liz schien es anscheinend auch aufzufallen, denn sie sah gekränkt aus, bis sie mit dem letzten Schimmer Hoffnung fragte:        „Versteht ihr euch denn?"

Sie sah mich erwartungsvoll an. Bevor ich antworten konnte, ging aber Violett dazwischen.

„Liz! Hör sofort auf!", rief sie. Liz schmollte kurz, bis sie mich, mit dem allerletzten Schimmer Hoffnung fragte: „Gibst du ihn frei?" In dem Moment wusste ich nicht, ob ich das wollte.                     Segal freigeben. Ich schaute zum Jungentisch und begegnete tatsächlich Segals dunklen Augen.

Seine Stimme wehte zu mir rüber, und ich vermutete, dass er in der anderen Hand Feenstaub zerbröselte.

„Was ist, Apfel-Mädchen?", wisperte die Stimme in mein Ohr.

Ich griff ebenfalls in mein kleines Säckchen und zerdrückte den Feenstaub in meiner Hand. Langsam ließ ich ihn zu Boden rieseln, während ich ehrlich sagte:

„Ich weiß nicht, ob ich dich freigeben soll." Er hob amüsiert eine Augenbraue und sogleich hörte ich seine Stimme in meinem Ohr.

„Ich glaube, wir werden sehr viel Spaß gemeinsam haben, also nein. Außerdem verstehst du dich doch so gut mit mir", er sah mich mit einem schiefen Lächeln an.

Er hatte uns belauscht? So viel zu Privatsphäre.

„Stalker.", antwortete ich ihm und drehte ihm dann demonstrativ den Rücken zu. Violett und Liz sahen mich abwartend an. Violett verdrehte genervt die Augen, während Liz mich mit ihren blass-rosafarbenen Augen scharf betrachtete.

„Nein", sagte ich bestimmt und warf einen Blick zu Segal, der schmunzelte.

Liz schmollte und starrte zum Jungentisch rüber. Violett wirkte zufrieden und biss ein weiteres

Stück meines ehemaligen Apfels ab.

„Gute Entscheidung.", hörte ich diese unglaublich raue Stimme.


The White fairy #JustWriteItWo Geschichten leben. Entdecke jetzt