9 Kapitel

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Kutschfahrt


Die Kutschfahrt war super. Ich fand es zwar blöd, dass ich nicht selbst auf dem Kutschbock sitzen durfte, aber dies war besser als gar nichts.

Wir fuhren ziemlich schnell, was Gwendolyn zu überraschen schien. Theoretisch hätte sie schon längst gegen mich fallen müssen, doch sie klammerte sich an ihrer Seite fest. Ihre Knöchel traten weiß hervor.

Ich sah hinaus. In dieser Zeit, war die Stadt viel schöner. Es gab keine Autos, keine Abgase, nur Pferde und Kutschen.

>>Das ist der Kingsway<< erklärte ich. >>Nicht wiederzuerkennen, nicht war?<<

Der Kutscher startete ein Überholungsmanöver. Gwendolyn viel diesmal gegen mich.

>>Dieser Kerl denkt wohl, er ist Ben Hur.<< Gwendolyn rutschte wieder auf ihre Seite, was mich nicht wirklich störte. Immerhin musste ich nur Abstand halten, dann würde ich mich nicht von ihr einwickeln lassen, so wie die anderen.

>>Das Kutschieren macht einen Heidenspaß.<< sagte ich, bevor ich mich zurückhalten konnte. Und da ich schon dabei war, konnte ich auch einfach weiter machen. >>Noch lustiger ist es natürlich mit einem offenen Wagen. Ich bevorzuge einen Phaeton.<<

>>Ich bevorzuge, glaube ich, einen Jaguar.<< sagte Gwendolyn.

Ich musste ein Lachen unterdrücken. Sie war leicht grünlich um die Nase rum.

Wir waren recht schnell in der Wigmore Street. Meiner Meinung nach ja etwas zu schnell. Ich wäre gerne etwas länger gefahren.

Der Lakai, der die Tür öffnete meinte erst, dass Lord Brompton nicht zu Hause sei. Ich erklärte ihm allerdings, dass wir wussten, dass der Lord da ist. Außerdem drückte ich ihm meinen Siegelring in die Hand und sagte ihm, dass er sich beeilen soll.

>>Hast du einen eigenen Siegelring?<< fragte Gwendolyn.

>>Ja, natürlich. Bist du sehr aufgeregt?<<

>>Warum? Sollte ich?<< Sie überprüfte ihre Frisur mit den Fingern.

ich musste leicht lächeln, da ich sie jetzt wohl nervös gemacht hatte. Warum sollte es ihr auch anders gehen, als mir damals.

>>Sitzt tadellos.<< erklärte ich immer noch leicht lächelnd.

das war nicht mal gelogen. Ihre Haare sahen richtig gut aus.

>>Weist du, was? Unsere Köchin heißt auch Brompton.<< sagte Gwendolyn mir. Ernsthaft, sie hatten eine Köchin. Ich lebte quasi von Tiefkühlpizza und die hatten eine eigene Köchin. Ich wollte ja nicht wie ein Kleinkind klingen, aber dass war echt unfair.

>>Ja, die Welt ist klein.<< war aber das einzige, was ich sagte.

Der Lakai tauchte wieder auf. >>Die Herrschaften erwarten euch, Sir.<<

Wir folgten dem Mann die Treppe hoch.

>>Kann er wirklich Gedanken lesen?<< flüsterte Gwendolyn. Toller Themenwechsel.

>>Der Lakai?<< flüsterte ich zurück. >>Ich hoffe nicht. Ich habe gerade gedacht, dass er aussieht wie ein Wiesel.<< Der Witz war mir ehrlicherweise nur so rausgerutscht. Vielleicht wurde ich jetzt schon wie die anderen. Sie hatte etwas in ihrer Art, dass einen dazu veranlasste, locker und entspannt zu werden. So ausgelassen, dass man selbst nicht bemerkt, wie man einen Witz macht.

Doch sie grinste mich an. Mit ihr war das scherzen viel leichter, als mit Charlott. Die hätte jetzt wahrscheinlich mit den Augen gerollt. Doch nicht Gwendolyn.

>>Nicht der Lakai. Der Graf.<< sagte sie.

Ich nickte. >>Das behauptet man jedenfalls.<<

>>Hat er deine Gedanken Gelesen?<<

>>Wenn ja, habe ich nichts davon gemerkt.<<

Der Lakai öffnete eine Tür und Gwendolyn blieb stehen.

>>Die Dame zuerst.<< sagte ich und schob sie über die Schwelle.


Rubinrot - Gideons SichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt